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Kastanienbaum mit Früchten. Foto: Fotolia
21.11.2017
Haus & Garten

Baum des Jahres 2018: Die Esskastanie

Ein Baum mit Geschichte und Zukunft

Die Esskastanie (Castanea sativa) ist in Deutschland eine eher seltene Baumart. Doch wo sie steht, überrascht sie mit ihren kulinarischen und praktischen Möglichkeiten. Daher steht 2018 im Zeichen der Esskastanie, verkündete die „Baum des Jahres Stiftung“ Ende Oktober, und ernannte sie damit zum inzwischen 30. Jahresbaum seit 1989.

Die seltene Edelkastanie

Die Deutsche Baumkönigin 2018, Anne Köhler, erklärt: „Die Esskastanie hat in unseren Breiten eine junge Geschichte. Sie gilt nicht als heimische Baumart, gehört aber – zumindest in Südwestdeutschland – längst in die Kulturlandschaft.“ Die Baumart steht vor allem in Parkanlagen und Gärten. Im Frühsommer ist ihre gelblich-weiße Blütenpracht auffallend schön. Im Oktober fallen ihre großen, runden und mit unzähligen Stacheln besetzten Früchte herunter, platzen auf und es kommen mahagonibraune, glänzende Kastanien zum Vorschein. Auch wenn es der Name vermuten lässt, haben Ess- und Rosskastanie wenig gemeinsam: Während die Esskastanie eng mit Buchen und Eichen verwandt ist, zählt die Rosskastanie zu den Seifenbaumgewächsen.

Mehr als eine Nascherei auf dem Weihnachtsmarkt

Esskastanien sind fettarm, stärkereich und schmecken süßlich. Man kann sie als Bratenfüllung, in Süßspeisen oder als „heiße Maroni“ genießen. Früher waren die Kastanien nach Missernten oft DIE lebensrettende Nahrung – sie galten als das „Brot der Armen“.

Als Weizen-Alternative könnte die Esskastanie bald ein Comeback erleben: Die Früchte lassen sich in getrockneter Form mahlen. Brot und Gebäck aus Esskastanien-Mehl sind glutenfrei und damit für Allergiker gut geeignet. Die Kastanienfrüchte kommen hierzulande vorwiegend aus Italien, Frankreich, Spanien und der Türkei.

Früher: Stütze für den Weinbau

Die Römer brachten die Esskastanie vor rund 2000 Jahren über die Alpen. Sie etablierten den Baum vor allem entlang des Rheins, der Nahe, der Mosel und der Saar. Seitdem gehörten der Weinbau und die Esskastanie zusammen: Das Kastanienholz verrottet langsam und eignete sich so optimal zur Fertigung der Rebstöcke. Meist wuchs der Esskastanien-Hain oberhalb des Weinbergs. Außerdem war das Holz gutes Material für Hausbau, Masten, Brennholz und vieles mehr. Heute sind Rebstöcke meist aus Metall, Beton oder Plastik gefertigt.

Ein Holz der Zukunft?

Die Esskastanie ist anpassungsfähig und wärmeresistent und kommt mit den klimatischen Bedingungen unserer Breiten gut zurecht. Bisher findet man sie selten im Wald. Aber die Forstwirtschaft forscht seit einigen Jahren, ob die Esskastanie in unseren Wäldern hochwertiges Holz für langlebige Bau- und Möbelprodukte liefern könnte. Auch für die Energieholzproduktion ist die Kastanie mit ihrem hohen Brennwert interessant.

Zur Wahl „Baum des Jahres“

Bereits seit 1989 wird der Baum des Jahres gewählt. Die Auswahl trifft die gleichnamige Stiftung und ein Kuratorium aus Fachleuten, Verbänden und Wissenschaftlern. Die Auszeichnung soll Bäumen, die nur wenig Beachtung finden oder sogar gefährdet sind, mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden lassen. Die Internetseite der Stiftung bietet viele Informationen zum jeweiligen Preisträger.

 

Die Vorgänger der letzten Jahre:

 

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