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In den kleinen Rapssamen stecken 40 bis 45 Prozent hochwertiges Öl. Foto: Matthias Wiedenau
25.07.2013
Schule & Wissen

Vielseitig verwendbar: Raps als Rohstoff für Deutschlands beliebtestes Speiseöl, für Kraftstoff und Viehfutter

Züchtung für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, Anbau prägt das Landschaftsbild

Ende Juli beginnt die Rapsernte in Deutschland. Rund zwei Monate nach der Blüte, die ganze Landstriche in ein leuchtendes Gelb taucht, sind die eher unscheinbaren kleinen schwarzen Samen reif. Sie sind ein begehrter Rohstoff für unterschiedliche Produkte wie Speiseöl, Margarine, Mayonnaise, Kraftstoff oder Viehfutter. Auch Bienen sammeln gerne Rapsnektar und -pollen. Bauern, die Raps anbauen, brauchen Fingerspitzengefühl und gute Augen. Denn viele verschiedene kleine Insekten und Schadpilze haben es auf den Raps abgesehen.

Aufschwung durch Züchtung

Raps wird in Deutschland auf etwa zehn Prozent der Ackerfläche angebaut. Das war nicht immer so. Denn bis 1980 gab es kaum Verwendungsmöglichkeiten für die Rapssamen. Ihr bitteres Öl kam nur in Notzeiten auf den Tisch und die niedrigen Rohölpreise machten einen umfangreicheren Einsatz im technischen Bereich unattraktiv. Der Durchbruch gelang der Kulturpflanze erst, als nach einem langwierigen Entwicklungsprozess ertragreicher „00-Raps“ (Doppel-Null-Raps) zur Verfügung stand. Dieser enthält weder die bittere Eurucasäure, noch Glucosinolate. Falls die Rapssamen nach dem Abpressen des Öls als Viehfutter genutzt werden, können hohe Glucosinolat-Konzentrationen zu Stoffwechselstörungen führen. Die gestiegenen Erdölpreise führten außerdem dazu, dass Raps in größerem Umfang zu Kraftstoff, Schmiermittel oder Hydrauliköl verarbeitet wird und als Basis für Farben, Lacke, Kunststoffe oder Seifen dient. 

Günstige Fettsäurestruktur

Rapsöl ist heute das beliebteste Speiseöl in Deutschland. Mit 60 Prozent einfach und knapp 30 Prozent mehrfach ungesättigten Fettsäuren gilt es als besonders gesund und trägt unter anderem dazu bei, den Cholesterinspiegel im Normbereich zu halten. Raffiniertes Rapsöl ist hitzestabil sowie geschmacks- und geruchsneutral. Es ist ideal zum Kochen, Backen oder Braten. Kaltgepresstes Öl schmeckt nussig und eignet sich für Salate, Dips oder Mayonnaisen. 

Herkunft und Ansprüche

Raps (Brassica napus) gehört zur Familie der Kohlgewächse und ist damit ein enger Verwandter unserer Kohlarten. Er stammt aus dem Mittelmeerraum und ging aus einer Kreuzung zwischen wildem Gemüsekohl und Rübsen hervor. Seit dem 14. Jahrhundert wird Raps in Mitteleuropa angebaut. Er wächst auf nahezu allen Böden. Auf guten Böden wie tiefgründigen Lösslehmen erzielt er jedoch höhere Erträge. Die Winterform ist bis minus 15, maximal bis minus 20 Grad Celsius frosthart und eignet sich daher nur bedingt für kontinentales Klima mit schneearmen und kalten Wintern. 

Anbau

Raps ist ein Exot unter den Ackerkulturen. In Jahren mit einer sehr späten Ernte kann er „Geburtstag feiern“. Dann steht er nämlich länger als ein Jahr auf dem Acker. Der Saatzeitpunkt hängt vom Standort ab. Die Pflanze sollte bis zum Beginn der Winterruhe acht bis zehn Laubblätter haben, der Wurzelhals sollte einen Durchmesser von mindestens acht Millimetern erreichen. Dann kann der Raps Fröste besser verkraften. Demnach schwanken die Saatzeitpunkte von Anfang August in Mittelgebirgen und in Norddeutschland bis Mitte September im milderen Südwestdeutschland. Die Landwirte säen rund 2,5 Kilogramm Samen pro Hektar aus, das sind 0,25 Gramm pro Quadratmeter. Die Sämaschine muss also sehr genau eingestellt sein. Raps bedeckt den Boden sehr lang, durchwurzelt ihn tief und fördert eine stabile Bodenstruktur, eine Bereicherung für die Fruchtfolge. Folgt Winterweizen auf Raps, bringt er höhere Erträge. 

Pflanzenschutz und Düngung

Der Pflanzenschutz beginnt schon vor der Saat. Schnecken können ganze Felder kahlfressen. Um dem vorzubeugen, werden die Böden nach der Lockerung mit Walzen gut rückverfestigt. Das reduziert die Bodenhohlräume, die den Schnecken als Unterschlupfmöglichkeit dienen. Reicht das nicht aus, muss Schneckenkorn gestreut werden.

Um schädliche Insekten wie Rapserdfloh und Kleine Kohlfliege in den Griff zu bekommen, behandeln die Landwirte bereits das Saatgut mit einem Pflanzenschutzmittel. Diese Beizung schützt die jungen Rapspflanzen. Da die Saatgutbeizung mit einigen Neonicotinoid-Wirkstoffen im Raps nur noch bis Herbst 2013 zugelassen ist, sind Rapsanbauer zukünftig auf andere Pflanzenschutzstrategien angewiesen. In der landwirtschaftlichen Fachpresse warnen Experten bereits vor Lücken im Resistenzmanagement und Resistenzentwicklung bei den Schädlingen.

Zu den bekanntesten Rapsschädlingen gehört der Rapsglanzkäfer, der mit Vorliebe an den Blütenknospen frisst. Der Winzling ist resistent gegenüber mehreren Insektiziden und kann nur mit wenigen Produkten bekämpft werden. Aber auch Unkräuter und pilzliche Krankheiten können die Rapsernte gefährden, wenn sie nicht frühzeitig ausgeschaltet werden. Dazu zählen Stängelkrankheiten wie zum Beispiel Fäulen durch Phoma-Pilze oder Krankheiten wie die Rapsschwärze, Grauschimmelfäule und echter Mehltau. 

Seitdem die Abgase von Kraftwerken schwefelfrei sind, ist die Schwefeldüngung eine Standardmaßnahme für Rapsanbauer. Stickstoff, insgesamt rund 170 Kilogramm pro Hektar, verabreichen die Landwirte in Teilgaben, um ein gleichmäßiges Wachstum zu fördern. Darüber hinaus benötigt die Pflanze unter anderem Phosphor, Kalium, Magnesium und Bor. 

Ernte

Raps wird je nach Region und Wetter von Mitte Juli bis Mitte August mit dem Mähdrescher geerntet. Die Pflanze reift von oben nach unten ab. Deswegen platzen die Schoten mit den Samen im oberen Bereich bereits auf, während sie weiter unten noch nicht ganz reif sind. Der Erntetermin ist immer ein Kompromiss. Der Wassergehalt sollte im Durchschnitt möglichst unter neun Prozent liegen, um Trocknungskosten zu vermeiden. Die Rapssamen enthalten 40 bis 45 Prozent Öl. 

Zahlen

Raps wuchs 2012 in Deutschland auf 1,3 Millionen Hektar. Laut Destatis lagen die Erträge im Mittel der Jahre 2010 bis 2012 bei 3,5 Tonnen pro Hektar, die Spitzenerträge jedoch bei über fünf Tonnen.  

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