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Gefährden den Rapsanbau in Deutschland: Pläne der EU-Kommission für ein umfassendes Verbot von Neonikotinoiden. Ohne Neonikotinoide sind bei starkem Schädlingsbefall Ertragsverluste von 10 bis 15 Prozent zu erwarten. Foto: adpic
Pressemitteilung
13.03.2013 - Frankfurt/Main

IVA: Mitgliedsstaaten müssen Pläne der Kommission stoppen

Neonikotinoide: Regulatorischer Rundumschlag aus Brüssel gefährdet Rapsanbau in Deutschland

Die Pläne der Europäischen Kommission zu einem umfassenden Verbot von Pflanzenschutz-Wirkstoffen aus der Gruppe der Neonikotinoide sind überzogen und müssen von den Mitgliedsstaaten gestoppt werden. Dies fordert der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) im Vorfeld einer Sitzung des Ständigen Ausschusses für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit (SCoFCAH) am Donnerstag und Freitag dieser Woche in Brüssel. 

In Deutschland wäre besonders der Anbau von Raps gefährdet, da den Landwirten bei einem Verbot der Saatgutbeizung mit Neonikotinoiden kaum noch wirksame Alternativen zum Schutz gegen Schädlingsbefall zur Verfügung stünden. „Die Pläne der Kommission kommen einem regulatorischen Rundumschlag gleich. Sie sind wissenschaftlich nicht untermauert, sie schaden der Landwirtschaft und ihr Nutzen für die Bienen ist mehr als fragwürdig“, kommentiert Volker Koch-Achelpöhler, Hauptgeschäftsführer des IVA. 

Hintergrund der Diskussion ist eine wissenschaftliche Bewertung der Risiken von Neonikotinoiden für Bienen, mit der die Kommission die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) beauftragt hatte. Die Behörde kam in dem unter großem Zeitdruck erstellten Dokument zu dem Schluss, dass die untersuchten Wirkstoffe erhebliche Risiken für Bienen darstellen könnten und für die Risikobewertung Datenlücken bestünden. 

Die Hersteller haben kritisiert, dass die EFSA Daten nur selektiv bewertet hatte, nicht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse (zum Beispiel keine Studien in deutscher Sprache) und auch keine Erfahrungen aus der landwirtschaftlichen Praxis berücksichtigt hat. Dennoch will die Kommission ein generelles zweijähriges Verbot von drei Neonikotinoid-Wirkstoffen in allen Kulturpflanzen, die für Bienen als attraktiv gelten, europaweit durchsetzen. 

Nach Ansicht des IVA ist das für Deutschland sachlich nicht gerechtfertigt. Die hierzulande eingesetzten Pflanzenschutzmittel sind von Fachbehörden des Bundes in einer Risikobewertung überprüft und für genau definierte Anwendungen zugelassen worden. Die fachlichen Urteile der Zulassungsbehörden basieren auf umfassenden wissenschaftlichen Studien und berücksichtigen, im Gegensatz zur EFSA-Bewertung, die tatsächliche Anwendung in der Landwirtschaft. 

„Die Brüsseler Pläne haben mit der Wirklichkeit unserer Landwirte wenig zu tun. Denn in der Praxis in Deutschland werden die Risiken sicher und verantwortungsvoll gemanagt“, erklärt Koch-Achelpöhler. Er verweist dabei insbesondere auf die umfangreichen Maßnahmen der Branche zur Qualitätssicherung der Saatgutbeizung. 

„Pflanzenschutzmittel mit Neonikotinoiden können sicher und Bienenverträglich eingesetzt werden“, so Koch-Achelpöhler weiter. So ist durch umfangreiche Forschungen belegt, dass die Ursache für Bienenverluste in Deutschland keineswegs Pflanzenschutz, sondern in erster Linie der Befall mit der Varroa-Milbe ist. „Daher wäre es reiner Aktionismus“, so Koch-Achelpöhler, „wichtige Pflanzenschutzmittel im Handstreich zu verbieten, vor den Folgen eines solchen Verbots für die Landwirtschaft aber die Augen zu verschließen.“ 

Das Nachsehen hätten vor allem die Rapsanbauer in Deutschland. Ohne den Einsatz von Neonikotinoiden sind beispielsweise im Rapsanbau bei einem starken Befall durch Schädlinge Ertragsverluste von 10 bis 15 Prozent zu erwarten. In zentralen Rapsanbaugebieten in Deutschland würden nach Berechnungen einer im Januar 2013 vom Humboldt Forum for Food and Agriculture e. V. (HFFA) veröffentlichten Studie die Netto-Margen der Produzenten um 60 Prozent schrumpfen. Der Anbau wäre damit kaum noch wirtschaftlich.

Quelle:

HFFA-Studie von Steffen Noleppa und Thomas Hahn:

>> The value of Neonicotinoid seed treatment in the European Union (PDF, 3 MB)

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