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Weinberge an der Mosel. Quelle: BASF AgroSlide
26.06.2007
Umwelt & Verbraucher

Wenn der Wein blüht

Der frühen Rebblüte gilt das ganze Augenmerk der Winzer, denn schon jetzt werden die Weichen für einen guten Jahrgang 2007 gestellt.

Dieses Jahr blühte der Wein im Schnitt drei Wochen früher als sonst. Die Rebblüte und die ersten Wochen danach sind für die Entwicklung der Trauben die wichtigste und gleichzeitig empfindlichste Phase: Witterung, Schädlinge und Krankheiten entscheiden jetzt über die Menge und die Qualität des heranwachsenden Jahrgangs.

So früh wie noch nie

Bereits Mitte Mai begann es in den Weinbergen intensiv zu duften. Ein untrüglicher Hinweis auf die optisch eher unscheinbare Blüte der Rebstöcke. Und das nicht nur in den südlichen Gefilden. Bis in die nördlichen Anbauregionen von Ahr und Mosel haben der milde Winter und Sommertemperaturen im April für eine rasante Entwicklung der Gescheine – so heißen die Blüten in der Winzersprache - gesorgt. Kaum erblüht der Wein, hofft der Winzer auch schon auf sein baldiges Verblühen, weil dieses Stadium besonders empfindlich ist. Das Blütenhäubchen, das Narbe und Fruchtknoten schützt, wird in dieser Phase abgeworfen. Nur so können die Pollen befruchten, aber gleichzeitig sind zu diesem Zeitpunkt auch pilzlichen Krankheitserregern Tür und Tor geöffnet.

Zufriedenheit überwiegt

„In frühen Lagen ist dieses Jahr die Blüte gut durch“, zieht Dr. Michael Maixner vom Institut für Pflanzenschutz der Biologischen Bundesanstalt (BBA) in Bernkastel-Kues (Mosel), Bilanz. „Der Wein blühte dort trotz Temperaturrückgang und Regen zu Pfingsten schnell ab. Das freut die Winzer.“ Bei den frühen Rebsorten wie z.B. Müller-Thurgau und Burgunder sind Anfang Juni die kleinen Träubchen schon gut zu erkennen. Späte Sorten, wie der Riesling, blühen vielerorts zum Monatswechsel noch. Verzögert sich die Befruchtung durch Kälte und Regen, fallen die Blüten einfach ab. Im Fachjargon wird dies ‚Verrieselung’ genannt.

Vorbeugen gegen Mehltau-Pilze

Ein Befall mit Peronospora (Falscher Mehltau) und Oidium (Echter Mehltau) kann während der Rebblüte und in den ersten Wochen der Fruchtbildung zur völligen Zerstörung von Blütenständen und Trauben führen. Ist das Weinlaub bereits vor der Blüte infiziert, müssen die Reben schon zu diesem Zeitpunkt mit einem tiefenwirksamen Fungizid geschützt werden. Nur so kann ein Eindringen des Pilzes in die Fruchtanlagen verhindert werden. Falls keine frühe Behandlung nötig ist, empfehlen Experten grundsätzlich die Bekämpfung der Mehltau-Pilze nach Abschluss der Blüte. Jetzt sind die Schalen der kleinen Beeren noch besonders weich und anfällig für Pilzinfektionen. Sind die ersten Symptome daran sichtbar, ist es vielfach schon zu spät.

Ölflecken als Warnhinweis

„Für die Entwicklung von Peronospora war es dieses Frühjahr zunächst zu trocken“ erklärt der BBA-Pflanzenschutzexperte Dr. Maixner. „Die Regenfälle zu Pfingsten können aber zu Infektionen geführt haben.“ Der Schadpilz benötigt im Winter und Frühjahr für seine Entwicklung im Boden viel Feuchtigkeit. Im Frühjahr gelangen dann die Sporen des Pilzes mit hoch spritzendem Regenwasser auf die Weinblätter. Ein typisches Symptom für den Peronospora-Befall sind die so genannten Ölflecken: helle, ölige, zwei bis drei Zentimeter große Flecken auf der Oberseite der Blätter. Auf den Blattunterseiten entwickeln sich die typischen, schneeweißen Pilzrasen. Stark befallene Blätter fallen ab; infizierte Blütenstände und junge Beeren verdorren.

Oidium liebt es heiß und trocken

Für die Entwicklung des Echten Mehltaus (Oidium) reichen Wärme und der Tau in den Morgenstunden aus. Der Pilz überwintert als Mycel in Knospen oder in Form dunkelbrauner Fruchtkörper auf der Rinde, unter der Borke von altem Holz, auf hängengebliebenen, eingetrockneten Trauben, Stielen und Blättern. Die im Winter auf jungem Holz sichtbaren‚ 'Oidium-Figuren’ sind ein wichtiges Indiz. Im Frühjahr geben die Fruchtkörper die Sporen frei. Sieben bis 17 Tage nach der Infektion entwickeln sich auf den grünen Rebteilen die typisch grauweißen, mehligen Beläge. Unmittelbar nach der Blüte infizierte Beeren verdorren. Erbsengroße, befallene Beeren bleiben grün und bei größeren Früchten kommt es zum Samenbruch: Sie platzen auf, so dass die Kerne offen liegen. Schon bei einem Befall von nur zehn Prozent der Trauben mit Oidium schmeckt der Wein muffig.

Hochzeitsflug ohne Folgen

Ein bekannter Schädling zur Rebblüte ist die Larve des Traubenwicklers, die an den Gescheinen frisst. Sie wird ‚Heuwurm’ genannt, da ihre Zeit mit der ersten Heuernte zusammenfällt. Seit sich die Verwirrungsmethode mit Pheromonen im Weinbau immer mehr durchsetzt, halten sich die Schäden des Traubenwicklers in engen Grenzen. So auch in diesem Jahr. Obwohl der Hochzeitsflug der Falter besonders früh begann, blieb aus Sicht des Traubenwicklers der Erfolg aus. Die nach Falterweibchen duftenden Pheromonpräparate verwirrten die Männchen so sehr, dass es nur zu wenigen Paarungen und folglich auch kaum zur Eiablage kam.