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Die Presse macht aus 36 Kubikmeter Verpackung einen ein Kubikmeter großen Ballen, der als Energieträger in die Zementherstellung geht. Quelle: Matthias Wiedenau
23.09.2010
Umwelt & Verbraucher

Von wegen „ab in die Tonne“ – PAMIRA entsorgt leere Pflanzenschutz-Kanister

Freiwilliges Rücknahmesystem ist Erfolgsmodell – Analyse bestätigt ökoeffiziente Entsorgung

Wohin mit unserem Müll? Verbraucher rätseln bei vielen Abfällen, welche Tonne oder welches Entsorgungssystem das richtige ist. Ganz klar fällt die Antwort bei Verpackungen von Pflanzenschutzmitteln aus: Sie werden seit 1996 über die freiwillige Wirtschaftsinitiative PAMIRA (PAckMIttel Rücknahme Agrar) entsorgt. Einmal im Jahr liefern Landwirte, Gärtner und Winzer ihre leeren Kanister an Sammelstellen in ihrer Nähe ab. Eine Studie bestätigte jüngst die Ökoeffizienz von PAMIRA im Vergleich zu alternativen Entsorgungsmöglichkeiten.

Entleert, gespült und trocken

PKW auf PKW und Traktor auf Traktor rollen auf das Gelände der Firma Kreislaufwirtschaft Maurer & Wissmann im rheinischen Kerpen. Im Gepäck haben die Landwirte jede Menge leere Pflanzenschutzmittel-Gebinde, die über zwei Tage an diesem zentralen Ort inmitten der Ackerbauregion gesammelt werden. PAMIRA-Mitarbeiter Hans-Peter Stang ist der „Herr der Kanister“. Er prüft bei jeder Anlieferung, ob sie restlos entleert, gespült und trocken sind sowie das PAMIRA-Logo tragen. Ist das nicht der Fall, weist Stang die Lieferung zurück. Die Kanister müssen dann als Sondermüll entsorgt werden. „Die Resonanz der Landwirte auf unsere Sammelaktion ist sehr positiv“, so Stang. Zwei Begründungen führt er an: „PAMIRA nimmt die leeren Gebinde gebührenfrei zurück. Außerdem sammeln wir im Jahr 2010 bereits an 292 Stellen, so dass Wege für die Anlieferer kurz bleiben.“

 Nach erfolgter Kontrolle laden die Landwirte die Kanister von ihren Anhängern in große Container um. Dabei achtet Stang darauf, dass die Deckel abgedreht und separat gesammelt werden. Das hat seinen guten Grund. Denn wären die stabilen Kanister fest verschlossen, würde das die Arbeit der Presse behindern. In einem Nachbargebäude formt diese aus einer 36 Kubikmetern umfassenden Containerladung einen rechteckigen, rund einen Kubikmeter großen Ballen, der preiswerter zu transportieren ist. „Die Ballen dienen als Energieträger bei der Zementherstellung“ oder werden für unbedenkliche Recyclingprodukte eingesetzt, erklärt Stang. Der PAMIRA-Mitarbeiter stellt den Anlieferern schließlich Bescheinigungen aus, die als Nachweis für die ordnungsgemäße Entsorgung bei Betriebskontrollen dienen.

Flächendeckend seit 1996

Seit 1996 bieten Pflanzenschutzindustrie und -handel in Deutschland mit PAMIRA ein flächendeckendes Entsorgungssystem für die Verpackungen ihrer Produkte an. Für Landwirte ist die Entsorgung kostenlos. Die Kosten für Sammlung, Logistik, Kontrolle und Verwertung tragen die Hersteller. Der Handel stellt seine Betriebsflächen für die Sammlung kostenfrei zur Verfügung. Das System wurde bereits zwei Jahre vor dem Inkrafttreten der Verpackungsverordnung freiwillig entwickelt. Die Verpackungsverordnung sieht vor, dass der Kunde die Verpackungen an den Einzelhandel zurückgeben kann. Der gibt sie an den Großhandel zurück bis sie schließlich – möglicherweise über weitere Handelsstufen – beim Produzenten landen. Bei PAMIRA ist das anders: Durch die zentrale Sammlung und direkte Verwertung werden mehrere Handelsstufen übersprungen. So können viele zusätzliche Transportfahrten und Verwaltungsarbeiten eingespart werden.

Deswegen schneidet das System auch in der Außensicht sehr gut ab. „Das Entsorgungssystem für Verpackungen von Pflanzenschutzmitteln PAMIRA ist nicht nur wirtschaftlicher als Alternativmodelle, sondern verursacht in der Gesamtsicht auch die geringsten Umweltbelastungen.“ Das ist das Ergebnis einer umfassenden Ökoeffizienz-Analyse. Die Untersuchung war in Auftrag gegeben worden, um das System weiter zu verbessern und alternative Ansätze bei der Logistik und Verwertung zu prüfen.

Gute Zwischenbilanz

Die Zwischenbilanz von PAMIRA kann sich sehen lassen: Die Menge der zurückgenommenen Verpackungen wuchs kontinuierlich von anfangs 920 Tonnen im Jahr 1996 auf 2 400 Tonnen im Jahr 2009 an. Das entspricht einer Rücklaufquote der verkauften Verpackungen von rund 75 Prozent. Betreiber des Systems ist die Gesellschaft zur Rückführung industrieller und gewerblicher Kunststoffverpackungen mbH (RIGK). Die politische Verantwortlichkeit liegt beim Industrieverband Agrar (IVA).

Mehr über PAMIRA erfahren Sie unter www.pamira.de