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Der Windhalm ist ein büscheliges Rispengras, das 30 bis 125 Zentimeter groß wird. Foto: Bayer CropScience
17.05.2016
Umwelt & Verbraucher

Resistenter Windhalm macht sich immer breiter

Pflanzenschutzmittel wirken nicht mehr überall – Getreideanbau kann unwirtschaftlich werden

Der Ackerfuchsschwanz beherrscht zwar die Schlagzeilen der Fachpresse, aber der Windhalm macht es ihm nach: Immer mehr Pflanzen sind ebenso resistent gegenüber einem oder mehreren Wirkstoffen. Aus der Entwicklungs-Pipeline der Pflanzenschutzmittel-Hersteller kommt vorerst nichts Neues, daher ist konsequentes Resistenzmanagement der einzige Weg.

Schleichender Prozess

In den 1990er Jahren hat ein schleichender Prozess eingesetzt. Auf immer mehr Getreideflächen taucht resistenter Windhalm auf. Besonders dort, wo überwiegend  Wintergetreide angebaut wird und lehmige sowie sandige Böden ihr Wachstum begünstigen. Betroffen sind vor allem Weizen und Gerste, die zusammen auf rund 40 Prozent der deutschen Ackerfläche wachsen. Das Ungras konkurriert mit den Kulturpflanzen um Platz, Nährstoffe, Licht und Wasser. Ertragsausfälle von 20, 30 oder noch mehr Prozent sind möglich. Damit würde der Anbau unwirtschaftlich.

Die Resistenzen betreffen verschiedene Wirkstoffgruppen. So vor allem Wirkstoffe, die die Aminosäurenbildung (ALS-Hemmer) und die Photosynthese hemmen. Neuerdings sind allerdings auch Wirkstoffe aus der Gruppe der ACCase-Hemmer betroffen, die in den Fettstoffwechsel der Ungräser eingreifen.

Volle Aufwandmengen

Neue Wirkstoffe sind vorerst nicht in Sicht. Dabei wäre eine größere Vielfalt wünschenswert, um die vorhandenen Mittel nicht durch häufigen Einsatz zu verschleißen. Also hilft nur ein konsequentes Resistenzmanagement. So sollten die noch funktionierenden Wirkstoffe nach Möglichkeit abwechselnd in den verschiedenen Kulturen eingesetzt werden. Ähnlich wie beim Antibiotikaeinsatz in der Humanmedizin ist ein hundertprozentiger Bekämpfungserfolg wichtig. Das heißt volle statt verringerte Aufwandmengen. Eine einzige übrig gebliebene Windhalmpflanze kann nämlich zwischen 1000 und 12 000 neue Samen bilden.

Betroffene Landwirte sollten die Anbaupausen zwischen den besonders gefährdeten Winterweizen- und Wintergerstenkulturen verlängern. Fruchtarten wie Mais, Zuckerrüben oder Kartoffeln bieten dafür sich an. Sie werden im Frühjahr gesät bzw. gepflanzt. Der Windhalm keimt aber im Herbst und kann daher problemlos vor der Saat beseitigt werden. Das geht mit Bodenbearbeitungsgeräten wie Grubbern oder Eggen, kann aber auch mit Glyphosat erfolgen. Das Samenpotenzial im Boden nimmt dadurch ab.

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