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Dr. Heinz Ganzelmeier, Leiter des Instituts für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz am Julius Kühn-Institut in Braunschweig. Quelle: Julius Kühn-Institut
12.08.2008
Umwelt & Verbraucher

Pflanzenschutzgeräte immer sicherer

Qualitätsgeräte sind am JKI-Siegel erkennbar

Pflanzenschutzgeräte müssen technisch topp sein. Denn die Pflanzenschutzmittel sollen ihre Ziele – das sind Unkräuter und pilzliche oder tierische Schaderreger - punktgenau treffen. Das Institut für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz am Julius Kühn-Institut (JKI) in Braunschweig prüft die Geräte vor ihrer Markteinführung. Darüber hinaus können die Hersteller ihre Geräte auf Wunsch auch nach international anerkannten ISO-Standards auf Herz und Nieren testen lassen. Institutsleiter Dr. Heinz Ganzelmeier erklärt, wieso die Prüfungen ein echter Fortschritt für alle sind.

Ob Pflanzenschutzgeräte für den Hausgarten oder für den Großbetrieb – Sie prüfen die Technik, bevor sie in den Handel kommt. Wieso ist das so wichtig?

Die Technik ist ein Glied in der Kette, die den Pflanzenschutz sicher für Mensch und Umwelt macht. Industrie und Landwirtschaft betreiben großen Aufwand, um die Mittel bedarfs- und zielgerecht anzuwenden. Da darf die Technik nicht hinterherhinken. Unser Institut stellt sicher, dass die Pflanzenschutzgeräte einwandfrei funktionieren. Ab fünf Liter Behältervolumen greifen gesetzliche Vorgaben. So müssen die Geräte unter anderem genau verteilen und zuverlässig funktionieren sowie gut zu befüllen und zu reinigen sein. Erst wenn wir feststellen, dass die Geräte in Ordnung sind, dürfen sie in Deutschland in den Handel gebracht werden.

Ihr Prüflabor ist kürzlich nach ISO 17025 akkreditiert worden. Was verbirgt sich hinter dieser Norm?

Damit haben wir von unabhängiger Seite die Bestätigung erhalten, dass unser Prüflabor nach einem international anerkannten Qualitätsstandard arbeitet. Die komplette Prüfung ist vom Auftragseingang bis zur Dokumentation nachvollziehbar, zuverlässig und transparent. Die ISO-Prüfung geht ein Stück über die gesetzlich vorgeschriebenen Tests der Geräte hinaus. Wir prüfen unter definierten Bedingungen zum Beispiel die Funktion, die gleichmäßige Verteilung der Spritzflüssigkeit, die Düsen, das Rührwerk und die Pumpe der Pflanzenschutzgeräte. Erfolgreich getestete Geräte erhalten unser Siegel, das auch über Europa hinaus anerkannt ist.

Was hat der Verbraucher von Ihrer Arbeit?

Je präziser und zuverlässiger Pflanzenschutzgeräte arbeiten, desto geringer sind die Auswirkungen auf die Umwelt und desto sicherer ist auch, dass keine unerwünschten Rückstände in den Lebensmitteln auftreten. Bereits heute haben wir hier in Deutschland einen hohen Standard erreicht. Regelmäßige Rückstandsuntersuchungen in Nahrungsmitteln oder im Wasser bestätigen die erfreuliche Entwicklung. Zudem profitieren auch Hobbygärtner von unserer Arbeit. Kaufen sie ein zugelassenes Gerät und befolgen sie die Gebrauchsanleitung, so dürften keine Probleme bei der Handhabung auftreten.

Was hat sich bei Pflanzenschutzgeräten gegenüber früher geändert?

Der technische Standard der Pflanzenschutzgeräte ist wesentlich höher als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Das heißt: Pflanzenschutzmittel können immer exakter angewendet werden. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen und den freiwilligen Prüfungen für Neugeräte gibt es dafür eine Reihe von Gründen. So zum Beispiel die turnusmäßige Überprüfung von Pflanzenschutzgeräten, vergleichbar mit dem TÜV bei Kraftfahrzeugen. Demzufolge müssen Profigeräte im zweijährigen Abstand von unabhängiger Stelle auf ihre ordnungsgemäße Funktion geprüft werden. Große Fortschritte gibt es bei den Düsen. Hier besteht die Kunst darin, ausreichend feine Tropfen für eine gute Benetzung zu erzeugen und gleichzeitig die Abdriftgefahr des Sprühnebels durch Wind zu minimieren. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Düsen, die diesen Spagat ermöglichen. Ein weiterer technischer Quantensprung ist für mich der Computereinsatz. Damit kann die Menge sehr genau geregelt und situationsgerecht ausgebracht werden. Oder ein anderes Beispiel: Im Obstbau erkennen Sensoren Baumlücken und sorgen dafür, dass an diesen Stellen nicht gespritzt wird. Die Technik entlastet also Landwirte und Gärtner von Routinearbeiten. Sie können sich dann stärker auf die eigentliche Arbeit konzentrieren.

Profitieren auch Landwirte und Hersteller von Ihren Prüfungen nach ISO 17025?

Unsere freiwilligen Prüfungen nach ISO 17025 sind international anerkannt – das JKI-Siegel ist im Ausland ein Qualitätskriterium. Landwirte achten darauf, und Hersteller stärken damit ihre Position im Wettbewerb. Unsere freiwilligen Prüfungen sind aber auch ein Angebot an Herstellerfirmen, die Pflanzenschutzgeräte entwickeln und kein eigenes aufwändiges Prüflabor unterhalten können. Damit tragen wir unseren Teil dazu bei, dass das technische Niveau laufend verbessert wird.