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Frische Orangen - nicht nur für Menschen schmackhaft. Quelle: BASF AgroSlide
19.02.2008
Umwelt & Verbraucher

Orangen: Woher sie kommen – wie sie wachsen

Die beliebten Zitrusfrüchte aus dem sonnigen Süden sind auch eine Delikatesse für viele Schädlinge

Von November bis März haben die farbenfrohen und vitaminreichen Südfrüchte bei uns Hochsaison. Die meisten kommen aus Spanien, Italien, der Türkei, Griechenland und Marokko auf den deutschen Markt. Für ihre Entwicklung benötigen sie Wärme, Sonne, Wasser, ausgeklügelte Anbaumethoden und Pflanzenschutz. Denn die Liste der Krankheiten und Schädlinge von Orangenbäumen ist lang.

Zitrusfrüchte sind nach Trauben und Bananen die wichtigsten Obstkulturen der Welt. Botanisch zählen die Gattungen Citrus, Fortunella und Poncirus zu ihnen. Dabei ist Citrus aus der Familie der Rautengewächse Rutaceae die bedeutendste. Ihr werden die Orangen oder Apfelsinen C. sinensis, Grapefruits C. paradisi und Zitronen C. limon zugeordnet. Zitrusfrüchte werden hauptsächlich in subtropischen Klimazonen angebaut, in der nördlichen Hemisphäre vom 22. bis 40., auf der südlichen Halbkugel vom 22. bis 30. Breitengrad. Beim Anbau liegt heute Brasilien an der Spitze. In Europa sind Spanien und Italien wichtige Erzeugerländer.

Vom Baum zum Heckenanbau

Orangen wachsen heute auf großen Sträuchern oder bis zu zehn Meter hohen Bäumen. Dabei überwiegen veredelte Sorten. Die Züchter setzen Reiser der Edelsorten auf Wurzelunterlagen von widerstandsfähigen Sorten (Okulation). Veredelte Sorten entwickeln sich eher in die Breite als in die Höhe und können beim Plantagenanbau besser in Heckenform geschnitten werden. In modernen Plantagen wachsen heute bis zu 2000 Orangenbäume je Hektar. Je nach Sorte und Klima reifen die Früchte in fünf bis 15 Monaten. Das kräftige Orange entwickeln die grünen Früchte übrigens erst dann, wenn die Temperaturen in kühlen Nächten unter 17 Grad sinken. Hitze vertragen die Bäume gut, Wassermangel dagegen schlecht. Aus diesem Grund werden viele Kulturen bewässert. Mit den modernen Beregnungssystemen und Tropfbewässerung wird das wertvolle Nass sparsam dosiert.

Orangen – Delikatesse für viele Schädlinge

Ohne chemischen Pflanzenschutz wäre es heute nicht möglich, den vielen Schädlingen in den warmen Klimazonen Paroli zu bieten. Viele von ihnen sind auch in unseren Breitengraden bekannt. Die Bedingungen in Orangenkulturen – ganzjährig Wärme, Nahrung und ausreichend Feuchtigkeit – sind jedoch für ihre Entwicklung noch günstiger als bei uns. In den wichtigsten Anbaugebieten Spaniens werden Schildläuse, Milben, Läuse und Fliegen am meisten gefürchtet.

Schadinsekten mit schlimmen Folgen

Schildläuse der Gattungen Chrysomphalus, Aonidiella und Coccus können verheerende Schäden anrichten. Bei starkem Befall droht nicht nur der Verlust der Ernte, sondern des ganzen Baumes. Zur Bekämpfung von Schildläusen werden Mineralöle und Schildlausmittel, z.B. Organophosphate eingesetzt. Die Rostmilbe Phyllocoptruta oleivora verursacht rostfarbene oder schwarze Verfärbungen der Fruchtschale und macht die Früchte wertlos für den Export. Die Knospenmilbe Aceria sheldoni befällt die Knospen und verursacht Deformationen an Früchten, Zweigen und Blättern. Rote Spinnen (Tetranychidae) befallen die Blätter auf beiden Seiten, oft auch die Früchte und verursachen silbrige Verfärbungen der Blattoberfläche und der Schale. Das kann zu Blatt- und Fruchtfall führen. Milben und Rote Spinne werden mit Akariziden bekämpft. Auch Blattläuse fühlen sich auf Orangenbäumen wohl. Sie können Viren und Mykoplasmen übertragen. Die Mittelmeerfruchtfliege Ceratitis capitata und die mexikanische Fruchtfliege Anastrepha ludens legen ihre Eier an die Früchte und verursachen Madigkeit und Fruchtfall. Nachtschmetterlinge verschiedener Gattungen (Ophideres, Spingomorpha u.a.) besitzen kräftige Rüssel, mit denen sie die Früchte anstechen. An ihren Einstichstellen können Pilze und Bakterien eindringen, die die Früchte verfaulen lassen. Der integrierte Anbau setzt auch auf biologische Maßnahmen, zum Beispiel Pheromone gegen die Zitrusblütenmotte Prays citri.

Mit Anbaumaßnahmen Viren vorbeugen

Mit Anbaumaßnahmen Viren vorbeugenViruskrankheiten mindern nicht nur die Ernte, sondern können die Orangenbäume absterben lassen. Weltweit verbreitet sind die Virus-Krankheiten Tristeza, Exocortis und Psorosis. Der Tristeza-Virus, zu Deutsch Kummer-Virus, lebt im Boden. Resistente Wurzelunterlagen können vorbeugen. Der Exocortis-Virus wird durch Verletzungen der Stämme mit Arbeitsgeräten übertragen; er führt zu Zwergwuchs, und in fortgeschrittenem Stadium schält sich die Rinde in vertikalen Streifen ab. Symptome der Psorosis sind Schuppen und eingesunkene Stellen auf der Rinde.

Feuchtigkeit nutzt Schadpilzen

Orangenplantagen mit Beregungsanlagen bieten Schadpilzen ideale Entwicklungsmöglichkeiten. Zum Beispiel befallen Pilze der Gattung Colletotrichum das Blattwerk und die Zweige. Schließlich sterben die äußeren Zweige ab. Auch Diploida natalensis lässt die Zweige absterben. Diese pilzlichen Erreger verursachen Fruchtfäulen. Fungizide helfen, Erkrankungen vorzubeugen. Die häufigste pilzliche Erkrankung im Orangenanbau ist der Bodenpilz Phytophtora citrophthora. Er verursacht die Wurzelhalsfäule, die Wurzelfäule sowie Gummifluss aus dem Stamm und an den Zweigen. Gegen den gefürchteten Bodenpilz ist kein Kraut gewachsen: Von Hand schneiden die Obstbauern das befallene Holz am Wurzelstock aus und desinfizieren die Wunden. Bei hohem Infektionsdruck schalten sie die Bewässerungen ab, um den Boden abtrocknen zu lassen und damit die Verbreitung einzudämmen.