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Fruchtbare Böden und eine effiziente Bewirtschaftung bringt Deutschland an Platz 2 im Weltagrarhandel. Foto: Inge Weber
11.06.2015
Umwelt & Verbraucher

Ökonomisch sinnvoll, ökologisch tragfähig und sozial verantwortungsvoll

Die moderne Landwirtschaft präsentiert sich als eine starke Branche

„Die Landwirtschaft erzeugt Lebensmittel, Futtermittel, Rohstoffe und Energie.“ „Ohne Essen ist alles andere sowieso nicht möglich.“ Mit diesen ebenso nüchternen wie zutreffenden Feststellungen beginnt der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft DLG, der als fachlicher Diskussionsbeitrag gedacht ist. Die Zeit dafür ist reif, denn wie kein anderer Wirtschaftszweig stehen Ackerbau und Tierhaltung unter der höchst aufmerksamen Beobachtung durch die Öffentlichkeit. Sie fordert „Nachhaltigkeit“ im Sinne von wirtschaftlicher Effizienz, schonendem Ressourceneinsatz und umfassendem Umweltschutz. Und die Landwirte, soviel vorab, liefern das Gewünschte.

Nahezu jeder achte Beschäftigte ist in der Land- und der Ernährungswirtschaft tätig, die gemeinsam den viertgrößten Wirtschaftszweig bildet. Vier Fünftel seines Bedarfs an Lebensmitteln deckt Deutschland aus heimischer Erzeugung. Nirgendwo in Europa werden mehr Milch oder Schweinefleisch erzeugt. Im Weltagrarhandel nimmt das Land den zweiten Platz ein, und beim Export steht es hinter den USA und den Niederlanden auf Platz drei. Vor allem der technische Fortschritt hat der Branche diese Position eingebracht. Moderne Maschinen und Ställe mit automatisierten Abläufen, Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger sowie die Zucht von leistungsfähigen Pflanzen und Tieren sind Garanten des Erfolgs.

Strikte gesetzliche Auflagen

Für die Qualität der Erzeugnisse, für eine umweltschonende Produktion oder eine tiergerechte Haltung, so die Autoren, sind letztlich „Know-how und unternehmerisches Können“ entscheidend. Verfasser des DLG-Nachhaltigkeitsberichts 2015 ist eine Arbeitsgruppe, die sich aus Mitarbeitern der DLG, des Instituts für Agribusiness (IAB) sowie des Instituts für Agrarpolitik und Marktforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen zusammensetzt. Kaum ein anderer Wirtschaftszweig unterliegt so strikten gesetzlichen Auflagen wie die Landwirtschaft. 23 Nachhaltigkeits-Indikatoren lassen sich im Wesentlichen zu „Umweltverträglichkeit“, „Ökonomische Effizienz“ und „Soziale Akzeptanz“ zusammenfassen.

Umweltverträglichkeit: Wirksamer Schutz für Flora und Fauna

Die öffentliche Diskussion konzentriert sich bei Umweltverträglichkeit oft auf die Verunreinigung des Grundwassers. Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) sind seit 1990 die Nachweise von Pflanzenschutzmitteln im Wasser ständig zurückgegangen. Moderne Pflanzenschutz-Technik hilft den Landwirten, mögliche Anwendungsfehler zu vermeiden. Und Landwirte wissen heute, wie sie Verwehungen und Abschwemmung verhindern. Unbehandelte Pufferstreifen verringern den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer. Auch die Energieeffizienz trägt zum Umweltschutz bei. Energiesparende Landtechnik sowie precision- und smart farming-Systeme beispielsweise bei Satellitenortung oder Spurführungssystemen zur Bodenbearbeitung sind ein wichtiger Beitrag.

Ökonomische Effizienz: durchschlagende Exportschlager Milch und Fleisch

Eine wichtige Voraussetzung für sustainable development – unter dieser Bezeichnung wird die Nachhaltigkeit international diskutiert – ist hierzulande glücklicherweise gegeben. „Die fruchtbaren Böden, die Witterungsbedingungen sowie die Wasserverfügbarkeit“, schreiben die Autoren, „ermöglichen in Deutschland eine nachhaltige Intensivierung der Pflanzenproduktion.“ Auch moderne Tierhaltung, die „auch immer die tiergerechte Haltung und Tiergesundheit zu berücksichtigen“ hat, ist ein Erfolgsmodell. Immerhin haben Nachhaltigkeitsfaktoren wie Qualität und Produktionssicherheit auch dazu geführt, dass veredelte Milchprodukte und Fleischwaren derzeit die gefragtesten deutschen Agrar-Exportwaren sind.  

Soziale Akzeptanz: Entwarnung auf breiter Front

Eine im Auftrag der Bundesregierung durchgeführte „Nationale Verzehrsstudie“ hat ergeben, dass 80 Prozent der Deutschen Pflanzenschutzmittelrückstände zu den größten Lebensmittelrisiken zählt. Zu unrecht. Der DLG-Nachhaltigkeitsbericht gibt Entwarnung: Der Anteil der Proben deutscher Lebensmittel, die jeweils geltende Rückstandhöchstgehalte überschreiten, ist von 3,8 Prozent im Jahr 2005 auf 1,4 Prozent im Jahr 2011 zurückgegangen. Auch Proben in anderen EU-Staaten zeigen nach der Harmonisierung der Rückstandshöchstgehalte keine besonderen Auffälligkeiten mehr. Als besonders positiv werten die Autoren, dass in nahezu der Hälfte der Proben deutscher Lebensmittel praktisch überhaupt keine Pflanzenschutzmittelrückstände mehr nachweisbar sind.

Innovation und Nachhaltigkeit gehören zusammen

Der DLG-Nachhaltigkeitsbericht 2015 fasst zusammen, dass es eine Daueraufgabe sei, „den engen Zusammenhang zwischen Innovation und Nachhaltigkeit verständlich in die Gesellschaft zu kommunizieren“. Nur organisatorischer, biologischer, technischer und sozialer Fortschritt verbessert das Wirtschaften auf dem Feld und im Stall. Und zwar nachhaltig im Sinne von zukunftsfähig. Und das heißt sowohl effizient als auch umweltschonend.