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Nach der Ernte stehen Pflanzenschutzmaßnahmen auf dem Programm. Wenn der Spargel schon ins Kraut geschossen ist, rücken Stefan Kisters und seine Mitarbeiter dem Unkraut auch mit der Hacke zu Leibe. Foto: Friederike Krick
24.07.2014
Umwelt & Verbraucher

Nach der Spargelernte geht die Arbeit erst richtig los

Das Saisongemüse Spargel beschäftigt die Landwirte das ganze Jahr über –

Wer meint, Spargelbauern müssten nur in der Spargelzeit für wenige Wochen im Jahr arbeiten und könnten dann die Füße baumeln lassen, irrt. Denn die Ernte ist nur die alljährliche Arbeitsspitze. Spargelanbauer müssen ihre Anlagen das ganze Jahr über hegen und pflegen. Landwirt Stephan Kisters aus Walbeck erklärt, was zu tun ist.

Der Spargelhof Kisters hat seinen Standort in Walbeck, einer Hochburg des niederrheinischen Spargelanbaus. Gerade erst erhielt das edle Stangengemüse aus dieser Region das EU-Zertifikat „Geschützte Geografische Angabe g.g.A.“. Diese Kennzeichnung bedeutet bei Spargel, dass er in der genannten Region gewachsen ist.

Im Schatten der Steprather Mühle – nach eigenen Angaben der ältesten voll funktionierenden Windmühle Deutschlands – bewirtschaftet die Familie Kisters bereits in der dritten Generation ihren Hof. Aber erst Annette und Stephan Kisters haben daraus einen professionellen Direktvemarktungsbetrieb mit Veranstaltungsprogramm entwickelt. Ihr Markenzeichen sind der Strohhut und die „Klompen“, das nahe Holland lässt grüßen. Von dort kommen auch viele der Besucher, die von Ende April bis Mitte Juni nach Walbeck pilgern, auf der Suche nach dem „weißen Gold“. Sie wollen nicht nur Spargel kaufen, sondern auch etwas über „das Wesen“ des edlen Gemüses erfahren. Unmittelbar am Hof hat Kisters deshalb eine Schaufläche angelegt, auf der die Gäste auch einmal eigenhändig Spargel stechen dürfen.

Ein langer Weg zum Thron

Bis die weißen Stangen endlich als Königinnengemüse, eingehüllt in edle Sauce Hollandaise oder feine Butter, auf dem Teller liegen, gibt sich der Spargel empfindlich wie die Prinzessin auf der Erbse. „Spargelanbau ist ein diffiziles Geschäft“, weiß Stephan Kisters. Die Anlagen müssen vor Unkraut und Schädlingen geschützt und die Böden mit Nährstoffen „aufgefrischt“ werden, damit die Erträge auch in den Folgejahren wieder stimmen. Rund zehn Jahre lang wächst der Asparagus in einer gut geführten Anlage und produziert Stange um Stange in gewünschter Qualität und Menge. Stephan Kisters erntet in guten Jahren 7 000 Kilogramm pro Hektar. Er produziert  kontrolliert-integriert. Das bedeutet, Kisters setzt Dünger und Pflanzenschutzmittel nur verhalten ein, ganz darauf verzichten kann er nicht. „Derzeit habe ich 14 Hektar im Ertrag“, erläutert Kisters. „3,5 Hektar Junganlagen, die noch nicht beerntet werden, kommen hinzu.“ Außerdem gehören noch circa 20 Hektar Ackerbau zum Betrieb. „Nach zehn Jahren räumen wir die Anlagen, auf diesen Flächen wird dann Getreide oder Mais gesät. Im Idealfall folgt der nächste Spargel erst wieder nach zehn Jahren“. Um diesen Rhythmus einhalten zu können, reichen die eigenen Flächen nicht aus, deshalb tauscht Kisters Flächen mit seinen Walbecker Kollegen oder pachtet weitere Flächen hinzu.

Nach der Ernte ist vor der Ernte

Die offizielle Spargelsaison endet am 24. Juni. Die Ernte war 2014 gut. Erste Arbeit nach der Ernte ist, die Nährstoffe, die dem Boden mit der Ernte entzogen wurden, wieder zuzuführen, sagt Kisters. Anhand von Bodenproben kann der Betriebsleiter feststellen, was den Böden fehlt. Die fehlenden Nährstoffe, vor allem Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesium, werden genau dosiert ausgebracht: Nach der Düngung werden die Flächen abgedämmt, das heißt, die typischen Erdwälle werden etwas abgeflacht. In den Fahrgassen zwischen den Dämmen wird der Boden bis zu einer Tiefe von 30 bis 40 Zentimetern aufgelockert. Aus den Spargelstangen, die jetzt noch den Boden durchstoßen, entwickelt sich das Spargelkraut. Bevor die Flächen ergrünen, ist die beste Zeit für eine Unkrautbekämpfung. „Wer bis zum Zweiblattstadium nichts gegen Unkräuter unternommen hat, bekommt sie später nicht mehr in den Griff“, sagt Stephan Kisters. Problemunkräuter in den Spargelanlagen sind zum Beispiel der Schwarze Nachtschatten, Windenarten, Knöterich und Hirse. Auch Kartoffeldurchwuchs kommt vor. Später im Jahr und in Junganlagen entfernt der Spargelbauer Problemunkräuter nur noch stellenweise mit der Hacke oder mit der Handspritze. 

„Ein großes Problem sind die Schädlinge“

erläutert Kisters weiter. Der Hauptschädling im Spargelanbau ist die Spargelfliege. In befallenen Anlagen verfärbt sich das Laub viel früher als normalerweise und fällt ab. Die Triebspitzen sind oft deformiert und zur Seite geneigt. Ansonsten gibt es kaum äußerliche Kennzeichen. Erst wenn ein Spargelstängel durchgeschnitten wird, zeigen sich senkrecht verlaufende Fraßgänge, in denen sich Larven und brauner Kot befinden. Im Folgejahr geht der Ertrag zurück. Ein weiterer bedeutender Schädling ist das Spargelhähnchen, ein Käfer, der an den Trieben frisst. Dadurch knicken sie um und sterben ab. Die Larven des Spargelhähnchens fressen an den Blättern. Kisters bekämpft die Schädlinge nach dem Schadschwellenprinzip. Stableimfallen, die er in regelmäßigen Abständen in den Anlagen aufstellt, verraten ihm, ob und wann er aktiv werden muss. Anhand der gefangenen Insekten kann er feststellen, welche Schädlinge in welcher Dichte im Bestand sind. Erst wenn die drohenden Ertragseinbußen die Behandlungskosten überschreiten, setzt Kistner gezielt Insektizide ein.

Gesunde Pflanzen für gesunde Spargelstangen

Nach der Blüte Ende Juni, und zwar genau dann, wenn die kleinen, weißen bis blass gelben Blüten abfallen, droht Gefahr von anderer Seite. Pilze dringen über die Ansatzstellen der Blütentriebe, die sogenannten Wundstellen, an den Pflanzen ein. Die mit Schimmelpilzen wie Botrytis und Stemphylium befallenen Triebe verfärben sich gelblich-braun und sterben ab. Unter feuchten Bedingungen ist auch ein grauer Pilzrasen erkennbar. „Gegen Pilzbefall müssen wir in der Regel dreimal behandeln, um die Anlagen gesund zu erhalten“, erklärt Stephan Kisters. Gegen Fusarium bekommen schon die Setzlinge einen Beizschutz mit auf den Weg.

Stephan Kisters baut seinen Spargel zu hundert Prozent unter Schwarz-weiß-Folie an. Rund ein Drittel der Fläche wird zusätzlich mit Minitunneln besetzt. „Mit den Minitunneln lässt sich der Erntezeitpunkt deutlich nach vorne verlegen“, meint er. Generell sei der Spargel unter Schwarz-weiß-Abdeckung auch besser vor Schädlingen geschützt und das Unkraut könne sich nicht so schnell entwickeln. Rückstandsprobleme gibt es nicht. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) stellt in seinem Bericht über die Rückstandsprüfungen bei Spargel 2013 fest: „Spargel ist im Allgemeinen nicht oder nur sehr gering mit Pflanzenschutzmittelrückständen behaftet“. Bei Kisters lassen die sorgsame Pflege der Spargelanlagen und die integriert-kontrollierte Anbauweise Spargel in Spitzenqualität heranwachsen. „Der Kunde wünscht sich ein frisches, gesundes Gemüse“, weiß der Spargelprofi. „Bei uns kann er sehen, riechen und schmecken, wie es funktioniert.“  

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