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Liebstöckel ist ein besonderes Würz- und Heilkraut mit langer Tradition. Foto: istock
24.05.2018
Umwelt & Verbraucher

Küchenkräuter-Porträt: Liebstöckel

Würziges Maggikraut für die herzhafte Küche

Liebstöckel zählt zu den wichtigsten Gewürzkräutern der europäischen Küche. Sein Duft ist so charakteristisch, dass das Kraut leicht im Garten zu finden ist. Obwohl Liebstöckel auch unter dem Namen Maggikraut bekannt ist, hat er mit der bekannten Speisewürze nichts zu tun.

Liebstöckel (Levisticum officinale) gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und ist zum Beispiel verwandt mit Dill, Giersch oder Koriander. Wahrscheinlich stammt das Kraut aus dem Nahen oder Mittleren Osten, eventuell aus Persien, und kam über den Mittelmeerraum ins restliche Europa. Wilder Liebstöckel ist nur in südlichen, warmen Gebieten zu finden. Mitunter kann er aber auch in kälteren Regionen Europas verwildert auftreten. Im Freiland wächst Liebstöckel im Frühjahr und wird zwischen April und September geerntet, am besten aber vor der Blüte im Sommer. Aus dem Gewächshaus ist Maggikraut ganzjährig erhältlich.

Maggikraut in der Küche

Liebstöckel passt vor allem zu deftigen Gerichten. Da er eine hohe Würzkraft besitzt, sollte er jedoch vorsichtig dosiert werden. Sein Geschmack ähnelt dem von Sellerie, er ist aber etwas schärfer und bitterer. Entsprechend macht sich das Aroma der feingehackten Blätter gut in Suppen und Eintöpfen, aber auch in Pilzgerichten und Eierspeisen. Die jungen Triebe der Pflanze können wie Gemüse zubereitet werden. Auch die getrockneten Liebstöckel-Samen eignen sich als Würze für Eintöpfe und Braten. Samen und Früchte werden gerne beim Backen verwendet und geben Brot und Gebäck eine runde, würzig-aromatische Note. Eine noch höhere Würzkraft als die übrigen Pflanzenteile haben die Wurzeln des Liebstöckels. Sie werden häufig getrocknet und gemahlen verwendet, zum Beispiel bei der Wurstherstellung. Für einen Tee eignen sich die getrockneten Blätter oder getrocknete und in Scheiben geschnittene Liebstöckelwurzel.

Liebstöckel als Heil- und Liebeskraut

Verantwortlich für das charakteristische Aroma des Liebstöckels sind die ätherischen Öle, die sich in allen Pflanzenteilen befinden. Diese sollen sich außerdem verdauungsfördernd und wohltuend für den Magen-Darm-Trakt auswirken. Auch bei Sodbrennen und Blasenleiden kommt Liebstöckel in der Naturheilkunde seit Jahrhunderten zum Einsatz. Hildegard von Bingen verwendete „lubestuckel“ gegen Husten oder Wassersucht. Selbst in die Homöopathie hat die Pflanze Einzug gehalten, zum Beispiel zur Behandlung von Mittelohrentzündungen. In früheren Zeiten wurden die Pflanzenteile des Maggikrauts aber nicht nur zum Würzen und Heilen verwendet, sondern auch für allerlei Liebeszauber: Männer und Frauen trugen den Liebstöckel mit sich herum oder brauten Liebestränke aus der Wurzel, um ihre Anziehungskraft zu erhöhen.

Anbau im Garten und auf dem Balkon

Liebstöckel kann bis zu 2 Meter groß werden und besteht aus einem rundlichen, kahlen Stängel, der im oberen Bereich zunehmend verzweigt und gezackte Blätter trägt. Trotz seiner Herkunft aus wärmeren Klimazonen gedeiht Liebstöckel auch problemlos hierzulande in heimischen Gärten. Damit es sich wohlfühlt, braucht das Maggikraut am besten einen hellen Platz im Halbschatten. Aber auch direkte Sonneneinstrahlung verträgt es, solange regelmäßig gegossen wird. Seine Ansprüche an den Boden sind ebenfalls nicht sehr hoch: Optimal ist humusreiches, kalkhaltiges Substrat mit einem pH-Wert zwischen 6 und 7.

Da Liebstöckel sehr viele Wurzeln ausbildet, die keine Staunässe vertragen, sollte das Erdreich durchlässig und bestenfalls lehmhaltig sein. So wird ein Teil der Feuchtigkeit gebunden. Als Starkzehrer sollte Liebstöckel erst nach etwa vier Jahren wieder im selben Beet angepflanzt werden. Die Pflanze ist mehrjährig, sodass sie nach dem Winter wieder neu austreibt. Während der kalten Jahreszeit sterben die oberirdischen Teile zwar ab. Die Wurzeln sind jedoch äußerst winterhart und überstehen auch zweistellige Minusgrade.

Liebstöckel lässt sich auch auf dem Balkon oder der Terrasse kultivieren. Die Pflanzgefäße sollten dafür ausreichend groß sein. Wegen des hohen Nährstoffbedarfs ist eine Gabe von Flüssigdünger alle zwei Wochen über das Gießwasser empfehlenswert.

Schnitt und Pflanzenschutz

Im Spätherbst sollten eventuell verbliebene alte Pflanzenteile komplett entfernt werden. Damit sich im Frühjahr kräftige Haupttriebe ausbilden, sollten Nebentriebe mit einer Gartenschere abgeschnitten werden. Wird die Liebstöckel-Staude zu hoch, kann auch hier zurückgeschnitten werden. Wer die Samen nicht verwenden möchte, entfernt die verwelkten Blütenblätter am besten sofort. Alternativ können die Knospen tragenden Triebe vor der Blütezeit entfernt werden. Ein buschiger Wuchs lässt sich durch regelmäßiges Kürzen der Maggikraut-Triebe in der Höhe erreichen.

Grundsätzlich ist Liebstöckel robust und wenig anfällig für Krankheiten. Pilzerkrankungen wie Falscher Mehltau oder die Ramularia-Blattfleckenkrankheit können aber vorkommen. Als Gegenmaßnahme hilft nur großzügiges Entfernen der befallenen Pflanzenteile.

Liebstöckel haltbar machen

Eine Liebstöckel-Staude reicht locker aus, um eine Familie für das ganze Jahr mit dem Heil- und Würzkraut zu versorgen. Was nicht frisch verwendet werden kann, kann auf verschiedenste Weise haltbar gemacht werden. Wie schon erwähnt, eignen sich Blätter, Wurzeln und Samen zum Trocknen. Einfrieren ist dagegen nur zu empfehlen, wenn die Blätter des Maggikrauts vorher zerkleinert werden. Denn sonst werden sie matschig und verlieren ihr Aroma. Eine praktische Idee ist, kleingehackte oder im Mixer zerkleinerte Blätter in Eiswürfelbehältern einzufrieren. So ist immer die richtige Portion Würze für die Kartoffel- oder Gemüsesuppe vorrätig. Eine selbstgemachte Liebstöckel-Paste ist eine leckere, natürliche Würze.

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