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Eberhard Tanzberger und sein Team haben ein cloudbasiertes Datenmanagement eingeführt. Foto: Raiffeisen Hildburghausen
11.12.2014
Umwelt & Verbraucher

Innovationspreis für Düngespezialisten

Cloudbasiertes Datenmanagement – ein Vorteil für Landwirtschaft und Umwelt

Die Technik in der Landwirtschaft entwickelt sich rasant weiter. Der Rundum-Service für Düngung der Raiffeisenwarengenossenschaft Hildburghausen ist ein Beispiel dafür. Er wurde 2014 mit dem Innovationspreis Precision Farming der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) ausgezeichnet. Das Team um Geschäftsführer Eberhard Tanzberger gehört zu den Pionieren in der sensorgestützten Düngung und macht die Daten nun in einer Cloud verfügbar. Das eröffnet neue Möglichkeiten. Die Techniken des Precision Farming steigern Erträge und sparen dabei Dünger ein.

Herr Tanzberger, können Sie kurz erklären, welche Dienstleistung Sie der Landwirtschaft anbieten?

Zusammen mit dem Maschinenring Hildburghausen bieten wir Landwirten einen Rundum-Service für die Düngung an. Wir nehmen unter anderem Bodenproben, ermitteln mit Sensoren den Nährstoffbedarf, erstellen Streukarten und bringen den Dünger aus. Bei Stickstoff arbeiten wir mit Sensoren, die anhand der Grünfärbung der Blätter die erforderlichen Düngermengen ermitteln. Den Bedarf an den Grundnährstoffen Kalk, Phosphor, Kalium. und Magnesium ermitteln wir durch Bodenproben. Dann werden die Nährstoffe bedarfsgerecht und GPS-gestützt ausgebracht. Mit diesen Techniken können wir teilflächenspezifisch düngen. Die Pflanzen erhalten jeweils von jedem Nährstoff die Menge, die sie an ihrem Standort zum optimalen Wachstum benötigen.

Die Techniken werden ja schon seit längerem in der Praxis eingesetzt. Was hat die Jury an Ihrem Ansatz so begeistert?    

Richtig, bereits seit 2000 beschäftigen wir uns mit dem Thema. Seitdem sind wir ständig auf der Suche nach Verbesserungen. Wir haben uns überlegt, wie wir die gewaltige Datenflut bewältigen können. Immerhin betreuen wir mit unserem Service mittlerweile landwirtschaftliche Betriebe mit rund 30 000 Hektar Fläche. So entschlossen wir uns 2012, unsere Daten cloudbasiert zu verwalten. Mit einem eigens von der Firma Agri Con GmbH in Ostrau entwickelten Programm werden die Daten in einem Rechenzentrum in Dresden gespeichert und verarbeitet. Damit sinkt das Risiko des Datenverlustes gegenüber früher, als alles über unsere Büro-PCs abgewickelt wurde. Die Daten können viel schneller eingegeben und verarbeitet werden. Das neue Datenmanagement bietet den großen Vorteil, dass autorisierte Personen über das Internet von überall und jederzeit auf die Daten zugreifen können.

Was bedeutet das konkret?

Wenn beispielsweise an einer Stelle des Ackers das Getreide schlecht wächst, können wir mittels Smartphone oder Laptop vor Ort zunächst einmal klären, ob hier die Böden gut mit Nährstoffen versorgt sind. Unsere Mitarbeiter rufen dann auf ihren speziell ausgerüsteten Ausbringungsfahrzeugen die Streukarten online ab, füttern damit den Streucomputer und starten mit dem passgenauen Düngerstreuen. Die Cloud hilft uns aber auch, während der Düngearbeiten den Überblick zu behalten: Wo sind die Ausbringungsfahrzeuge, und wie viel haben sie an welchen Stellen ausgebracht? Die Daten werden automatisch erfasst und übermittelt, ganz ohne manuelle Eingaben oder Hin- und Herkopieren über USB-Sticks.

Welche Effekte wollen Sie mit Ihrem Angebot erzielen?

Mit der teilflächenspezifischen Düngung wollen wir die Wirtschaftlichkeit des Pflanzenbaus verbessern und gleichzeitig eventuelle Austräge von überschüssigen Nährstoffen in die Gewässer so gering wie irgend möglich halten. Gerade auf Feldern mit sehr unterschiedlichen Böden kommt es darauf an, an jeder Stelle die richtige Menge zu düngen. Mit einer vorher festgelegten durchschnittlichen Düngermenge für die ganze Fläche würden wir nur einen Teil der Pflanzen optimal versorgen, der Rest wäre über- oder unterversorgt. Aber selbst auf scheinbar gleichmäßigen Böden wie im Erfurter Becken können wir mit dem Stickstoffsensor den Ertrag um fünf Prozent steigern und dennoch zehn Prozent Dünger einsparen. Gleichzeitig ernten die Landwirte Getreide mit gleichmäßiger Backqualität und verringern die Gefahr, dass überversorgtes Getreide bei Regen und Wind zu Boden geht. Diese ganzen positiven Effekte sind unser Antrieb, weiter an den feinen Schrauben zu drehen und das System zu optimieren. 

Gibt es weitere neue Fragestellungen, die Sie in Zukunft angehen werden?

Ja, wir kümmern uns momentan unter anderem intensiv um die Stickstoffdüngung im Raps. Die Kultur verliert in kalten Wintern ihre Blätter und treibt erst im Frühjahr wieder aus den Wurzeln aus. Der Stickstoffsensor benötigt aber beurteilbare Blätter, sonst kann er keine Werte ermitteln. Deswegen versuchen wir nun die erste Düngergabe anhand der Blattentwicklung im Herbst zu bemessen. Ausgebracht wird diese im Raps idealerweise gegen Winterende.

Welche Rolle spielt bei so viel Technikeinsatz noch der Landwirt? 

Der Landwirt ist nach wie vor die wichtigste Person. Wir sind nur Dienstleister, und mit der neuen Technik bereiten wir die Entscheidungsgrundlagen vor. Es ist aber der Landwirt, der das System feinjustieren muss. Er kennt seinen Standort sehr genau. Er berücksichtigt die Wetterereignisse und muss die Wechselwirkungen der Düngung mit Sorten, Pflanzenschutz und anderen Details der Anbautechnik in seine Überlegungen einbeziehen.

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