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Färberdisteln können sowohl als Öl- als auch als Färbepflanze verwendet werden. Foto: Uni Marburg
08.01.2013
Umwelt & Verbraucher

Färberdistel oder Saflor: Ein Nischenprodukt mit Potenzial

Die lange vergessene Färberdistel wird für den Anbau interessant, denn sie liefert ein hochwertiges Speiseöl

Im alten Ägypten diente die Färberdistel (Carthamus tinctorius L.) zur Tuchfärberei. Auch die Römer nutzten die Pflanzenextrakte schon, um die Gewänder in gelb und rot erstrahlen zu lassen. Dagegen genießt die Pflanze, die auch unter dem Namen Saflor bekannt ist, in Asien eine ganz andere Bedeutung. In China ist sie als Heilmittel in der traditionellen chinesischen Medizin gefragt. Die Inder gewinnen vor allem Färberdistelöl aus den Samen. Das hochwertige Speiseöl ist reich an ungesättigten Fettsäuren. Genau diese Qualität als Ölpflanze macht die lange vergessene Färberdistel mittlerweile auch für den Anbau in Deutschland interessant.

Gesundheitlich wertvoll 

In der gesundheitsbewussten Küche gewinnt Färberdistelöl immer mehr an Bedeutung. Das Öl enthält einen hohen Anteil essentieller Fettsäuren, unter anderem rund 70 Prozent Linolsäure sowie Ölsäure und Palmitinsäure und gilt deshalb als besonders gesund. 

Attraktive Blüten

Die Färberdistel besticht durch ihre schönen, filigranen Blüten und dennoch bleibt die Pflanze ein wenig unnahbar, wie schon der Name vermuten lässt. Die Färberdistel bildet längliche, stachelig gezahnte Blätter. Sie gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die kräftige, krautige Pflanze wächst aus einer tief gehenden Pfahlwurzel und erreicht eine Höhe von bis zu 130 Zentimeter. Am Ende der verästelten Stängel sitzt jeweils eine der großen Blüten in leuchtendem Orange oder Gelb. Die Blütenköpfe beherbergen die kleinen, nur etwa drei bis vier Millimeter großen Samen. 

In der Sonne entfaltet die Pflanze ihre Schönheit

Schon die Herkunft der Pflanze aus Ägypten und Asien deutet darauf hin, dass sie die Sonne liebt. Sie wächst allerdings auch in anderen Regionen, im Grunde überall dort, wo auch die Sonnenblumen gut gedeihen. Es darf jedoch nicht zu viel regnen, jedenfalls nicht rund um die Blütezeit ab Mitte Juli, denn die Färberdistel ist sehr anfällig für die Köpfchenfäule. Dabei gefährden pilzliche Erreger wie Botrytis die Ernte, der Blütenboden wird morsch und die Samen können nicht mehr ausgebildet werden. In südeuropäischen Ländern tritt auch die Bohrfliege als Schädling auf. Die Fliege legt ihre Eier in die geschlossenen Blüten ab, die Larven ernähren sich dann von den Samen. In Österreich stellten Wissenschaftler den Befall mit dem Pilz Colletotrichum carthami fest. Der Pilz verhindert die Ausbildung der Blüten. Der Befall ist vermutlich auf andauernde Regenfälle zurückzuführen. Für das Nischenprodukt Saflor gibt es in Deutschland keine zugelassenen Fungizide

Anspruchslos im Anbau

Im Anbau stellt die Färberdistel keine hohen Ansprüche. Sie wächst auf Lössböden, sandigen Lehm- oder lehmigen Sandböden. Wichtig ist, dass die Böden Wasser durchlassen. Staunässe verträgt die Färberdistel nicht. Die Samen werden mit einer Drillmaschine im Frühjahr, etwa Ende März gesät. Die Pflanzen wachsen schnell. Unkräuter müssen nur in ihrem Jugendstadium bekämpft werden. Die Blüte beginnt im Juli. Im Zuge der Reifung vertrocknet die Pflanze. Sobald die Blätter im Spätsommer braun und trocken sind, kann der Mähdrescher kommen. Der Ertrag schwankt zwischen fünf und 30 Dezitonnen je Hektar. 

Vielfältige Verwendung

Saflor galt als die natürliche Quelle für den gelben oder roten Farbstoff, bis die Anilinfarben um das Jahr 1900 aufkamen und die Färberdistel verdrängten. Der Farbstoff wird aus den Blütenblättern der Färberdistel gewonnen und auch heute noch als Lebensmittelfarbe verwendet. 

Für die Landwirtschaft ist allerdings die besondere Zusammensetzung des Öls interessant. Deshalb ist die Zahl der Forschungsvorhaben rund um die Färberdistel, die züchterisch jahrzehntelang nicht beachtet wurde, deutlich gestiegen. Sie verfolgen vor allem das Ziel, die Krankheitsanfälligkeit zu senken und damit den Ertrag zu stabilisieren und zu steigern. 

Nischenprodukt mit Potenzial

Als wichtigste Anbauländer gelten Indien mit rund 500 000 Hektar sowie Mexiko und die USA. In Europa wird Saflor in etwas größerem Umfang in Spanien, der Türkei und Ungarn angebaut. In Deutschland gilt Saflor als Nischenprodukt mit Potenzial.