Das faszinierende Insekt zeigt, wie sich durch die Klimaerwärmung auch der Lebensraum verändern kann. Einst wanderte die Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) von Afrika aus immer weiter Richtung Norden und wurde bereits im 18. Jahrhundert in Deutschland registriert. Dann galt sie hierzulande lange als verschwunden. Heute findet man sie fast überall in Deutschland. „Die Gottesanbeterin steht zwar auf der Roten Liste der bedrohten Arten, aber diese Einstufung kann durch ihre Ausbreitung hinterfragt werden“, sagte Professor Dr. Thomas Schmitt, Vorsitzender der Jury bei der Wahl zum „Insekt des Jahres 2017“. Mit steigenden Temperaturen besiedelt das Insekt voraussichtlich immer mehr Orte.
Die Femme Fatale profitiert vom Klimawandel
Andächtige Räuberin
Die Gottesanbeterin ist ein Vorbild für Kung Fu-Kämpfer und das japanische Symbol für Wachsamkeit, Geduld und Beständigkeit. Mantis Religiosa bedeutet so viel wie „Religiöse Seherin“. Den Namen verdankt das etwa 6 Zentimeter große Insekt ihrer ungewöhnlichen Körperhaltung: Sie hält ihre vorderen Fangarme oft angewinkelt und hat den dreieckigen Kopf mit den großen Facettenaugen gesenkt, als würde sie beten. Diese vermeintliche Andacht ist biologisch betrachtet das Verhalten einer Räuberin: Sie kann erstaunlich lange Zeit bewegungslos verharren und dann äußerst schnell – etwa sechs Mal schneller als ein menschlicher Lidschlag – zuschlagen. Ihre Beute sind kleine Insekten, aber auch Frösche oder Mäuse. Berühmt ist die Gottesanbeterin aufgrund ihres ungewöhnlichen Paarungsverhaltens. Gelegentlich fressen die Weibchen die Männchen während oder nach der Paarung und sichern sich so die Nährstoffe für die Produktion ihrer bis zu 200 Eier.