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Die Brennhaare der Raupen enthalten ein Nesselgift, das Allergien auslösen kann. Foto: wikipedia
30.11.2010
Umwelt & Verbraucher

Eichenprozessionsspinner – auch im Herbst ein Thema

Wie kann man Mensch und Eiche vor den gefräßigen Giftraupen schützen?

Die Giftraupen* des Eichenprozessionsspinners sind in den letzten Jahren zunehmend zu einer Plage geworden. Wie kann man sowohl die Menschen als auch die bedrohten Eichen vor diesen Insekten schützen? Fragen, die mancherorts bei Forst- und Gesundheitsexperten im Herbst für Gesprächsstoff sorgen. Ein Patentrezept gibt es allerdings nicht.

Die giftigen Brennhaare der Eichenprozessionsspinnerraupen lösen bei manchen Menschen allergische Reaktionen der Atemwege und der Haut aus. Von Mai bis Anfang August setzen die Raupen den Eichenwäldern extrem zu. Gefährlich wird es für den Wald insbesondere dann, wenn sich die Fress-Attacken über mehrere Jahre erstrecken oder wenn der Wald, wie 2010 in mehreren Regionen mit einer explosionsartigen Vermehrung der Schädlinge konfrontiert ist. Im unterfränkischen Landkreis Kitzingen, wie auch in den Landkreisen Würzburg und Schweinfurt wurden die Raupen des Eichenprozessionsspinners deshalb im Mai auf 3 000 Hektar Wald aus der Luft bekämpft. Dabei wurde ein biotechnisch wirkender Metamorphose- beziehungsweise Häutungshemmer mit dem Wirkstoff Diflubenzuron eingesetzt. Das Insektizid wirkt ausschließlich auf sich häutende Entwicklungsstadien. Stechend-saugende Insekten werden nicht beeinträchtigt. 

Mehrere 10 000 Raupen verschiedener Falterarten je Baumkrone

Die Falterweibchen der Eichenprozessionsspinner bevorzugen die jungen Zweige in den oberen Kronen, um ihre bis zu 150 Eier abzulegen. Als Tarnung für die Eigelege dient eine graubraune Kittmasse aus Afterschuppen und Sekret. In den Eiern überwintern bereits die Jungraupen. Wenn sie im Mai schlüpfen, oft gleichzeitig mit den Raupen des Grünen Eichenwicklers und des Großen Frostspanners, beginnt mit dem Laubaustrieb ihr großes Fressen. Die Bäume bilden ständig Nottriebe, die dann oft leichte Beute des Eichenmehltaus werden. Dadurch fehlt es den Eichen über die gesamte Saison an Laub und damit an einer ausreichenden Wasser- und Nährstoffversorgung. In der Folge können bis zu 80 Prozent der Bäume absterben. 

Als wäre das noch nicht genug, locken die ausgelichteten Kronen auch noch den Eichenprachtkäfer an. Seine Larven fressen zwei Jahre lang unter der Rinde im Zickzack-Kurs ihre Gänge durch das Bildungs- und Zuwachsgewebe des Stammes, das Kambium. Die Wasser- und Nährstoffleitungen der Bäume werden dadurch unterbrochen. Sie sterben ab. 

* Die Brennhaare der Raupen enthalten den Giftstoff Thaumetopoein, ein Nesselgift, das Allergien bis hin zu 
  Asthmaanfällen und Hautentzündungen (Raupendermatitis) auslösen kann.

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