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Von oben nach unten: 1 Agriotes sp = Schnellkäfer, 2 Agrypnus murinus = Mausgrauer Schnellkäfer und 2 Cidnopus sp, die keinen deutschen Namen haben. Foto: Dr. Jörn Lehmhus, Julius Kühn-Institut (JKI)
26.06.2012
Umwelt & Verbraucher

Drahtwürmer in Kartoffeln sind schwer zu bekämpfen

Dank einer Ausnahmegenehmigung können Landwirte in diesem Jahr ein geeignetes Pflanzenschutzmittel einsetzen

Drahtwürmer sind pfiffig. Sobald das Thermometer im Sommer in die Höhe schnellt und die Böden trockener werden, ziehen sie sich in tiefere Bodenschichten zurück. Im Frühjahr und im Spätsommer aber schlagen sie zu. Im Boden machen sich die Drahtwürmer, die die Larvenstadien verschiedenster Schnellkäferarten (Familie Elateridae), mit unbändigem Appetit an unterirdischen Pflanzenteilen von Getreide, Mais, Hackfrüchten, Leguminosen und gärtnerischen Kulturen her. Dabei können sie auch in Kartoffelbeständen gewaltige Schäden anrichten. Sehr zum Leidwesen der Kartoffelbauern, denn der Drahtwurm lässt sich nur schwer bekämpfen.

Im Frühjahr stehen zunächst die jungen Keime auf dem Speiseplan der Drahtwürmer. Später fressen sie an den Wurzeln der Kartoffelpflanzen, und schließlich an den Kartoffelknollen. Während die Kartoffeln den Fraß an den Wurzeln oft ganz gut überstehen, fällt der Schaden an den Knollen umso gravierender aus. Die Drahtwürmer bohren mehrere Zentimeter lange Gänge in die Kartoffeln, die dadurch nicht mehr als Speise-, Veredelungs- oder Pflanzkartoffeln vermarktbar sind. Dabei fressen die Schädlinge die Kartoffeln nicht an, weil sie ihnen so gut schmecken, sondern lediglich, weil die Kartoffeln ihnen im trockenen Boden überlebenswichtiges Wasser liefern und sie so vor dem Austrocknen bewahren. 

In den vergangenen Jahren haben die Schäden durch Drahtwürmer zugenommen, nicht zuletzt, weil den Landwirten keine entsprechenden Pflanzenschutzmittel zur Verfügung standen. Vorbeugende Maßnahmen, wie Fruchtfolge oder Bodenbearbeitung, liefern nur Teilerfolge. Die Vorverlegung des Erntetermins bietet auch nur begrenzte Möglichkeiten. Die Larven leben bis zu fünf Jahre im Boden und häuten sich mehrfach. Nach der Eiablage der ausgewachsenen Käfer im April schlüpfen die Larven etwa vier bis sechs Wochen später. Um das aktuelle Gefährdungspotenzial einschätzen zu können, müssen Experten wissen, wie viele Eier die Käfer vor zwei oder drei Jahren abgelegt haben. Pheromonfallen dienen dem Monitoring. Mit ihrer Hilfe kann aus dem Erscheinen der ersten Schnellkäfermännchen abgeleitet werden, wann die ersten Weibchen erscheinen. So lassen sich Paarungszeit und Hauptflugzeit der Schnellkäfer ermitteln. In diesem Zeitraum legen die Weibchen ihre Eier ab. Handgrabungen und Köderfallen ermöglichen eine Beobachtung des Larvenaufkommens im Boden. 

Die Entwicklungszeit vom Ei über verschiedene Larvenstadien bis hin zum vollentwickelten Käfer kann zwischen drei und fünf Jahren dauern. In Mitteleuropa gibt es rund 150 Schnellkäferarten. 15 bis 20, die Schäden verursachen, kommen in unseren Breiten vor. Auf deutschen Äckern spielen fünf schädliche Schnellkäferarten der Gattung Agriotes eine wenig rühmliche Rolle. 

Bekämpfung 2012 mit Ausnahmegenehmigung

In diesem Jahr konnten die Kartoffelbauern den Drahtwürmern zu Leibe rücken, denn das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat - unter strengen Auflagen - ein geeignetes Mittel zur Drahtwurmbekämpfung in Kartoffeln zugelassen. Die Ausnahmegenehmigung wurde für 120 Tage bis zum 14. Juni 2012 erteilt. Das Ködergranulat wird beim Pflanzen in die Furche gestreut und sofort nach Ausbringung vollständig mit Erdreich bedeckt. Der Köder lockt die Larven an, sie nehmen den insektiziden Wirkstoff durch Kontakt oder Fraß auf und sterben ab. 

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