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Junge Larven fressen das charakteristische Zickzack-Muster in die Ulmenblätter. Foto: Dr. Gábor Vétek
10.09.2013
Umwelt & Verbraucher

Die Zickzack-Blattwespe heißt, wie sie frisst

Asiatischer Baumschädling erobert Europa und gefährdet Ulmen

Sie ernähren sich von frischen, grünen Ulmenblättern. Sie scheinen sich aber auch im deutschen "Blätterwald" sehr wohl zu fühlen. Die Süddeutsche, der Focus, das Greenpeace-Magazin und so manche Tageszeitung berichtete in diesem Frühjahr über die gefräßigen Tierchen mit asiatischem Migrationshintergrund. Und wer sie googelt, kommt auf knapp 17 000 Treffer.

Die Rede ist von der Zickzack-Blattwespe (Aproceros leucopoda), die unsere einheimischen Ulmenarten befällt. Mal nach rechts, mal nach links. dem typischen Fraßmuster, das ihre Larven in die Blätter von Ulmen beißen, verdankt die Zickzack-Blattwespe ihren Namen. Sie gilt als invasive Art und wurde vermutlich über Pflanzmaterial von Ostasien nach Europa eingeschleppt. Hier wurde sie vor zehn Jahren das erste Mal in Polen und Ungarn gesichtet. Seitdem scheint sie sich immer weiter auszubreiten. Vor zwei Jahren traf sie schließlich in Bayern ein, in diesem Frühjahr hat sie schon Berlin und Brandenburg erreicht. Dieser aktuelle Fund bedeutet, dass die Wespe in Deutschland langsam heimisch wird und schon weiter nach Norden vorgedrungen ist, als Insektenforscher bisher angenommen haben. 

Gefräßig und vermehrungsfreudig

Die nur ein bis zwei Zentimeter großen Larven entwickeln einen gewaltigen Appetit. Ihr Speiseplan ist dabei wenig abwechslungsreich. Bei Zickzack-Blattwespen kommen ausschließlich Ulmen auf den Mittagstisch. Die gefräßigen Larven machen Tabula rasa und hinterlassen total leer gefressene Bäume. Und so wie sie frisst, so vermehrt sich diese Spezies auch. Die Zickzack-Blattwespe bringt bis zu vier Generationen pro Jahr hervor. Dabei pflanzt sie sich rein parthenogenetisch fort. Das bedeutet, dass das Weibchen unbefruchtete Eier legt, aus denen wieder nur Weibchen schlüpfen. Männliche Exemplare werden nicht benötigt. 

Die Entwicklungszeit vom Ei zum erwachsenen Tier ist sehr kurz, vor allem die Sommergenerationen haben es eilig. Sie verpuppen sich nur in einfachen Kokons, die gleich an die Blätter oder Zweige der Ulmen gesponnen werden. Die überwinternden Kokons der letzten Generation sind dagegen fest gesponnen und werden auf dem Boden abgelegt. Diese Generation ist dadurch wesentlich besser gegen Wind und Wetter geschützt.

Funde und Beobachtungen bitte melden!

Ein mehrjähriger Befall führt zur Entlaubung, lässt Zweige absterben und schwächt die Bäume. So ist der Weg für weitere Schaderreger bereitet, beispielsweise für Pilze, die das sogenannte Ulmensterben verursachen. Wie sich ein Zusammentreffen von Pilz und Wespe auf die Ulmen auswirkt und wie die Verbreitung des Schädlings voran schreitet, muss aber noch genauer untersucht werden. 

Das Senckenberg Deutsche Entomologische Institut (SDEI) hat Bürger deshalb dazu aufgerufen, Funde oder Beobachtungen zu melden und gibt folgende Hilfestellung: Die Zickzackfraßspur ist sehr charakteristisch und leicht zu erkennen, so dass jeder die Tiere entdecken kann. Ulmen erkennt man an der asymmetrischen Blattbasis. Diese unterscheidet sie deutlich von anderen heimischen Bäumen und Büschen.

 „Toll wäre, wenn uns die Entdecker Fotos oder besser Blätter mit Fraßschäden, Larven oder die netzartigen Kokons einschicken, zusammen mit Angaben zu Fundort, Funddatum und ihrer E-Mail-Adresse“, ermuntert Dr. Stephan Blank vom SDEI in Müncheberg interessierte Laienforscher. „Wir bestimmen die Proben, und die Einsender erhalten auf jeden Fall eine Antwort per E-Mail.“ Die Daten sollen dann ab August in Form einer Verbreitungskarte auf der Senckenberg-Website zur Verfügung gestellt werden.

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