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Hopfenbauer Andreas Dick mit dem "grünen Gold". Foto: Andreas Dick
21.03.2013
Umwelt & Verbraucher

Der Hopfenbauer aus der Eifel

Im einzigen Hopfenanbaugebiet von Rheinland-Pfalz erzeugt Andreas Dick bei mildem Klima, auf besten Böden würzigen Hopfen

Neben dem größten Hopfenanbaugebiet der Welt, der Holledau zwischen Ingolstadt und München, hat auch die Eifel ihren Hopfengarten. In der Gemarkung von Holsthum bei Bitburg bauen Herbert und Andreas Dick rund 20 Hektar Hopfen an. Die Bitburger Brauerei braut daraus ihr weltbekanntes Pils.

Familie Dick – das sind der Senior Herbert Dick und Frau, Sohn Andreas und dessen Ehefrau sowie zwei Kinder – ist in der Prümebene zu Hause. Das milde Weinbauklima und fruchtbare Böden schaffen beste Wachstumsbedingungen für die traditionsreiche Kulturpflanze Hopfen. "Das Prümtal wird auch Toskana der Eifel genannt", erklärt Andreas Dick, der auf Hof Dick die Familientradition fortsetzt und sich ganz dem Hopfenanbau widmet. Er ist gelernter Bierbrauer und Landwirt und hat noch eine Somelierausbildung mit Fachrichtung Bier oben drauf gesetzt. 

In Deutschland produzieren rund 1 500 Brauereien etwa 5 000 verschiedene Biere. In der Eifel tut dies heute nur noch die Bitburger Brauerei. Dick liefert seinen Hopfen ausschließlich an dieses weltweit bekannte Unternehmen. Es sichert den Absatz seiner Sorten über Kontrakte. "Kein Draht ohne Vertrag!" Rund um den Hopfen gibt es viele solcher alten Weisheiten. 

Qualität und Erträge stimmen

Die Brauerei schätzt die exzellente Qualität des heimischen Hopfens und die Kompetenz von Andreas Dick. Im Bier sorgt der Hopfen für den würzigen Geschmack und auch für den Schaum und bessere Haltbarkeit. "Aufgrund der günstigen Wachstumsbedingungen stimmen bei uns auch die Erträge", erläutert der 39-jährige Hopfenanbauer. Von einem Hektar lassen sich, je nach Sorte und Alter der Anlage, zwischen 28 und 45 Zentner Rohhopfen je Hektar ernten. "Noch wichtiger aber sind die Inhaltsstoffe. Sie bestimmen den Preis und den Biergeschmack", ergänzt Dick. Beim Hopfen ist das die sogenannte Alphasäure. Sie ist für die Bitterung eines Bieres verantwortlich. "Im zehnjährigen Mittel der deutschen Hopfenernte liege ich hier 20 Prozent über dem Durchschnitt", sagt Dick nicht ohne Stolz. Er verdankt die Qualität der günstigen Lage im geschützten Prümtal, das zudem über ausreichende Mengen an Grundwasser verfügt. Der Hopfen liebt einen nassen Fuß und einen warmen Kopf – noch so eine alte Hopfen-Weisheit. 

Neue Hopfensorten für moderne Biere

Nicht nur die Alphasäure ist ein wichtiges Geschmackskriterium. Auch die Wahl der Hopfensorte macht den Geschmack des Bieres aus. Andreas Dick baut deshalb Bitterhopfen und Aromahopfen an. "Ich experimentiere derzeit auch mit sogenannten Flavour Hops. Das ist ein neuer Geschmackstrend aus Amerika. Mit Flavour Hops lassen sich ohne chemische Zusätze völlig neue Geschmäcker kreieren, Citrusaroma beispielsweise, ohne dass dabei das deutsche Reinheitsgebot Schaden nimmt. Ich unterstütze diesen Trend „Weg vom Einheitsbier". Jetzt spricht der Sommelier. Auch in den Bemühungen um ein modernes Bier-Image unterstützt ihn die Brauerei. Somelier Andreas Dick führt die Besucher gekonnt und unterhaltsam durch das Besucherzentrum „Markenerlebniswelt“, wo mit Nase und Gaumen die Bierzutaten Wasser, Malz, Hopfen und zum Schluss natürlich Bier verkostet werden. 

Eine Biervariante, die derzeit die Hotellerie erobert, ist das Indian Pale Ale. Dieses Bier wurde bereits im 19. Jahrhundert in England und Schottland für die indischen Kronkolonien gebraut. Dort war es unter den Kolonialtruppen sehr beliebt. Da es die lange Seefahrt überstehen musste, wurde das Bier wegen der besseren Haltbarkeit mit besonders hohem Alkoholgehalt gebraut. In Indien angekommen, sollte es eigentlich eins zu eins mit Wasser verdünnt werden. Darauf hat man allerdings schon bald verzichtet. "IPAs passen hervorragend in die gehobene Gastronomie und könnten sogar dem Wein den Rang ablaufen", weiß Andreas Dick. 

"Das Image des Bieres liegt mir am Herzen"

Für solche Dinge und für das Image des Bieres rührt Andreas Dick das ganze Jahr kräftig die Werbetrommel. "Die arbeitsärmeren Wintermonate nutze ich gerne für Veranstaltungen in ganz Deutschland" erläutert der engagierte Biersomelier. "Messen, Bierseminare, Verkostungen oder gemeinsame Aktionen mit bekannten Köchen erweitern nicht nur meinen eigenen Horizont, sondern sind auch ein wunderbarer Ausgleich für die vielen einsamen Tage in den Hopfengärten." 

Der Hopfenanbau ist sehr arbeitsintensiv, denn "der Hopfen will jeden Tag seinen Herrn sehen" – da ist es wieder. Die Bewirtschaftung erfolgt nach den Richtlinien des integrierten Anbaus. Bodenproben gehören dazu und die gezielte, bedarfsgerechte Düngung jedes einzelnen Stocks. Vorbeugender Pflanzenschutz ist nicht gestattet. "Deshalb ist es so wichtig, jede einzelne Pflanze regelmäßig in Augenschein zu nehmen. Schädlinge wie Blattläuse oder Rote Spinne müssen ausgezählt werden. Erst wenn eine bestimmte Schadschwelle überschritten ist, setze ich Pflanzenschutzmittel ein. Peronospora und Echter Mehltau werden ausschließlich anhand von Prognosemodellen bekämpft." 

Die Hopfenernte ist dann noch einmal eine sehr hektische Phase. Vier Wochen hat Andreas Dick Zeit, sein "grünes Gold" einzufahren. Dann kommen die Erntehelfer zum Einsatz, und es ist vorbei mit der Einsamkeit. Auf dem Hof wird der Rohhopfen von 80 auf mindestens zwölf Prozent Wassergehalt getrocknet und in 50kg-Säcke abgefüllt. Dann kommt der amtliche Siegelmeister der Bezirksregierung nach Holsthum. Im Gepäck hat er das rote Siegel "Bitburger Siegelhopfen", mit dem er jeden einzelnen Sack kennzeichnet. So wird aus einem schlichten Eifeler Hopfen ein unverwechselbarer Gebietshopfen. 

Andreas Dick hat noch viele Pläne. Sein größter Wunsch ist es, einmal ein eigenes Hopfenbauerbier zu kreieren. Mit einem guten Hopfen-Jahrgang, einem wohlschmeckenden Flavour Hop und einem Quäntchen Glück sollte das gelingen. Auf ein solches exklusives Jahrgangsbier kann man sich jetzt schon freuen.

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