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Typisch für die Helminthosporium-Blattfleckenkrankheit: helle, spindelförmige Flecken auf den Maisblättern. Quelle: Hubert Hugger, RP Freiburg Ref. 33
09.09.2008
Umwelt & Verbraucher

Blattfleckenkrankheit macht Mais zu schaffen

Dieses Jahr brach die Krankheit am Oberrhein schon früh aus – Experten befürchten, dass der pilzliche Schaderreger künftig bundesweit den Maisanbau bedrohen könnte.

Der pilzliche Krankheitserreger Helminthosporium profitiert vom Klimawandel und breitet sich im Maisanbau aus. Gefährlich sind frühe Infektionen der Pflanzen, wie sie dieses Jahr im Regierungsbezirk Freiburg aufgetreten sind. Sie können zu großen Verlusten führen und im schlimmsten Fall sogar die gesamte Ernte vernichten. Oft werden die Blattflecken erst entdeckt, wenn die Maispflanzen bereits hochgewachsen sind. Für eine Bekämpfung des Pilzes mit Fungiziden ist es dann zu spät. In Deutschland fehlt es zudem an zugelassenen Wirkstoffen.

Frühe Infektionen am Oberrhein

„Helminthosporiuminfektionen sind auch in diesem Jahr in den bekannten Befallslagen der Rheinebene vereinzelt schon vor der Blüte aufgetreten“ schreibt Landwirtschaftsdirektor Hubert Hugger, Leiter des Referats Pflanzliche und Tierische Erzeugung im Regierungspräsidium Freiburg auf Anfrage von PROFIL Online. Damit, so der Experte, traten die ersten Infektionen bereits früh auf und die Gefahr wächst, dass sich der Pilz weiter ausbreitet. Empfindliche Sorten seien besonders gefährdet. Das feuchte und warme Wetter im Juli bereitete dem Schadpilz zudem geradezu ideale Bedingungen. Die trockene Witterung in der ersten Augustdekade konnte die Ausbreitung der Krankheit nur vorübergehend bremsen. Ende August förderten Wind und Regen Neuinfektionen durch Sommersporen an den oberen Blättern.

Klimawandel hilft dem Pilz

Helminthosporium liebt die Wärme. Für seine Entwicklung benötigt der Schadpilz Temperaturen zwischen 23 und 29 Grad. Normalerweise infiziert er die jungen Maispflanzen im späten Frühjahr und Frühsommer. Bei günstigen Temperaturen und Feuchtigkeit keimen Pilzhyphen aus den Sporen und dringen innerhalb weniger Stunden in das Blattgewebe ein. Die sommerlichen Durchschnittstemperaturen sind seit den 90er Jahren um zwei Grad gestiegen. Zusammen mit heftigen Regenfällen schaffen sie mittlerweile in ganz Deutschland ideale Entwicklungsbedingungen. Während früher nur die Regionen am Oberrhein betroffen waren, breitete sich die Blattfleckenkrankheit in den 90er Jahren auch in Bayern, Hessen und in Rheinland-Pfalz aus. Nachdem der Pilz einige Jahre lang kaum in Erscheinung trat, befiel er 2007 fast in ganz Deutschland Maisfelder.

Spindelförmige Flecken auf Blättern

Die Helminthosporium-Blattfleckenkrankheit ist an den hellen, spindelförmigen Flecken auf den Maisblättern zu erkennen. Dabei handelt es sich um abgestorbenes Blattgewebe, das für die Nährstoffgewinnung der Pflanze nicht mehr zur Verfügung steht. Die Flecken treten oft erst dann in Erscheinung, wenn sich der Pilz schon stark ausgebreitet hat. Nach der Infektion im späten Frühjahr treten zunächst nur kleine Punkte auf den Blättern auf, die der Landwirt leicht übersieht. Der Pilz wächst jedoch im Blatt weiter und zerstört immer mehr Gewebe. So entwickeln sich aus den punktförmigen Infektionsherden die typischen, bis zu 15 Zentimeter großen Flecken.

Totalverluste drohen

„Wenn die Blattflecken schon im August auftreten, gibt es deutliche Ertragseinbußen“, weiß Hubert Hugger. „Bei Körnermais* können die Verluste bei frühem und starkem Befall 100 Prozent betragen.“ Eine Bekämpfung der pilzlichen Krankheit sei zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich, und außerdem fehle es an zugelassenen Wirkstoffen. Die Beratungsstellen empfehlen den Landwirten, ihre Maisfelder regelmäßig zu kontrollieren. Droht die gesamte Ernte auszufallen, sollten die Pflanzen früh gemäht und als Tierfutter konserviert werden (Maissilage). Auch bei Körnermais ist eine zeitige Ernte angezeigt. Die kranken Pflanzen sind anfällig gegenüber weiteren pilzlichen Krankheiten und so geschwächt, dass sie leicht abknicken. Die Gefahr wächst von Tag zu Tag: je früher die Pflanzen befallen werden, desto größer sind die Ertragseinbußen.

Frühreife Sorten besonders betroffen

Frühreife Maissorten sind besonders anfällig gegen Helminthosporium. Unempfindliche Sorten sind daran zu erkennen, dass sich die Pflanzen zur Wehr setzen: Das Blattgewebe bildet um die Infektionsherde einen Ring abgestorbener Zellen, der den Pilz nicht weiter vordringen lässt. Die Schutzreaktion der Pflanze ist mit dem bloßen Auge an den schmalen, braunen Streifen zu erkennen, die die Flecken umranden. Die Landwirte beugen zudem mit pflanzenbaulichen Maßnahmen vor. Pflanzenreste werden nach der Ernte zerkleinert und in den Boden eingearbeitet, damit sie möglichst schnell verrotten. Das ist wichtig, weil der Pilz auf den Ernteresten der Maispflanzen überwintert. Darüber hinaus gilt es, die Maisbestände mit optimaler Bodenpflege, Düngung und Pflanzenschutz möglichst gesund und widerstandsfähig zu erhalten.