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Trotz kleinerer Erntemengen gibt es doch auch in diesem Jahr genügend leckeres Obst. Foto: Fotolia
26.09.2013
Umwelt & Verbraucher

Bilanz der Obsternte 2013

Das nasskalte Frühjahr hinterließ seine Spuren

Frostige Temperaturen bis Ende März, ein bewölkter Himmel im April und ein verregneter Mai, es waren nicht die besten Wachstumsbedingungen für Früchte. Wetterkapriolen gehören für Obstbauern zum Berufsrisiko. Und auch 2013 hat die Witterung die Obstanbausaison spürbar beeinflusst. Die Vegetation verspätete sich durchschnittlich um zwei Wochen. Die Auswirkungen auf die Erträge waren unterschiedlich – je nach Obstsorte. Meist konnten die Landwirte nur unterdurchschnittliche Mengen ernten. Das Preisniveau im Juni lag um bis zu zehn Prozent höher als im Vorjahr.

Obstwetter 2013

Der Winter war nicht besonders hart, aber ungewöhnlich lang – bis Ende März war der Boden noch gefroren. Darauf folgte ein kühler und nasser Frühling. So regnete es während der Obstblüte Mitte bis Ende Mai tagelang. Die Bienen blieben „zu Hause“, die Bestäubung fiel teilweise ins Wasser. Der Regen überflutete zudem so manches Feld. Sobald die Wolken eine Lücke ließen, rückten die Obstbauern aus, um ihre Kulturen vor Fäulnis und Schädlingen, insbesondere Pilzen zu schützen. Im Sommer herrschte über mehrere Wochen heißes und trockenes Wetter. Der dringend benötigte Niederschlag blieb aus oder war gleich so heftig, dass der ausgetrocknete Boden die Wassermassen kaum aufnehmen konnte. Sie flossen ungenutzt ab. Auf einigen Flächen kam es zu Hochwasserschäden.

Schlechter Start für die Königin der Beeren

Für die Erdbeerbauern war die Saison 2013 schwierig: Die deutsche Ernte liegt mit geschätzt 130 000 Tonnen unter der Menge von 2012 und damit zum wiederholten Mal unter dem üblichen Ertragsniveau. „Bei dem feuchten Frühjahrswetter breitete sich die Grauschimmelfäule (Botrytis cinerea) innerhalb kürzester Zeit aus, dadurch verfaulten viele Früchte auf dem Feld“, berichtet Simon Schumacher vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer. Die Obsterzeuger konnten den Schimmelpilz in erster Linie durch den fachgerechten Einsatz von Fungiziden eindämmen. Es entstanden aber zum Teil gravierende Schäden durch Staunässe. Aufgrund der niedrigen Temperaturen und der fehlenden Sonnenstunden im Frühjahr startete die Freilandernte mit zwei bis drei Wochen Verspätung. Nur in Hochtunneln, in denen die Pflänzchen regengeschützt wachsen und die Sonnenenergie gut nutzen können, konnten schon im Mai geringe Mengen Erdbeeren gepflückt werden. „Normalerweise ist der Juni der stärkste Erdbeermonat, in diesem Jahr war es allerdings der Juli. Das Angebot hat sich zeitlich so weit nach hinten verschoben, dass selbst im August noch Früchte angeboten werden konnten“, so Schumacher.

Nicht gut Kirschen essen

Auch die Kirschwochen 2013 fielen mager aus. Nach Schätzungen kamen rund 25 000 Tonnen Süßkirschen in den Verkauf. 2012 betrug die Ernte lediglich 23 000 Tonnen. Damit blieben die beiden Jahre deutlich unter der durchschnittlichen Ernte aus den drei Vorjahren von 35 700 Tonnen zurück. Die Sauerkirschenernte 2013 dürfte um die 16 000 Tonnen betragen. Das ist deutlich unter dem Durchschnitt, der in den drei vorangegangen Jahren bei 18 300 Tonnen lag.

Wie auch bei den anderen Steinobstsorten vermehrte sich der sogenannte Schrotschuss, ein Pilz (Wilsonomyces carpophilus), bei dem feuchtkühlen Frühjahrswetter explosionsartig. Die Krankheit zeigt sich durch helle Punkte an jungen Blättern, die sich nach einigen Tagen rötlichbraun verfärben. Später entstehen Löcher in den Blättern, das Laub wirkt wie von Schrotkugeln durchlöchert. Die Früchte verkrüppeln, reißen auf, vertrocknen oder verfaulen und werden abgestoßen. Es waren ein bis vier Fungizid-Behandlungen notwendig, um den Erreger einzudämmen.

Normale Ernte bei Beerenobst

Die Beerenobsternte 2013 liegt voraussichtlich leicht über der des Vorjahres. Dabei zeigt sich im Vergleich zu 2012 bei Johannisbeeren und Himbeeren ein leichtes Plus, bei Heidelbeeren wird es dagegen wie im Vorjahr eine Normalernte geben. Beeren sind empfindliche Früchte. Sie sind nur kurz lagerfähig und neigen vor allem bei Nässe schnell zu Fäule. Um sie vor Niederschlägen zu schützen, errichten die Anbauer ein Dach aus Folie über den Reihen.

Wechselhafte Pflaumen- und Zwetschgensaison

Das blaue Steinobst hat hierzulande von Juli bis Oktober Saison. Deutschlandweit ist 2013 mit einer Ernte von rund 45 000 bis 50 000 Tonnen nach 35 600 Tonnen in 2012 zu rechnen. In den drei vorhergehenden Jahren lag sie durchschnittlich bei 60 000 Tonnen. Die diesjährige Ernte wird regional unterschiedlich bewertet. So berichtet Martin Ley von der Genossenschaft der Obst- und Gemüseerzeuger (VOG) Ingelheim: „Für die Anfang Juli angelaufene Zwetschgenernte in Rheinhessen sowie Rhein-Main-Pfalz und Thüringen zeichnet sich eine normale Saison ab. So gehen die Erzeuger nach der schwachen Ernte 2012 wieder von einer durchschnittlichen Menge aus.“ Der Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüseanbauer rechnet hingegen damit, dass rund 40 Prozent weniger Pflaumen und Zwetschgen im Rheinland geerntet werden können. Nachtfröste und kühles regnerisches Wetter haben dort dazu geführt, dass die Blüten erfroren und nicht oder nur unzureichend befruchtet wurden. Auch andere Regionen wie Baden und Franken berichten von einer unterdurchschnittlichen Ernte.

Kleinere Apfelernte

Auch die Apfelbauern klagen mehrheitlich über die kühle und regenreiche Witterung während der Blüte und zum Zeitpunkt des Fruchtansatzes sowie über einen starken Fruchtfall im Juni. Mit 802 000 Tonnen Äpfeln wird deutschlandweit die geringste Ernte der letzten zehn Jahre erwartet. Die Marketinggesellschaft „Obst vom Bodensee“ schätzt die Saison so ein: „Die Äpfel haben geschmacklich zwar nichts eingebüßt, sie sind durch die Kälte während der Blüte und in der folgenden Zellteilungsphase aber kleiner geraten. Durchschnittlich um rund fünf Millimeter. Vor allem aber: Die Menge fehlt.“

Die nasskalte Witterung im Frühjahr hat in vielen Plantagen zu Apfelschorf geführt, der durch den Pilz Venturia inaequalis ausgelöst wird. Die braunen Flecken auf der Oberfläche mindern den Wert der Früchte. Der Pilz vermehrt sich explosionsartig und muss schnell behandelt werden – ohne Pflanzenschutzmittel kommen die Obstbauern nicht gegen ihn an.

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