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An stark befallenen Sträuchern kann der Amerikanische Stachelbeermehltau die Ernte zunichte machen. Foto: A. Vietmeier, Landwirtschaftskammer Nordhrein-Westfalen
07.04.2014
Umwelt & Verbraucher

Amerikanischer Stachelbeermehltau bedroht die Beerenernte

Der Kolumbuseffekt wirkt immer noch, auch in deutschen Gärten

Pflanzenkrankheiten lassen sich weder von Grenzen noch von Bergen oder Meeren aufhalten. So hat auch die Entdeckung Amerikas die Pflanzenwelt in Europa nachhaltig beeinflusst. Und noch heute wechseln Organismen von hüben nach drüben und finden auf fremden Kontinenten eine neue Heimat. Der eingewanderte Amerikanische Stachelbeermehltau ist leider nicht so harmlos wie der Europäische.

Man muss sich den Begriff Kolumbuseffekt einfach ausleihen – weil er so treffend ist. Und weil er heute, über 500 Jahre nach der Entdeckung Amerikas, noch immer wirkt. Denn hätte sich Christoph Columbus im Jahr 1491 nicht vertan und wäre wie geplant nach Indien gesegelt, hätten heute deutsche Hobbygärtner möglicherweise eine Sorge weniger. So aber drang zu Beginn dieses Jahrhunderts  der Amerikanische Stachelbeermehltau aus der mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Welt bis in unsere Breitengrade vor. Sphaerotheca mors-uvae, so der botanische Name des Schadpilzes, siedelt sich nicht nur auf Stachelbeeren, sondern auch an Schwarzen und Roten Johannis- sowie Jostabeeren an. Es gibt zwar auch einen Europäischen Stachelbeermehltau (Microsphaera grossulariae), der gilt jedoch als recht harmlos. Beide Vertreter gehören zu den Echten Mehltaupilzen, die weltweit verbreitet sind und zu denen 20 Gattungen mit ungefähr 100 Arten auf etwa 7 000 Wirtspflanzen zu Hause sind.

Der Amerikanische Stachelbeermehltau zeigt sich an Triebspitzen, Blättern und Früchten, wobei zunächst die Triebspitzen mit den jüngsten Blättchen von dem feinen weißen Pilzmyzel überzogen werden. Von hier aus greift die Krankheit auf junge Früchte über und überzieht diese mit dem weißen Mehltaubelag. Dieser verdichtet sich allmählich zu einem derben braunen, filzähnlichen Überzug, der die Früchte an der Ausreifung hindert. Befallene Jungtriebe der Stachelbeeren wirken gestaucht und bilden Ersatztriebe aus. Dadurch bekommen die Sträucher ein besenartiges Erscheinungsbild. Durch dieses nutzlose Wachstum verbrauchen die Pflanzen schnell ihre Nährstoffvorräte. Solche Sträucher sind massiv geschwächt und können nach mehrmaligem Befall sogar absterben.

Was kann man tun?

Während des Winters, also bevor sie austreiben, sollten die Triebe um etwa ein Drittel zurückgekürzt werden, um die erkrankten Triebspitzen zu entfernen. Auch kurz nach dem Austrieb ist ein leichter Rückschnitt durchaus noch sinnvoll. Werden alle Triebe um ein Drittel zurückgeschnitten, lässt sich der Mehltau deutlich einschränken. Anfallendes Schnittgut ist sorgfältig zu beseitigen. Es empfiehlt sich auch, sehr tief angesetzte Zweige zu entfernen, damit die Früchte nicht zu nah am Boden wachsen, wo sie sich infizieren können. Auch sollten möglichst Sorten mit geringer Anfälligkeit gegenüber dem Amerikanischen Stachelbeermehltau für den Anbau im Garten ausgewählt werden.

Wenn die Krankheit häufiger auftritt, können zusätzlich Behandlungen mit Netzschwefel-Präparaten, die es im Gartenfachhandel gibt, helfen, Infektionen durch den Schadpilz zu verhindern. Die Behandlungen müssen allerdings bereits ab Beginn des Austriebs durchgeführt werden, da sie nur vorbeugend wirksam sind. Weitere Informationen für Hobbygärtner gibt es bei den zuständigen Pflanzenschutzdiensten.