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Kontrastprogramm: Nach der Ernte wird die Folie von den Dämmen geholt und die Spargelpflanzen treiben aus. Ihre Blüten sind dann eine wertvolle Insektenweide. Foto: GMH
07.07.2020
Schule & Wissen

Spargelfeld wird Bienenweide

Spargelfelder sind nach der Ernte Nahrungsquelle und Lebensraum für Bienen und Insekten

Kennen Sie Spargelhonig? Nein? Den gibt es auch nicht. Sollte es aber, schließlich hat das Länderinstitut für Bienenkunde im brandenburgischen Hohen Neuendorf herausgefunden, dass Honig in Spargelregionen zu großen Teilen aus Spargelblüten-Nektar besteht.

Spargelfelder, die während der Ernte Menschen mit wohlschmeckendem Edelgemüse versorgen, werden danach zu einer wertvollen Nahrungsquelle für Bienen und andere blütenbesuchende Insekten. Wenn nach Johanni, also nach dem 24. Juni, traditionell die Spargelernte endet, dürfen sich die Sprossen daraufhin ungestört entwickeln und bilden einen etwa mannshohen Trieb mit fein gefiedertem Laub. Die ausgetriebene Pflanze wird gedüngt und gewässert, um ausreichend Reservestoffe in den Wurzelrhizomen einlagern zu können, die als Vorrat für die kommende Ernte benötigt werden. Schließlich wächst Spargel bis zu zehn Jahre aus ein- und demselben Wurzelstock.

Monatelange Nahrungsquelle

Etwa zwei bis drei Wochen nach dem Ende der Ernte öffnen sich am Trieb die ersten unscheinbaren Blüten. Neu angelegte Felder, die in den ersten drei Jahren überhaupt nicht beerntet werden, locken bereits ab März Insekten an. Durch diesen versetzten Rhythmus blühen in Deutschland auf 28 500 Hektar von Frühjahr bis September Spargelpflanzen – eine bisher oft unterschätzte Tracht. Sie liefert auch zu Zeiten Nahrung, in denen andere Kulturpflanzen wie Raps und Obstbäume nicht blühen.

Wie interessant Bienen die blühenden Spargelfelder finden, hat das Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf e. V. anhand von Honigproben untersucht. Wenn die Imker – und ihre Tiere – in einer Anbau-Region tätig sind, finden sich zum Teil hohe Anteile an Spargelpollen im Honig. Das liegt daran, dass mit dem Nektar einer Trachtpflanze auch immer Pollen in den Honig gelangt. Anhand dieses Pollens kann dann die pflanzliche Herkunft des Honigs nachgewiesen werden. Und in so mancher Probe fanden sich bis zu 90 Prozent Pollenanteile von Spargelblüten. Voilá: Spargelblüten-Honig!

Pollen wird von den Bienen als wichtige Eiweißnahrung auch extra gesammelt. Er wird unter anderem dringend benötigt, um den Nachwuchs großzuziehen. Wenn das allgemeine Nahrungsangebot für Bienen mit Beginn des Sommers nachlässt, füllt die Spargelblüte hier eine Lücke.

Begehrter Lebensraum

Nicht nur die Blüte der Spargelpflanzen ist gut für Insekten. Auch die Pflanze mit ihren bis zu 1,80 Meter hohen Trieben dient als Lebensraum. Beispielsweise finden sich hier Laufkäfer und Falter, aber auch unerwünschte Arten wie das gemeine Spargelhähnchen. Dessen Larven können große Schäden anrichten. Allerdings finden sich diverse Schlupfwespen-Arten als natürliche Gegenspieler, die vom Feldrand in die Spargelfelder einwandern und die Larven dezimieren.

Quelle: Gabot.de

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