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Durch die länglich-spitze Blattform und die feinen Haare an der Blattunterseite ist Rosmarin ideal an trockene Standorte angepasst. Foto: Fotolia
25.08.2016
Schule & Wissen

Rosmarin – ein vielseitiges Heil- und Gewürzkraut

Nicht nur in der Küche gern gesehen

In vielen Filmen, die im antiken Griechenland oder im alten Rom spielen, sieht man Männer mit einem Lorbeerkranz, der als Zeichen für ruhmreiche Sieger in Schlachten und im Sport galt oder verdienten Dichtern zur Ehre gereichte. Weniger bekannt ist dagegen der Kranz aus Rosmarin, den die alten Griechen vor großen Prüfungen trugen. Sie dachten nämlich, dass Rosmarin die Gedächtnisleistung verbessern kann.

Neuere Forschungen bestätigen, was die alten Griechen intuitiv anwendeten: Der Genuss von Rosmarin kann tatsächlich die Gedächtnisleistung verbessern. Der Inhaltsstoff Carnosolsäure schützt das Gehirn vor schädigenden Radikalen, die Demenz und Alzheimer hervorrufen können. Bei den alten Römern stand Rosmarin für das Leben und die Liebe und wurde bei Hochzeiten als ein Zeichen der Fruchtbarkeit und Treue verwendet. Im römischen Brautstrauß dufteten Myrte, Orangenblüten, Rosmarin, Thymian und Salbei. Heute noch bekommt die Braut in einigen Gegenden Portugals und Italiens Rosmarinblätter in die Schuhe. Das soll die Treue fördern und viele Kinder bringen.

Hauptbestandteil der Kräuter der Provence

Rosmarin (Rosmarinus officinalis) ist also schon seit dem Altertum bekannt und eines der beliebtesten Küchenkräuter. Wer kennt nicht die Zeile mit „Parsley, Sage, Rosemary and Thyme“ (Petersilie, Salbei, Rosmarin und Thymian) des englischen Volkslieds Scarborough Fair, nicht zuletzt bekannt durch die Interpretation von Simon & Garfunkel? Zusammen mit Thymian wird der intensiv riechende Rosmarin in vielen mediterranen Gerichten verwendet, denen er durch seinen harzigen, leicht bitteren Geschmack eine besondere Note verleiht. Rosmarin ist auch ein Hauptbestandteil der französischen „Kräuter der Provence“.

Im Mittelmeerraum beheimatet

Der immergrüne, buschige Strauch stammt auch aus dem Mittelmeerraum. Wild kommt er vor allem auf der iberischen Halbinsel in Portugal und Spanien vor sowie in Italien, auf der Inselgruppe Santorin und in der Region Dalmatien in Kroatien und Montenegro. Dort, in Frankreich sowie in Marokko oder auf Korsika wird er heute auch als landwirtschaftlich-gärtnerische Kultur angebaut.

Reich an ätherischen Ölen und Gerbstoffen

In den verschiedenen Regionen haben sich unterschiedliche Typen herausgebildet, die sich in den Inhaltsstoffen Cineol, Kampfer und Verbenon unterscheiden. Das über Wasserdampfdestillation gewonnene pure Rosmarinöl ist hautreizend und muss erst verdünnt beziehungsweise in Kosmetika verarbeitet werden. Es hat eine antimikrobielle Wirkung gegen Bakterien, Hefen und Schimmelpilze. In der Phytomedizin wird auch noch ein anderer Inhaltsstoff des Rosmarins, die zu den Gerbstoffen gehörende Rosmarinsäure, eingesetzt. Mit ihren entzündungshemmenden Eigenschaften wird sie zum Beispiel in Salben bei Sportverletzungen verwendet.

Zu wenig Winterhärte für Deutschland

Nach Deutschland kam Rosmarin im Mittelalter durch Mönche, die ihn in ihren Klostergärten anbauten. Allerdings fehlt es dem Kraut hierzulande meist an ausreichender Winterhärte, um die Winter zu überstehen. Die mehrjährige Pflanze kann zwar bis zu zwei Meter hoch werden, der kultivierte Rosmarin wird meist jedoch nur bis zu einem Meter groß. Rosmarin gehört zu den Lippenblütlern. Die blaue Blütenfarbe des Rosmarins soll nach einer christlichen Legende so entstanden sein, dass die Heilige Maria ihr blaues Übergewand an den weiß blühenden Strauch gehängt hat, der daraufhin die Blütenfarbe wechselte. Die dunkelgrünen Blätter sehen nadelähnlich aus und fühlen sich ledrig an. Die länglich-spitze Blattform und die feinen Haare an der Blattunterseite lassen erahnen, dass das Heil- und Gewürzkraut ideal an trockene Standorte angepasst ist. Durch die Verdunstung ätherischer Öle können sich die Blätter bei großer Hitze abkühlen.

Anfällig für Pilzbefall

Wer Rosmarin in größerem Umfang anbauen will, muss Ansprüche der Pflanze gut kennen: Er kann generativ über Saatgut (nur in warmem Klima) und vegetativ über Stecklinge vermehrt werden. Er braucht einen frischen, humusreichen und durchlässigen Boden, da er keine Staunässe verträgt. Rosmarin wird gerne von Blatt-, Woll- und Schmierläusen befallen, die ihrerseits Rußtau-Pilzbefall und geschwächte Pflanzen zur Folge haben, die nicht mehr für die Arzneimittel- oder Küchenkraut-Produktion taugen. Auch Milben, Thripse, Spinnmilben und Weiße Fliegen mögen den Geschmack des Rosmarins. Durch ihren Befall verfärben sich die Blätter grau beziehungsweise gelblich und sind ebenfalls nicht mehr weiter verwendbar. Leider ist Rosmarin generell anfällig für viele Pilzkrankheiten. Vor allem Mehltau kann, wenn keine Pflanzenschutz-Maßnahmen vorgenommen werden, ganze Ernten vernichten.

Auch Botrytis oder Grauschimmel kann bei feucht-warmen Bedingungen, wie sie in Gewächshäusern vorkommen, zum Bestandsproblem werden. Wenn der Rosmarin „nadelt“, sind meist Rostpilze die Verursacher. Sie bringen die Blätter zum Verfärben und vorzeitigem Abfallen. Auch Welke und Fäule können dem Rosmarin den Garaus machen.

Ganzjährige Ernte, vielseitige Verwendung

Gesunder Rosmarin kann ganzjährig geerntet werden. Normalerwiese werden dazu ganze Äste abgeschnitten, die kleinen Zweige werden hinterher abgetrennt. Die Ernte dient nämlich gleichzeitig auch der Schnittpflege und veranlasst den Rosmarin-Strauch, wieder frische Triebe hervorzubringen. Im großflächigen Anbau werden dann die Zweige kurz gefrostet, damit sich die Blätter leichter abstreifen lassen, oder getrocknet und dann für die Gewürzwerke oder die Pharma-Industrie weiterverarbeitet. Der Hausgärtner freut sich hingegen, wenn er von seinem Kräuterbeet hin und wieder leckere Rosmarin-Kartoffeln und andere Spezialitäten in der heimischen Küche zubereiten kann.

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