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Falscher Mehltau (hier auf einem Weinblatt) befällt auch Radicchio. Foto: Volker Born
28.08.2014
Schule & Wissen

Radicchio kam vor 30 Jahren über die Alpen

Würzig-bitterer Geschmack - enge Verwandtschaft mit Chicorée

Rosso di Verona, Rosso di Treviso oder Rosso die Chioggia - viele der Namen der Sortengruppen erinnern an den letzten Italienurlaub. Tatsächlich hat das kräftig rote und herb-bittere Blattgemüse seine Heimat im Mittelmeerland. Doch interessierte Gärtner können Neuzüchtungen mittlerweile hierzulande erfolgreich anbauen. [raˈdɪki̯o] kommt meistens als Salat, aber auch gedünstet oder gegrillt auf den Tisch.

Wissenswert

Bis Mitte der 1980er Jahre wurde Radicchio überwiegend aus Italien nach Deutschland eingeführt. Dann gelang es Züchtern, passende Sorten für mitteleuropäische Klimaverhältnisse bereitzustellen, und der Anbau verlagerte sich Richtung Norden. Der Newcomer ist in aller Munde, allerdings hapert es noch immer ein wenig an der Aussprache. Sie lautet nämlich [raˈdɪki̯o]. Kenner der italienischen Sprache wissen: Folgt nach dem c ein h, wird es wie ein k ausgesprochen. Egal ob richtig oder falsch ausgesprochen - entscheidend sind die inneren Werte. Lactucopikrin, auch unter dem Begriff Intybin bekannt, ist der typische Bitterstoff. Er ist ebenso in Endivien und in Chicorée geschmacksbestimmend und soll sich positiv auf Blutgefäße, Cholestrinspiegel und Verdauung auswirken. Der würzig-bittere Geschmack ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Das sollte nicht dazu führen, die Blätter lange zu wässern. Dadurch nimmt zwar der Gehalt an Bitterstoffen ab, gleichzeiitg werden aber Vitamine und Mineralstoffe ausgeschwemmt. Ein Tipp: Die Menge der Bitterstoffe ist sortenabhängig. Zudem bereiten erfahrene Köche Radicchio mit anderen milderen Salaten und Obst zu oder überdecken den Geschmack mit Dressing oder Zucker. Bei uns wird Radicchio überwiegend als Salat gegessen. Die leuchtend roten Blätter eignen sich auch für die Dekoration von Bufetts. Italiener schmoren und grillen ihn gerne oder dünsten ihn in Olivenöl.

Herkunft und Ansprüche

Radicchio (Cichorium intybis var. folosium) gehört zur Familie der Zichorien und ist eng mit dem Chicorée verwandt. Bei den Radicchio-Sorten aus Treviso handelt es sich um eine Kreuzung zwischen beiden. Die Pflanzen sind zweijährig. Geerntet wird im ersten Jahr. Im zweiten Jahr würden die Pflanzen nach einem Kältereiz und unter Langtagbedingungen schossen und Samen bilden. Das kann allerdings auch schon im ersten Jahr passieren. Gärtner müssen auf eine warme Anzucht möglichst über 17 Grad Celsius und schossresistente Sorten achten. Relativ sicher ist außerdem eine späte Aussaat im Juli beziehungsweise Pflanzung im August und September, weil die Pflanzen dann in die schosshemmdenden kürzeren Tage hineinwachsen. Radicchio wächst besonders gut auf tief durchwurzelbaren lockeren Böden ohne Staunässe. Er benötigt regelmäßig Wasser. Im professionellen Anbau wird er beregnet.

Anbau

Erwerbsgärtner, die in milden Regionen wie der Pfalz wirtschaften, pflanzen die ersten Sätze mit einer Folien- oder Vliesauflage bereits im März. Die Auflage beschleunigt das Wachstum und beugt der Schosserbildung vor. Sie wird erst kurz vor der Ernte abgenommen. Die Ernte beginnt nach einer frühen Pflanzung im Juni und zieht sich bis in den Winter. Gärtner, die einen späten Anbau planen, verwenden winterharte Sorten, die bis zu minus fünf Grad Celsius vertragen können.

Pflanzenschutz und Düngung

Wer Qualitätsware wirtschaftlich erzeugen will, muss die Pflanzen regelmäßig auf Schaderreger kontrollieren und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ergreifen. Blattläuse und Erdraupen können große Schöden anrichten. Falscher Mehltau und Sclerotinia sind Pilzkrankheiten, die die Blätter befallen. Wenn Radicchio-Pflanzen faulen, kann der Pilz Rhizoctonia solani dahinter stecken. Längere Anbaupausen von mindestens vier Jahren beugen dieser Fruchtfolgekrankheit vor. Radicchio hat einen mittleren Nährstoffbedarf.

Ernte und Lagerung

Nach ein paar kühleren Nächten färben sich die inneren Blätter kräftig rot. Die äußeren Blätter sind überwiegend grünlich, Erntehelfer entfernen sie bereits bei der Ernte. Verbraucher sollten im Laden auf knackige und unverletzte Blätter achten. In Frischhaltebeuteln verpackte Radicchio-Köpfe bleiben im Kühlschrank ein bis zwei Wochen frisch.

Zahlen

Radicchio gehört zu den kleineren Salatkulturen in Deutschland. Im Jahr 2012 wuchs er auf 295 Hektar, der Ertrag lag bei durchschnittlich 294,8 Dezitonnen pro Hektar. Im Vergleich dazu betrugen 2013 die Anbauflächenfür Eissalat 3 431 Hektar und für Kopfsalat 1 789 Hektar (Quelle jeweils Destatis).

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