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Die Powerpflanze Zuckerrübe stellt hohe Ansprüche an Boden und Klima. Foto: Matthias Wiedenau
31.03.2011
Schule & Wissen

Powerpflanze Zuckerrübe

Vom Saatgut bis zum Zucker – Projektunterricht in der Natur

In Kuchen, Getränken, Süßigkeiten und vielen anderen Lebensmitteln ist Zucker enthalten. Das ist für uns ganz selbstverständlich. Doch wo wächst er, und wie wird er eigentlich erzeugt? Der Weg vom Saatgut bis zum Zucker bietet sich als Thema für Projektunterricht in verschiedenen Fächern an. Der besondere Reiz daran: Der Unterricht kann unter freiem Himmel stattfinden und liefert viele bleibende Eindrücke.

Lernen mit allen Sinnen

„Mit unserem Projekt Zuckerrübe ist es uns gelungen, bei den Schülern ein großes Interesse für etwas scheinbar so Alltägliches wie Zucker zu wecken“, sagt Regina Rost. Mit ein paar Rübensamen begann das Projekt. Diese säte sie auf einem Acker aus. Die Kinder konnten jede Wachstumsphase mit verfolgen und durften die Rüben im Herbst von Hand ernten. „Das war richtig anstrengende Arbeit. Anschließend haben wir die Rüben gewaschen, entsaftet und aus dem Extrakt Rübenkraut gekocht“, so Regina Rost. Die Erzieherin aus Solingen bietet für Kindergartengruppen und Schulklassen Kurse rund um das Geschehen auf dem Bauernhof direkt vor Ort an. „Die Sinneseindrücke – Sehen, Anfassen, Riechen, Schmecken – sind sehr nachhaltig und sorgen dafür, dass die gesammelten Erfahrungen und gewonnenen Erkenntnisse präsent bleiben und auch im Alltag angewendet werden.“ Der Lehrer Gunther Zahn hat sich ebenfalls die Zuckerrübe für ein Unterrichtsprojekt ausgesucht. Mit seinem Leistungskurs Biologie des Oschersleber Gymnasiums (Sachsen-Anhalt) verglich er beispielsweise die chemische Unkrautbekämpfung mit dem Unkrautjäten von Hand. Den Abschluss seines Projektes bildete ein Besuch in der Zuckerfabrik Kleinwanzleben. Der regionale Bauernverband und die Firma Nordzucker haben das Projekt unterstützt.Zahn zeigt sich begeistert vom Projekt: „Es gab für uns wohl keine bessere Gelegenheit, die Theorie mit der wirtschaftlichen Praxis zu verbinden.“ 

1,5 Kilogramm Zucker pro Quadratmeter

Die Zuckerrübe ist eine der lukrativsten Nutzpflanzen für die deutsche Landwirtschaft. Auf guten Böden bringt sie besonders hohe Ernten, wenn das Wetter mitspielt. Sie braucht viel Sonne und ausreichend Regen. In ihren Blättern bildet sie durch Photosynthese Zucker, der in den Rüben gespeichert wird. Während des Wachstums achtet der Landwirt sehr genau darauf, dass seine Kultur optimal ernährt und vor Unkraut und Krankheiten geschützt ist. Hightech-Maschinen übernehmen die Ernte, und in der Zuckerfabrik wird aus den Rüben der Zucker extrahiert. Auf einem Quadratmeter wachsen dank moderner Züchtung bis zu 1,5 Kilogramm Zucker. Galt dieser vor rund 200 Jahren aufgrund seiner Knappheit als „weißes Gold“, so ist er heute aus unserer Ernährung nicht mehr wegzudenken. In der Konfitüre beispielsweise sorgt er für Geschmack, verhindert Schimmelbildung, erhält die natürliche Farbe der Früchte und konserviert das darin enthaltene Vitamin C. Mittlerweile dient die Zuckerrübe aber nicht nur der menschlichen Ernährung, sondern zunehmend auch nach Umwandlung in Bioethanol oder Biogas der Energieerzeugung.  

Projektpartner bieten Unterstützung

Die vielseitige Zuckerrübe eignet sich sehr gut für ein Unterrichtsprojekt. Rund um den Anbau im Schulgarten oder auf einem Acker in der Nähe können Aspekte der Fächer Sachkunde, Biologie, Chemie oder Geographie bearbeitet werden.

Wichtig ist, dass die Samen mit circa 25 Zentimetern Abstand ausgesät werden, da die Pflanzen Platz benötigen. Die Aussaat erfolgt zwei bis drei Zentimeter tief im April, die Ernte im Oktober. Noch bis Mitte Juni kann es passieren, dass die jungen Rüben vom Unkraut überwuchert werden. Es ist deshalb wichtig, sie bis dahin weitgehend unkrautfrei zu halten. Einzelne Schüler oder Kleingruppen können jeweils einige „Patenpflanzen“ aussäen, pflegen und nachher ernten. In einem Tagebuch halten sie ihre Arbeiten und Beobachtungen fest. Der Besuch einer Zuckerfabrik, einer Biogasanlage mit Zuckerrübeneinsatz oder eines Zucker verarbeitenden Betriebs kann das Projekt abrunden. 

In der Regel lohnt es sich, Projektpartner als Unterstützer zu gewinnen. Landwirte, der regionale Rübenbauernverband, Zuckerrübenzüchter, Zuckerindustrie und deren Kunden können hilfreich sein. Konkrete Hilfestellung für die Schule bietet die Unterrichtsmappe „Die Zuckerrübe“ des Vereins information.medien.agrar (i.m.a). zum Download

Weitergehende Informationen zu außerschulischen Lernorten für Landwirtschaft und Ernährung sind im i.m.a-Lehrermagazin lebens.mittel.punkt zu finden. Ein Beitrag zur Zuckerrübe steht in Ausgabe 1/2011.  

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