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Eine Knoblauchzwiebel besteht aus bis zu zwölf Zehen. Foto: BirigiH/pixelio.de
22.08.2013
Schule & Wissen

Knoblauch: Zwischen Liebe und Ablehnung

Lecker und gesund – wenn nur der Geruch nicht wäre

Döner oder Spaghetti Aglio e olio sind für viele wahre Köstlichkeiten. Aber die unvermeidliche Knoblauchfahne polarisiert. Sie war der Grund dafür, wieso im antiken Griechenland Athleten nach dem Verzehr keine Tempel betreten durften. Die Ausdünstungen hätten nach damaliger Meinung die Nasen der Götter beleidigt. Dabei besitzt die Zwiebel, die aus bis zu zwölf Zehen besteht, neben den geschmacklichen auch gesundheitsfördernde Qualitäten. Knoblauchfans können das Gemüse im eigenen Garten anbauen und im Sommer ernten, wenn sie ein paar Regeln beachten. 

Wissenswert

Knoblauch verleiht vielen Speisen eine besondere Note. Doch selbst geringe Verzehrmengen von Tsatsiki, Knoblauchbutter oder knoblauchhaltigen Soßen haben Konsequenzen: Über die Lunge und die Haut wird das schwefelhaltige Allicin, das aus dem Inhaltsstoff Alliin entsteht, an die Umwelt abgegeben. Knoblauchesser, die nicht unangenehm auffallen wollen, greifen zu verschiedenen Gegenmitteln. Die ätherischen Öle in Pfefferminzkaugummis unterdrücken den Mundgeruch ebenso wie Chlorophyllkapseln oder ein Glas Milch, allerdings nur vorübergehend. Effektiver ist es, einfach weniger Knoblauch zu essen. Oft reicht nämlich bereits ein Hauch des Gewürzes aus, um Gerichte zu verfeinern. So kann beispielsweise eine zerkleinerte Zehe mit Öl angebraten, aber vor Zugabe der Spaghetti wieder entfernt werden. 

Dem Allicin wird auch eine positive Wirkung auf viele Krankheiten und Leiden nachgesagt. Es soll das Risiko von Herz-Kreislauf- und Gefäßkrankheiten mindern, Cholesterinwerte senken, Entzündungen sowie Erkältungen lindern und allgemein den Alterungsprozess verlangsamen. Selbst Potenz und Libido sollen positiv beeinflusst werden. Bevor wirksame Antibiotika verfügbar waren, nutzten unsere Vorfahren die bakterienabtötende Wirkung des Knoblauchs bei Verwundungen. Kein Wunder also, dass die Pflanze zu den ältesten und wichtigsten Heilpflanzen zählt. 

Herkunft und Ansprüche

Knoblauch (Allium Sativum L.) stammt ursprünglich aus Asien. Er war schon bei Sumerern, Ägyptern und anderen Völkern der Antike bekannt. Bereits vor der römischen Invasion soll die Pflanze in Germanien und Gallien verbreitet gewesen sein. Besonders gut gedeiht sie im warmen und sonnigen Weinbauklima. Zuviel Wasser im Boden lässt die Knollen verfaulen, und bei sehr tiefen Wintertemperaturen erfrieren sie. Knoblauch gehört ebenso wie Küchenzwiebeln oder Tulpen zur Familie der Liliengewächse, die mit ihrer Zwiebel überdauern. Die bläulich-grünen, schmalen Laubblätter erreichen eine Höhe von rund 70 Zentimetern. 

Anbau

Erfahrene Gärtner achten auf möglichst große und gesunde Zehen, die sie je nach Standort von Oktober bis November pflanzen. Dabei legen sie die Zehen in drei bis sieben Zentimeter Tiefe und mit etwa zehn Zentimeter Abstand in die Erde. Der Abstand zwischen den Reihen liegt bei 30 Zentimetern. Eine zeitige Frühjahrspflanzung ist zwar auch möglich, bringt aber meist nur geringere Erträge. Die Sortenvielfalt ist riesengroß. Es gibt scharfe und süße, rote und weiße, frühe oder späte und unterschiedlich winterharte Sorten sowie Züchtungen, bei denen die Zwiebel oder das Laub verzehrt werden. Egal, welche Sorte vorgesehen ist: Jeder Anbauer sollte wissen, dass Knoblauch nicht selbstverträglich ist. Er wird beim wiederholten Anbau auf ein und derselben Fläche verstärkt von Krankheiten befallen. Deswegen sollte zwischen Knoblauchkulturen, aber auch zu anderen Zwiebelkulturen eine vierjährige Anbaupause liegen. 

Pflanzenschutz und Düngung

Knoblauch reagiert empfindlich gegenüber Unkrautkonkurrenz, ist aber vergleichsweise robust gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Unkräuter können mit Hacken oder zugelassenen Pflanzenschutzmitteln reguliert werden. Schädlinge wie Zwiebelthripse, Lauchminierfliegen, Knoblauchfliegen oder Nematoden und Drahtwürmer sind gelegentlich an den Pflanzen zu finden. Deren Bekämpfung lohnt sich aber im Normalfall nicht. Bei feuchter Witterung können Pilzkrankheiten wie Knoblauchschwärze und Grauschimmel auftreten. Auch die Mehlkrankheit wird durch Schadpilze ausgelöst. Hier muss bei Befallsbeginn umgehend ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. Gelangen die Überdauerungsfruchtkörper in den Boden, sollten dort zehn Jahre keine Liliengewächse mehr angebaut werden.  

Knoblauch benötigt für hohe Erträge je nach Standort 70 bis 120 Kilogramm Stickstoff, verteilt auf mehrere Gaben, 50 Kilogramm Phosphor (P2O5) und 150 Kilogramm Kali (K2O). Schwefeldünger steigern die Gehalte an ätherischen Ölen. 

Ernte und Lagerung

Die Ernte startet bereits im Mai und Juni. Die Zwiebeln sind zu diesem frühen Zeitpunkt noch klein und die Zehen nicht sichtbar. Die jungen Pflanzen werden als Schlottenknoblauch oder Grünzwiebel vermarktet. Die Haupternte beginnt jedoch erst, wenn die Laubspitzen absterben. Maschinen befördern die Zwiebeln aus dem Boden und legen sie auf der Oberfläche ab, wo sie ein bis zwei Tage trocknen. Anschließend wird das Laub entfernt und das Erntegut in durchlüftbare Kisten gepackt. An einem dunklen und kühlen Ort gelagert hält es sich mehrere Monate. Auf einem Quadratmeter wachsen rund 800 bis 1 000 Gramm Zwiebeln heran.  

Zahlen

Knoblauch wird in Deutschland fast ausschließlich in Hobbygärten angebaut. Um den Bedarf zu decken, wurden 2009 rund 18 000 Tonnen aus China, dem weltgrößten Produzenten, Spanien, Argentinien, Frankreich, Italien und anderen Ländern eingeführt (Quelle Destatis). Die Weltproduktion lag 2011 bei rund 23,6 Millionen Tonnen (Quelle factfish.com). 

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