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SchülerInnen im Schullabor Quelle: St. Ursula-Schule Hannover
28.01.2010
Schule & Wissen

HannoverGEN bringt Grüne Gentechnik in die Schule

Durch Experimentieren und Diskutieren das Urteilsvermögen von Schülern schärfen – ein niedersächsisches Projekt

Was ist überhaupt Grüne Gentechnik? Welche Vorteile soll der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen bringen? Sind damit Risiken verbunden und wenn ja, welche? HannoverGEN informiert sachlich auf wissenschaftlicher Basis über ein Reizthema. In Schullaboren werden Schüler an die innovative Technik herangeführt. Im Unterricht setzen sie sich mit den ethischen Aspekten dieser modernen Biotechnologie auseinander. Die Projektverantwortlichen ziehen eine positive Zwischenbilanz.

Im Labor des Wilhelm Raabe-Gymnasiums in Hannover wuseln die Schüler: Mit weißen Kitteln, Pipetten und anderen Laborutensilien ausgerüstet, gehen sie an die Arbeit: Sie isolieren DNA aus einer transgenen Maissorte. Anleitung erhalten sie dabei von Wissenschaftlern und ihren Lehrkräften. Die Zehntklässler wollen nämlich das Gen aus dem Bacillus thuringiensis nachweisen, das den Mais gegen verschiedene Insekten unempfindlich macht. Zum Nachweis nutzen sie die Polymeraseketten-Reaktion (PCR)*. Mittels Gel-Elektrophorese werden die einzelnen Bestandteile der DNA aufgetrennt und für die frisch geschulten Augen sichtbar. Auf die gleiche Weise prüfen sie maishaltige Lebensmittel wie Maischips oder Popcorn.

Schüler für Naturwissenschaften begeistern

„Die Arbeit in den Schullaboren ist ein wichtiger Bestandteil des Modellprojekts HannoverGEN“, sagt Erhard Fischer. An vier Gymnasien wurden bislang moderne Labore eingerichtet, die auch Partnerschulen aus der Region Hannover offenstehen. Die Finanzierung tragen größtenteils das Land Niedersachsen und der Zukunfts- und Innovationsfonds des Landes. Fischer, der im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung das HannoverGEN-Projekt koordiniert, beschreibt die Zielsetzung so: „Das Experimentieren soll den Schülerinnen und Schülern den Zugang zur Biotechnologie erleichtern und sie für die Naturwissenschaften begeistern.“

Damit das wirklich praxisnah geschieht, hat das verantwortliche Ministerium kompetente Partner ins Boot geholt. Biotechnologen und Didaktiker der Universitäten Hannover, Oldenburg und Kiel weisen die Lehrerinnen und Lehrer in das Thema ein und unterstützen den Unterricht vor Ort.

Urteilsfähigkeit stärken

Die Schülerexperimente und die Wissensvermittlung sind nur eine Seite von HannoverGEN. Gleichzeitig soll das Projekt einen wirksamen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog über die Anwendung der Grünen Gentechnik in der Landwirtschaft leisten. Im Unterricht erörtern die Schüler daher ethische Fragen. So schärfen sie ihre Urteilsfähigkeit über Nutzen und Risiken der in der Öffentlichkeit kontrovers diskutierten Technik. In Planspielen setzen sich die Schüler beispielsweise mit Fragen wie „Sollen genveränderte Nahrungsmittel in der Schulmensa angeboten werden?“ auseinander. „Dabei kommt es nur selten zu einer einheitlichen Meinung“, weiß Fischer zu berichten. Dies sei aber auch nicht notwendig. „Schließlich ist es nicht die Aufgabe von HannoverGEN, Lobbyarbeit zu leisten“.

Kommunizieren

Einen weiteren Pluspunkt gewinnt HannoverGEN durch die Verbindung mit dem niedersächsischen Projekt "Radioschule - Schulradio online". Schülerredaktionsteams begleiten das Projekt. Sie berichten in Interviews, Fotoreportagen und Videos, die sie als Podcast veröffentlichen.

Keine Berührungsängste

Lehrkräfte und Schüler nehmen das Angebot sehr gut und vor allem ohne Berührungsängste an, so Fischer. Auch seien die Lerneffekte der Teilnehmer durchweg sehr positiv zu bewerten. Eine Fragebogenaktion erbrachte den Nachweis, dass die Sichtweisen nach den Unterrichtseinheiten deutlich breiter und differenzierter waren als vorher.