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Einige Weizensorten besitzen ein Resitenzgen gegen die Orangerote Weizengallmücke, gegen die Gelbe Weizengallmücke helfen nur Insektizide. Foto: BCS
06.11.2015
Schule & Wissen

Getreideschädling Weizengallmücke

Bis zu 40 Prozent Ertragsverluste möglich

In einem „Weizengallmückenjahr“ verursachen die kleinen Mücken regional hohe Schäden im Getreide. Die Ertragsverluste können bis zu 40 Prozent betragen, und auch die Qualität des Mehls und die Backfähigkeiten verschlechtern sich. Dabei unterscheiden sich die Orangerote Weizengallmücke (Sitodiplosis mosellana) und die Gelbe Weizengallmücke (Contarinia tritici) in ihrer Schadwirkung etwas.

Wenn der Landwirt bei seinem Rundgang im Weizenfeld kleine gelbe Larven an den Ähren feststellt, handelt es sich nicht selten um die Larven der Orangeroten oder Gelben Weizengallmücke. In manchen Jahren vermehren sich die geflügelten Schädlinge so rasant, dass eine chemische Bekämpfung notwendig wird, damit ihre Larven nicht ganze Körner auffressen und die Ernte verderben.

Der Befall mit der Orangeroten Weizengallmücke ist äußerlich kaum zu erkennen. Meist sitzen nur wenige Larven seitlich am Korn. Sie verursachen Kümmerkorn und missgestaltete Körner. Dadurch verschlechtern sich die Backeigenschaften des Mehls, sodass der Bäcker später kein gutes Brot mehr herstellen kann. Die Gelbe Weizengallmücke verringert die Kornanzahl pro Ähre. Oft sitzen sogar mehrere Larven an einem Korn. Am Anfang scheinen die Hüllspelzen der befallenen Körner hell verfärbt, später färben sie dunkel nach.

Schäden regional sehr unterschiedlich

Ursprünglich kommen die Weizengallmücken aus Eurasien, heute sind sie sehr weit verbreitet. Die Orangerote Weizengallmücke kommt auch in Nordamerika vor, die Gelbe Weizengallmücke fliegt inzwischen auch in Neuseeland. Immer wieder kommt es zu starken Schäden in den Weizenbeständen, gefolgt von Jahren, in denen die Mücken kaum auftreten. Woher kommt das?

Larven können „überliegen“

In einer Untersuchung durch die Pflanzenschutzdienste der Bundesländer fanden die Wissenschaftler anhand von Bodenproben heraus, dass eine starke Belastung des Bodens mit den Überwinterungsstadien der Mücken nicht automatisch zu einem starken Befall im Folgejahr führt. Die Larven können nämlich „überliegen“. Das bedeutet, dass sie bei für sie ungünstigen Witterungsbedingungen im Frühjahr auch mehrere Jahre abwarten, bevor die Mücken schlüpfen, die dann wieder ihr Unwesen im Weizenbestand treiben. Ideal für die kleinen Schädlinge ist eine feuchtwarme Witterung vom Beginn des Ährenschiebens bis zum Blütebeginn ihrer Wirtspflanze. Dann finden die Mücken optimale Bedingungen vor. Aber auch das führt noch nicht automatisch zu einem „Weizengallmückenjahr“, denn es müssen noch weitere Bedingungen erfüllt sein: Die 2 mm kleinen Weibchen sind nämlich keine ausdauernden Langstreckenflieger, sondern werden buchstäblich „vom Winde verweht“. Deswegen brauchen sie Windstille und auch eine ausreichende Luftfeuchtigkeit, damit sie an die Weizenähren kommen und dort ihre Eier ablegen können.

Eiablage während des Ährenschiebens

Die Larven der Weizengallmücke schlüpfen im Mai bis Juni aus ihrem Kokon und verpuppen sich dicht unter der Bodenoberfläche. Der gesamte Schlupf kann mehrere Wochen dauern. Die erwachsene Mücke lebt später nur wenige Tage, die Flugperiode kann sich allerdings über mehrere Wochen hinziehen. Die begatteten Weibchen fliegen dann in ein Weizenfeld. Dort legt die Gelbe Weizengallmücke mehrere Eier schon im frühen Stadium des Ährenschiebens ab, während die Orangerote Weizengallmücke nur einzelne Eier zu einem späteren Zeitpunkt des Ährenschiebens ablegt. Beide Mücken aber können ihre Eier nur in dieser sensiblen Phase in die gerade schiebende Ähre ablegen. Schon fünf Tage später schlüpfen die Larven aus den Eiern und saugen am Fruchtknoten und am wachsenden Korn, etwa dreieinhalb Wochen später sind sie ausgewachsen. Die Weizengallmücken haben nur eine Generation pro Jahr, können aber bei massenweisem Auftreten viel Schaden anrichten.

Bekämpfung durch Insektizide

Obwohl der Weizen schlussendlich nur etwa fünf Tage lang gefährdet ist, kann sich ein starker Befall enorm ertrags- und qualitätsmindernd auswirken. Besonders auf vorjährigen Befallsflächen ist die Gefahr groß. Bei der Gelben Weizengallmücke gelten 10 Mücken je 10 Ähren zur Mitte des Ährenschiebens, bei der Orangeroten Weizengallmücke 10 Mücken je 20 Ähren zum Ende des Ährenschiebens als Schwellenwerte für eine chemische Bekämpfung mit einem Pyrethroid. Vorbeugende Maßnahmen gegen die gefräßigen Larven sind nicht möglich.

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