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Maniok-Wurzelknollen nach der Ernte. Foto: Wikipedia
09.09.2010
Schule & Wissen

Eine große, vielfältige Pflanzenfamilie, die es in sich hat: Wolfsmilchgewächse

Wahre Vielfalt: In der Pflanzenfamilie der Euphorbiaceae finden sich Grundnahrungsmittel, Zierpflanzen und Unkräuter – und bei zahlreichen Arten auch Gift

500 Millionen Menschen in Entwicklungsländern. Sie müssen jedoch im Zuge der Zubereitung sorgsam entgiftet werden: Kochen, Rösten oder Dämpfen stehen vor dem Genuss, sonst drohen Vergiftungen. Erst seit Kurzem hat sich Jatropha curcas mit ihren ölhaltigen Nüssen, aus denen hochwertiger Biokraftstoff hergestellt werden kann, einen Namen gemacht. Sie schützt sich mit ihrem eigenen Gift vor Fressfeinden. Aber auch beliebte Zimmerpflanzen wie Weihnachtsstern, Christusdorn, die buntblättrigen Croton-Arten und der Katzenschwanz (Acalypha) gehören zu den Wolfsmilchgewächsen, die mit Vorsicht zu behandeln sind. Ihr Milchsaft kann Hautreizungen hervorrufen und sollte im Falle einer Berührung mit Wasser abgespült werden.

Euphorbiaceae, eine Pflanzenfamilie mit vielen chemischen Inhaltsstoffen

Weit verbreitet unter den Wolfsmilchgewächsen, den Euphorbiaceae, sind Pflanzenarten mit giftigen Inhaltsstoffen von Alkaloiden bis zu Senfölglykosiden, allerdings in toxikologisch unbedeutenden Konzentrationen. Dagegen setzen cyanogene Glykoside bei ihrer Spaltung wirksame Blausäure frei – etwa in rohen Maniokknollen und -blättern. Lähmungen, Taubheit, Erhöhung des Blutzuckerspiegels und Beeinträchtigungen der Schilddrüsenfunktion können die Folge des Genusses sein, wenn die Entgiftungsmaßnahmen vor dem Verzehr vernachlässigt wurden.

Toxische Lektine sind in Jatrophanüssen und im Ricin des Rizinusstrauchs enthalten. Sie beeinflussen die Stoffwechselvorgänge, wie etwa die Zellteilung oder das Immunsystem. Im Milchsaft einheimischer Kräuter und verschiedenster Zierpflanzenarten der Gattung Euphorbia sind giftige Diterpenester enthalten, die bei Berührung Rötungen, Entzündungen und Bläschen auf der Haut verursachen können. Vor allem darf der Milchsaft nicht in die Augen gelangen, da er zu Horn- und Bindehautentzündungen führt. Zu den einheimischen Wolfsmilchgewächsen gehört das Bingelkraut (Gattung Mercurialis). Es enthält keinen Milchsaft, aber seine frischen Pflanzenteile wirken schwach giftig und können bei Weidetieren zu Vergiftungen führen.

Zypressen-Wolfsmilch – Landeplatz für Nachtfalter, Zwischenwirt für Schadpilze

Die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) kommt als Unkraut massenhaft auf Weideflächen und gelegentlich auch auf Äckern vor. Als Kraut findet man sie häufig an Wegen, im Trockenrasen und auf Schuttplätzen. Ihr Milchsaft hat von August bis September hautreizende Eigenschaften. Vom Vieh wird sie gemieden. Für den Wolfsmilchschwärmer dagegen ist sie neben anderen Euphorbien-Arten der Lieblings-Landeplatz. Der Schwärmer legt an der Pflanze seine blaugrün schimmernden Eier ab. Die Falter fliegen von Mai bis Juli, in warmen Jahren auch in einer zweiten Generation im August und September. Die schlüpfenden Raupen ernähren sich von den Wolfsmilchpflanzen und lassen sich nicht von dem scharfen Milchsaft abschrecken, der für andere Tiere giftig sein kann. Der Mageninhalt der Raupen ist ebenfalls giftig. Zur Gefahrenabwehr können sie ihn mit heftigen Bewegungen aus der Mundöffnung stoßen.

Im Frühjahr bis Sommer werden auf der Zypressen-Wolfsmilch die Sporen des Erbsenrostpilzes (Uromyces pisi) gebildet. Sie wechseln von dort bis in den Herbst hinein auf die Hauptwirte – Pflanzenarten aus der Familie der Schmetterlingsblütler, wie zum Beispiel Erbsen. Ein wirksames Rezept gegen den Rostbefall ist deshalb die Bekämpfung oder Entfernung des Zwischenwirts.