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Durch Wurzelfraß von Maikäfer-Engerlingen welkende Kohlrabipflanze. Foto: Klaus Margraf
03.06.2015
Schule & Wissen

Achtung Blatthornkäfer: 2015 ist wieder ein Maikäfer-Jahr

Obstbauern und Winzer bangen wenn Maikäfermassen zum Hochzeitsflug starten

„Pestizide gegen Maikäfer, Wanderwege gesperrt“, titelte Focus online im April 2015. Eine Maikäferplage an den Waldrändern des Kaiserstuhls machte eine Bekämpfung unumgänglich, denn Obstbauern und Winzer bangen um ihre Kulturen. Da gegen die im Boden lebenden Larven keine Pflanzenschutzmittel zugelassen sind, muss in dringenden Fällen der Hubschrauber aufsteigen und die Käfer bekämpfen, denn Maikäfer richten große Schäden in Weinbau und Landwirtschaft an. Und das schon sehr lange.

In Pflanzenschutzveröffentlichungen von 1959 bis 1964 wurde noch über starke Maikäferschäden im Obstbau berichtet: 90 Prozent der Kirschenernte gingen verloren. Später machten sich die Käfer so rar, dass Reinhard Mey 1974 ein Klagelied schrieb: „Es gibt keine Maikäfer mehr“. Der Barde irrte: Schon zehn Jahre später sah es wieder anders aus: Von Anfang bis Mitte der 80er-Jahre wurde nur örtlich von Schäden berichtet. Heute muss man überall mit dem Schädling rechnen: Baumschulen, Obstanlagen, öffentliches Grün sowie Gärten mit verschiedenen Kulturen einschließlich der Rasenflächen – sie alle gehören zur Maikäferdiät. Die Käfer selbst können mit ihrem Blattfraß Laubgehölze schädigen. Schwerwiegender sind die Schäden durch die Larven – die Engerlinge, die sich im Boden an den Wurzeln fast aller Pflanzenarten laben.

Der Maikäfer – Arten, Aussehen Lebensweise

Vom 2,5 bis drei Zentimeter großen Maikäfer mit einem meist schwarzem, manchmal auch rotbraunem Halsschild, kommen bei uns vor allem zwei Arten vor, der Feldmaikäfer (Melolontha melolontha) und der Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani). Sie unterscheiden sich vor allem durch die Hinterleibsspitze. Sie ist beim Feldmaikäfer kräftiger und lanzettförmig. Beim etwas kleineren Waldmaikäfer ist sie kürzer und am Ende knotig oder knopfförmig verdickt. Die Farben beider Käferarten sind recht variabel. Typisch sind die fächerartigen Fühler, die bei den Männchen jeweils sieben Lamellen haben. Bei den nur halb so großen Weibchen sind es sechs Lamellen. Die Entwicklungszeit der Käfer dauert in kühleren Gegenden vier und in wärmeren Regionen drei Jahre. Kommt es zu mehreren warmen Sommern hintereinander, kann sich der Lebenszyklus verkürzen. Die Käfer erscheinen von April bis Mai, wenn sich der Boden genügend erwärmt hat. Dann fressen sie an Blättern: Vor allem Eiche, Rosskastanie, Buche, Hainbuche, Ahorn, Weide oder Haselnuss schmecken ihnen. Es kann zu Kahlfraß kommen. Nicht selten sehen Eichenalleen im Mai so kahl wie im Winter aus. Aber auch Obstgehölze, wie Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume oder Walnuss werden nicht verschont und kahl gefressen. An milden windstillen Abenden fliegen die Käfer brummend und surrend zu ihren Futterpflanzen. Nach etwa zwei Wochen frohen Fressens fliegen die Weibchen zu geeigneten Eiablageorten. Hier graben sie sich zehn bis 40 Zentimeter tief ein, um ihre 60 bis 80 Eier schubweise in Häufchen abzulegen.

Maikäfer verbringen die meiste Zeit als Engerlinge im Boden

Nach vier bis sechs Wochen schlüpfen dann die schmutzig-weißen Larven, die wie bei allen Blatthornkäfern als Engerlinge bezeichnet werden. Das erste Larvenstadium ist noch ziemlich harmlos und ernährt sich von Pflanzenresten oder feinen Wurzeln. Ab dem zweiten Larvenstadium, also ab Spätsommer des Folgejahres wird es gefährlich. Die Maikäferengerlinge wachsen zu fünf bis sechs Zentimeter langen, weichen, dicken, schmutzig-weißen etwas gekrümmten Larven heran. Typisch sind ihr verdickter dunkel erscheinender Hinterleib, der glänzend braune Kopf, kräftige Fresswerkzeuge und drei Brustbeinpaare. Jetzt ist praktisch nichts vor ihnen sicher.

Wenn nach Maikäferflugjahren die Pflanzen trotz guter Wachstumsbedingungen welken, könnten Engerlinge die Schadensverursacher sein. Im Gartenbau fressen sie mit Vorliebe an Erdbeeren und Salat, aber auch Bohnen, Kohlrabi und Sommerblumen. Rasenwurzeln und die Knollen von Gladiolen und Kartoffeln werden nicht verschmäht. Wenn die Pflanzen in den Saat- oder Pflanzreihen hintereinander nach und nach abwelken, sollte man Verdacht schöpfen. Aus dem Obstbau sind auch Schäden durch Nagefraß an den Wurzeln besonders bei Jungbäumen bekannt. Auf größeren Rasenflächen weisen Krähen, die den Boden regelrecht umwühlen, auf Beute im Boden hin. Je nach Kultur lassen einer bis fünf Maikäfer-Engerlinge pro Quadratmeter erhebliche Pflanzenschäden erwarten. Die ausgewachsenen Engerlinge verpuppen sich im Sommer des dritten beziehungsweise vierten Entwicklungsjahres in einer 20 bis 40 Zentimeter tief im Boden gelegenen Höhle. Der Jungkäfer schlüpft schon nach sechs Wochen, bleibt aber bis zum kommenden Frühjahr im Boden.

Was kann man gegen zu viele Maikäfer tun?

Während etwa am Kaiserstuhl 2015 ein biologisches Insektizid gegen die Käfer behördlich zugelassen war, bleibt Freizeitgärtnern nur das Absammeln.

Auch gegen die Engerlinge kann man derzeit kaum vorgehen. An der Entwicklung von Bekämpfungsmöglichkeiten mit Pilzen und Nematoden wird geforscht. Im Haus- und Kleingarten ist es ratsam, bei Bodenkontrollen entdeckte Engerlinge zu vernichten. Intensive Bodenbearbeitung auf den Beeten wie Hacken schädigt die gegen Austrocknen durch Wind und Sonne oder Verletzung empfindlichen Engerlinge. Grundsätzlich ist es ratsam den amtlichen Pflanzenschutzdienst zu Rate zu ziehen.

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