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Erdraupenfraß an Möhren. Foto: Klaus Margraf
04.07.2013
Haus & Garten

Vorsicht bei Eulen im Gemüsebeet

Die gefräßigen Raupen von Eulenschmetterlingen können beträchtliche Schäden anrichten

Eulenfalter (Noctuidae) gehören weltweit zu den artenreichsten Schmetterlingsfamilien. Die meisten Arten sind nacht- oder dämmerungsaktiv. Obwohl das kein Alleinstellungsmerkmal ist, hat diese Eigenschaft  die deutsche Bezeichnung beeinflusst. Die Kurzbezeichnung „Eulen“ hat sich eingebürgert. Die verschiedenen Eulenraupen fressen an zahlreichen krautigen Pflanzen und schädigen so im Gemüsegarten. Eine Auswahl sei hier vorgestellt.

Raupen, die in Erdröhren leben

Umgraben fördert sie zutage: die bis fünf Zentimeter langen braunen oder erdfarben-grauen, nackten und walzenförmigen Erdraupen. Bei Berührung oder Gefahr rollen sie sich zusammen. Die lichtscheuen Raupen halten sich tagsüber in runden Erdröhren auf. Als Erdraupen werden die Larven verschiedener Arten von Schmetterlingen aus der Familie der Eulenfalter bezeichnet. Die häufigste ist die Saateule (Wintersaateule Agrotis segetum). Sie hat zwei Generationen jährlich. Die Raupen der ersten Generation treten zwischen Mitte Juni bis Ende Juli und die der zweiten Generation ab Ende August bis zum Vegetationsende auf, in manchen Jahren in Massen. Die Raupen sind meist im Herbst schon ausgewachsen, überwintern so und verpuppen sich erst im Frühjahr.

Die Erdraupen sind in der Nähe ihrer Wirtspflanzen zu finden und fressen vorwiegend nachts an den untersten Blättern, an Herzblättern bodennaher Pflanzen oder an Knollen und Zwiebeln. Besonders gefährlich werden sie jedoch den Setzlingen und Jungpflanzen, denn sie fressen gern am Stängel und am Wurzelhals. Wenn Kohl-, Salat-, Möhren- und andere Gemüsepflanzen welken und absterben, sind häufig Erdraupen die Ursache. Bedroht sind zahlreiche Gemüse-Arten, wie Kohlgewächse, aber auch Erbse, Bohne, Tomate, Paprika, Gurke, Kürbis, Spinat, Rote Rübe, Mangold, Salat, Endivie, Spargel, Zwiebel, Porree, Möhre und Sellerie. Auch Kartoffeln, Sommerblumen, wie Ringelblume, Astern, Chrysantheme, Petunie, Phlox, Primel und Zinnie werden nicht verschont. Und selbst Stauden und Gehölzsämlinge können den gefräßigen Tieren zum Opfer fallen. Wiederholtes ein bis zwei Zentimeter tiefes Hacken um die gefährdeten Pflanzen stört die Erdraupen und kann sie vergrämen. Steinernema-carpocapsae-Nematoden, die gegen Maulwurfsgrillen und Wiesenschnaken eingesetzt werden, haben auch eine Teilwirkung gegen Erdraupen. 

Kohleule: Herzwürmer fressen im Kohl

Die graubraunen sowie dunkel und weiß gezeichneten Falter der Kohleule - Barathra (Mamestra) brassicae haben eine Flügelspannweite von bis zu 4,5 Zentimetern. Der Schädling tritt in zwei Generationen auf. Den Hauptflug der ersten Generation kann man Anfang bis Mitte Juni beobachten. Die zweite Generation, die den größeren Schaden verursacht, fliegt  im August. Die Falterweibchen legen ihre längsgerieften Eier vor allem blattunterseits in Häufchen von 30 bis 100 Stück ab.

Die bis vier Zentimeter langen nackten Raupen sind unterschiedlich grün, grau oder braun gefärbt und weisen eine helle Stigmatalinie mit weißen, schwarz umrandeten Stigmen auf. Ihr Kopf ist hellbraun. Bei Berührung oder Gefahr rollen sich ein. Sie leben nach dem Schlupf zunächst gesellig an Blattunterseiten, wo sie Schabefraßspuren hinterlassen. Nach einigen Tagen verteilen sie sich und fressen Fenster und Löcher in die Blätter. Die äußeren Blätter können völlig skelettiert werden. Vor allem die Raupen der zweiten Generation dringen auch zum Herzen der Pflanzen vor, Sie bohren sich in das Innere von Kopfkohl, Blumenkohl oder Brokkoli. Sie werden deshalb auch als „Herzwurm“ bezeichnet. Die Fraßgänge im Inneren sind mit dem Kot der Tiere verschmutzt und faulen. Verluste und erhebliche Qualitätsminderungen sind die Folge.

Außer Kohlgewächsen befressen die Raupen der Kohleule zum Beispiel Erbse, Tomate, Paprika oder Salat. Auch krautige Zierpflanzen wie Chrysanthemen oder Nelken und selbst die Blätter von Bäumen und Sträuchern, wie Weißdorn, Birke, Weide oder Prunus-Arten stehen auf dem Speiseplan. Im Privatgarten ist es möglich, die Eiablagen oder Jungraupen abzusammeln. Bei größeren Kohlflächen, können zugelassene Insektizide eingesetzt werden, solange die Raupen jung sind und noch an den äußeren Blättern fressen. Sind sie erst einmal in den Kohlkopf eingedrungen, erreicht die Behandlung die Übeltäter nicht mehr. 

Gemüseeulen fressen Blätter bis auf die Rippen kahl

Einen ähnlichen Entwicklungsverlauf und Schaden, wie bei den Kohleulen weisen die Larven der Gemüseeule (Polia [Mamestra, Lacanobia] oleracea) auf. Bei Kohlarten treten sie jedoch nicht als „Herzwurm“ in Erscheinung.

Die bis zu 4,5 Zentimeter großen Falter haben rotbraune bis purpurbraune Flügel mit gelblichen Flecken und einer weißlichen Zickzacklinie am Flügelrand. Die nackten Larven werden bis 4,5 Zentimeter lang und sind unterschiedlich gefärbt. Die Färbung kann hell-blaugrün, gelbbraun oder braun sein. Sie haben zahlreiche feine weiße Pünktchen und einzelne schwarze Punkte, sowie eine hell- bis orangegelbe oder weißliche Stigmatalinie und weiße, schwarz umrandete Stigmen. Bei Berührung nehmen auch sie die typische Abwehrstellung ein. 

Außer an Kohlgewächsen fressen die Raupen der Gemüseeule auch an Meerrettich, Erbse, Bohne, Tomate, Paprika, Spinat, Roter Rübe, Mangold, Salat und Spargel. Auch zahlreiche Freiland- und Gewächshauszierpflanzen, Gehölze, wie Schlehe, Hortensie und Johannisbeeren sowie Unkräuter, wie Melde-Arten, Beifuß, Brennnessel-Arten und Ampfer-Arten gehören zu ihrer Kost.

Im Haus- und Kleingarten kann man nur die Raupen absammeln. Es stehen keine zugelassenen Pflanzenschutzmittel zur Verfügung.