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Zur guten Apfelqualität gehören auch schorffreie Früchte. Foto: Klaus Margraf
18.06.2015
Haus & Garten

Kernobstschorf auf Äpfeln und Birnen

Schwarze Flecken trüben die Freude am Obst

Bei hoher Luftfeuchte und in regnerischen Jahren können Äpfel und Birnen statt malerisch manchmal unansehnlich fleckig und verkrüppelt aussehen. Ursache sind zwei eng miteinander verwandte pilzliche Erreger, die sowohl Blätter als auch Früchte befallen. Bei der erfolgreichen Bekämpfung helfen Kenntnisse ihrer Lebensweise. Versagt die Vorbeugung, berät der Pflanzenschutzdienst über Behandlungsmöglichkeiten.

Schorf an Äpfeln

Den Apfelschorf ruft der pilzliche Erreger Venturia inaequalis hervor. Die Krankheit gehört zu den häufigsten im Apfelanbau. Der Pilz infiziert im Frühjahr mit seinen Wintersporen (Ascosporen) die jungen Blätter und später die Früchte. Auf der Blattunter- und -oberseite sind runde, samtartige, olivgrüne bis schwärzliche Flecke zu finden, die rasch größer werden und schließlich ineinanderfließen. Wo die Blattoberseite im Bereich dieser Flecke etwas emporgewölbt ist, bilden sich die Sommersporen (Konidien), die benachbarte Blätter und Früchte anstecken. An den Früchten entstehen ebenfalls olivgrüne bis schwärzliche, samtartige Flecke, die einen silbrigen Schimmer bekommen, wenn sich die Oberhaut (Kutikula) ablöst und aufreißt.

Früh-, Spät- oder Lagerschorf ist immer ein und dieselbe Krankheit an den Früchten

Werden die Früchte früh befallen, entstehen im Bereich der Flecke tiefe und schwer verheilende Risse, und später Verkrüppelungen. Die Risse stellen zudem Eingangspforten für Fäulniserreger, wie Monilia dar. Beim Spätschorf sind die Flecke kleiner, und die Rissbildung auf den Früchten fehlt. Lagerschorf heißt die Diagnose, wenn sich während der Lagerung bei anfangs gesund erscheinenden Früchten auf der Schale viele, oft nur stecknadelkopfgroße, glänzend schwarze Flecke bilden. Die Infektionen haben in diesem Fall schon stattgefunden als die Früchte noch am Baum hingen.

Zweiggrind ist seltener

Der pilzliche Erreger befällt auch junge Zweige. Dann zeigen sich blasig aufgetriebene Stellen an der Rinde, die sich im Sommer oft schuppenartig ablösen. Dieses Schadbild ist beim Apfel seltener zu beobachten als bei der Birne.

Pilze überwintern mit dem Laub

Der Pilz überwintert gerne auf abgefallenem krankem Apfellaub. Hier bilden sich die Fruchtkörper mit den Wintersporen. Diese rufen im Frühjahr die ersten Schorfinfektionen hervor. Nach der Sporenreife schleudert sie der erste durchdringende Regen aus den Fruchtkörpern heraus. Dann infizieren sie die jungen gerade austreibenden Blätter, die besonders empfindlich sind. Ältere Blätter bilden eine zunehmende Widerstandskraft gegen den Schorferreger aus. Die Infektionsgefahr ist in der Zeit des Junitriebes am größten.

Die Pilzsporen benötigen zum Auskeimen auf der Pflanzenoberfläche je nach Temperatur eine unterschiedlich lange Blattfeuchteperiode. So reichen beispielsweise für den Apfelschorf bei einer Durchschnittstemperatur von 14 Grad Celsius schon zehn Stunden Blattfeuchte aus, um eine leichte Infektion hervorzurufen. Halten Regen oder Feuchtigkeit bei Temperaturen um die zehn Grad über Nacht an, sind das ebenfalls beste Bedingungen für eine leichte Apfelschorfinfektion.

Auch Birnen zeigen Schorf

Der Erreger des Birnenschorfes Venturia pirina ist eng mit dem des Apfelschorfes verwandt. Beide Pilze sind aber streng auf ihre Wirtspflanze spezialisiert. Das Schadbild des Birnenschorfes ähnelt dem des Apfelschorfes. Bei einem Frühbefall der Blätter sind jedoch die Flecke meist entlang der Blattmittelrippe konzentriert. Der Zweiggrind kommt an Birnen wesentlich häufiger vor als an Apfel. Beim Überwintern dieses Schorferregers spielt neben den abgefallenen kranken Blättern der Zweiggrind eine große Rolle. Im Frühjahr können sich auf den grindigen Zweigteilen Sommersporen bilden, die sofort beim Knospenaufbruch die jungen Blättchen infizieren, also noch bevor die auf dem Falllaub gebildeten Wintersporen ausfliegen.

Bekämpfung der Schorfkrankheiten

Wie so oft gilt auch bei Schorfkrankheiten: Vorbeugen ist besser. Das beginnt bei der Auswahl wenig anfälliger Sorten. Eine ausgeglichene Ernährung macht die Pflanzen widerstandfähig. Ein sachgerechter Schnitt der Obstbäume lässt die Blätter nach einem Regen schneller abtrocknen. Da der Apfelschorferreger überwiegend und der Birnenschorferreger teilweise auf dem erkrankten abgefallenen Laub überwintern, lohnt es sich, das kranke Falllaub im Herbst vom Boden zu entfernen und auf dem Kompost gut mit Erde zu bedecken oder unterzugraben, damit die Blätter schnell verrotten.

Besonders wichtig ist es, im Frühjahr Infektionen durch die Wintersporen mit zugelassenen Fungiziden zu verhindern. Die Termine des ersten Wintersporenfluges sind beim örtlich zuständigen Pflanzenschutzdienst oder bei benachbarten Obstbaubetrieben zu erfahren. Der amtliche Pflanzenschutzdienst berät und hilft bei der Bekömpfung von Schorfkrankheiten.

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