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Tomate mit Geisterflecken. Foto: Heinrich Beltz
28.09.2022
Haus & Garten

Geisterflecken an Tomaten

Nicht von „Geisterhand“, sondern von Grauschimmel verursacht

Wer Tomaten im Hausgarten anzieht, dem fallen gelegentlich Flecken an den Früchten auf, die als "Geisterflecken" bezeichnet werden, da früher ihre Ursache unbekannt war und sie sich scheinbar wie von Geisterhand bildeten. Es handelt sich dabei um helle Flecken auf der noch unreifen grünen oder schon roten Fruchtschale mit einem besonders hellen Rand und meist einem keinen Punkt in der Mitte. Das Gewebe darunter ist gesund und fest. Normalerweise faulen die Früchte nicht, sondern Geschmack und Lagerfähigkeit sind gut. Auf gekauften Früchten aus dem Erwerbsanbau sind solche Flecken normalerweise nicht zu finden.

Mittlerweile ist bekannt, dass diese "Geisterflecken" nicht von Geisterhand geschaffen, sondern durch Grauschimmel (Botrytis cinerea) verursacht werden. Dort, wo der kleine Punkt in der Mitte zu sehen ist, hat eine Infektion stattgefunden, durch die sich die oberste Zellschicht (Epidermis) vom darunter liegenden Parenchymgewebe der Frucht gelöst hat. Allerdings hat der pilzliche Erreger es nicht geschafft, die Zellen abzutöten und dadurch die für ihn sonst typische Braunfäule zu verursachen, sondern ist selbst abgestorben. Daher bleibt die Frucht gesund, haltbar und behält ihren Wert. Lediglich ihr Aussehen hat gelitten und im Handel könnte sie nicht vermarktet werden.

Der Erreger des Grauschimmels braucht eine hohe Luftfeuchte, die in den Gewächshausanlagen des Erwerbsgemüsebau durch Kulturmaßnahmen (Tropfbewässerung, Lüften, notfalls Heizen) vermieden wird. In Hobbygewächshäusern und besonders im Freiland sind die Infektionsbedingungen günstiger, sodass der Pilz ins Gewebe der Früchte eindringen und die Geisterflecken hervorrufen kann. Im Spätsommer (August/September) steigt mit den länger werdenden Nächten und der damit verbundenen Taubildung auch die Gefahr von Pilzinfektionen. Anders als bei der ebenfalls feuchteliebenden Kraut- und Braunfäule an Tomaten (Phytophthora infestans) handelt es sich bei den Geisterflecken zwar meist nur um ein kosmetisches Problem, gegen das keine Maßnahmen nötig sind. Möglichst trocken müssen die Pflanzen aber trotzdem gehalten werden, um Infektionen durch Kraut- und Braunfäule vorzubeugen. Außerdem kann Botrytis nicht nur Geisterflecken, sondern wie bei vielen anderen Pflanzenarten ebenfalls auch eine Fäule mit dem für diesen Erreger typischen grauen Schimmelbelag verursachen, Vorsicht ist also geboten.

Häufig wird der Fruchtstiel befallen und stirbt ab, sodass die Tomaten dann zu Boden fallen. Faule Früchte und Blätter sollten daher auf jeden Fall möglichst schnell aus dem Bestand entfernt werden, egal ob die Ursache Grauschimmel, Kraut- und Braunfäule oder eine andere Pilzkrankheit ist. Solche Hygienemaßnahmen sind neben der Reduzierung der Luftfeuchte die effektivste Maßnahme gegen die Ausbreitung von Pilzkrankheiten in Tomatenbeständen, denn der Einsatz von Fungiziden zeigt gegen diese Erreger nur eine sehr begrenzte Wirkung und ist im Hausgarten meist auch nicht erwünscht. Um für eine gute Belüftung des Bestands zu sorgen, sollten die Tomaten außerdem in ausreichend Abstand voneinander gepflanzt werden, je nach Sorte etwa 50 bis 100 Zentimeter.

Die Wasserversorgung sollte sehr gleichmäßig sein, damit keine Risse an den Früchten entstehen, die Eintrittspforten für Grauschimmel und andere Pilzkrankheiten sind. Wenn nötig, werden die Pflanzen am besten über eine Tropfbewässerung mit Wasser versorgt oder alternativ so gegossen, dass ihr Laub möglichst wenig benetzt wird. Je nach Sorte und Region sollten Tomaten am besten unter einem Vordach oder in einem Gewächshaus kultiviert werden, da häufige Regenfälle und Tau sowohl die Bildung der relativ harmlosen Geiserflecken als auch der gefährlicheren pilzlichen und bakteriellen Fäuleerreger stark fördern.

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