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Absterben einzelner Zweige durch den Weymouthskiefernblasenrost. Foto: Klaus Margraf
18.08.2011
Haus & Garten

Der Weymouthskiefernblasenrost

Eine Krankheit mit unterschiedlichen Gesichtern

Wenn die Blätter der Schwarzen Johannisbeere etwa ab Juni kleine, gelbliche Flecken, auf der Blattoberseite aufweisen und auf der Unterseite zunächst winzige, hell- bis orangegelbe Pusteln, später etwa einen Millimeter lange, gelbbraune Säulchen zu finden sind und wenn womöglich die Johannisbeersträucher schon im August entlaubt sind, dann ist wahrscheinlich ein Vertreter der wirtswechselnden Rostpilze am Werk.

Der Weymouthskiefernblasenrost (Cronartium ribicola) [Peridermium strobi]ist seit einigen Jahren häufiger bei uns zu beobachten. Er befällt sowohl die Weymouthskiefer als auch Ribes*, vor allem Johannisbeer-Arten. An diesen heißt die Krankheit, die er hervorruft, Johannisbeersäulenrost. Die Weymouthskiefer sucht der pilzliche Erreger nur zum Überwintern auf. Trotzdem sind seine Schadwirkungen bei Kiefern vielgesichtig und verheerend. Die Bekämpfung ist schwierig.

Weitere Wirtspflanzen sind fünfnadelige Kiefernarten. Als besonders anfällig gelten neben Pinus strobus nochPinus monticola, die Westliche Weymouthskiefer,Pinus flexilis, die Nevada-Zirbelkiefer undPinus lambertiana, die Zuckerkiefer. Seltener befällt der Pilz Pinus wallichiana, die Tränenkiefer. Als weitgehend widerstandsfähiggeltenPinus cembra, die Zirbelkiefer und Pinus peuce, die Rumelische Kiefer. 

Typische Symptome am Winterwirt Kiefer

Im Frühjahr, etwa ab Mai, zeigen sich bei den Kiefern bis 20 cm lange angeschwollene Trieb- oder Zweigteile, vor allem in der Nähe von Astquirlen. Im Bereich der Befallsstellen ist die Rinde rauh, rissig, schorfartig und mit Harz überzogen. Die Nadeln sind stumpf graugrün, sie verfärben sich braun und vertrocknen. Trieb- und Zweigteile, die oberhalb der Befallsstelle liegen, sterben langsam ab. Der pilzliche Erreger aber wächst weiter in die Rinde und dringt sogar in den Holzteil ein. An den angeschwollenen Gehölzteilen brechen jedes Jahr aufs Neue zahlreiche hellgelbe, blasenartige Gebilde hervor. Diese platzen bald auf und entlassen ein gelbliches Sporenpulver. Die Sporen wechseln zu ihren Sommerwirten, den Ribes-Arten und rufen dort den Johannisbeersäulenrost hervor. 

Einmal Johannisbeerstrauch …

Besonders betroffen sind Schwarze Johannisbeeren, seltener Rote oder Goldjohannisbeeren, Stachelbeeren, oder Jostabeeren. Die Infektionen lassen auf der Blattoberseite der Sträucher helle gelbliche Flecke entstehen. Schaut man auf die Blattunterseite, findet man an diesen Stellen hell- bis orangegelbe Pusteln mit Sporenpulver. Gegen Sommerende wachsen an den Blattunterseiten die meist bräunlichen säulenartigen ein bis eineinhalb Millimeter langen Sporenlager hervor. Sie stehen senkrecht vom Blatt ab. Die fadenartigen oder borstenförmigen Gebilde stehen so dicht beisammen, dass sie einen filzigen Belag bilden. Bei starkem Befall verlieren die Johannisbeeren vorzeitig ihre Blätter. 

…und zurück….

Im August und September bildet sich in den Sporenlagern die Sporenart, mit der der pilzliche Erreger vom Sommerwirt Johannisbeere auf die Kiefern zurückkehrt. Dort infiziert er die Nadeln der jungen Triebe. Von hier aus dringt das Pilzmyzel weiter in die Rinde und zu den Zweigen und Ästen vor. Der Baum bildet meist erst nach ein bis zwei Jahren, manchmal sogar erst sehr viel später, an den betroffenen Stellen die beschriebenen blasigen Sporenlager. Harz tritt aus der Rinde aus. Die Leitungsbahnen verharzen nach und nach. Am Ende sterben die Gehölze ab. Die Krankheit verläuft schleichend. Bei älteren Bäumen kann sich die Entwicklung über 20 Jahre hinziehen.

 … oder auch nicht

Offensichtlich ist der Rostpilzerreger nicht unbedingt auf den strengen Wirtswechsel angewiesen. Bereits seit den Siebzigerjahren bestätigen Untersuchungen, dass der Säulenrost an Schwarzen Johannisbeeren in Form von Sommersporen an den Blättern überwintern kann. Auf diese Weise verkürzt der pilzliche Erreger seinen Entwicklungszyklus. 

Für eine Bekämpfung gibt es wenige Chancen.

Bei Kiefern kommt es darauf an, sofort beim Sichtbarwerden der ersten Krankheitsanzeichen die betroffenen Trieb- und Zweigpartien zu entfernen und umgehend zu vernichten. Solange der Befall gering ist, die Bäume jung, und die Rostblasen noch nicht aufgeplatzt sind, besteht Aussicht auf Erfolg. Ob man die Pflanzen retten kann, hängt davon ab, wie stark die Infektion war und wie weit der Erreger sich schon im Gehölz etabliert hat. Ein Sicherheitsabstand von 500 Metern zwischen den Wirtspflanzen ist empfohlen, wird aber nicht überall einzuhalten sein. Vorzeitig abgefallenes Johannisbeerlaub sollte vorsorglich entfernt und vernichtet werden. Zur direkten Krankheitsbekämpfung an Johannisbeeren gibt es Pflanzenschutzmittel, die allerdings mit Einzelfallgenehmigung im Erwerbsgartenbau eingesetzt werden dürfen. Beim Anbau Schwarzer Johannisbeeren ist es ratsam, weniger anfällige Sorten, wie Titania oder Ometa auszuwählen. 

*Ribes: Gattung der Johannisbeeren und Stachelbeeren

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