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Der Speierling ist nicht nur ein Blickfang auf der Streuobstwiese oder am Waldrand, er hat auch eine ganze Menge zu bieten. Foto: DLR Rheinpfalz, Rheinbach
25.09.2015
Haus & Garten

Der Speierling – ein Wildobst feiert Comeback

Der imposante Baum fühlt sich am Waldrand oder im Freizeitgarten zu Hause, wenn er genügend Platz bekommt

Der Speierling ist eine eindrucksvolle Erscheinung, eine richtige Baumpersönlichkeit. Bis zu 35 Meter Höhe, eine mächtige Krone, ein stattlicher Stammumfang von nicht selten viereinhalb Metern. Das weitausladende, reich belaubte Astwerk springt sofort ins Auge. Sein Hartholz ist begehrt. Ein weiterer Pluspunkt dieses besonderen Baumes sind seine heimischen und doch so exotischen birnen- und apfelähnlichen Früchte.

Der Speierling, Sorbus domestica L. gehört botanisch zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Allein der Name Speierling lässt eher auf ein herbes als auf ein schmackhaftes, Wildobst schließen. Seine Blätter, Blüten und Früchte ähneln der verwandten Eberesche zum Verwechseln. Speierlinge kommen vorzugsweise auf Streuobstwiesen und an Waldrändern vor. Sie sind aber selten geworden. Forstverwaltungen und Baumschulen wirken dem Verschwinden der Baumart neuerdings mit dem Setzen von Jungspeierlingen entgegen. Sie bieten diese auch für private Gärten an, und das aus guten Gründen.   

Hart, sauer und herzhaft

Der Speierling ist nicht nur schön, sondern er hat auch einiges zu bieten, zum Beispiel das schwerste und härteste Holz. Möbel, Musikinstrumente und mechanische Konstruktionselemente in der Landwirtschaft wie Zahnräder und Laufräder wurden einst daraus hergestellt. Wegen seines hohen Brennwertes wurde das Holz auch zu Holzkohle verkohlt. Der Hauptnutzen besteht aber seit jeher in der Verarbeitung der überwiegend apfel- oder birnenförmigen rotgelben Früchte. Im Frankfurter Raum bieten Großkeltereien viel Geld für Speierlingsfrüchte, mit deren Hilfe sie den Apfelwein klären und Geschmack sowie Haltbarkeit verbessern. Ihr hoher Pektingehalt lässt Gelees und Marmeladen schnell gelieren. Die Verarbeitung zu Trocken- und Backobst ist eine weitere Verwendungsmöglichkeit. Und wer sich vom hohen Gerbstoffgehalt nicht abschrecken lässt, beißt auch schon einmal herzhaft in die Vitamin-C-haltigen Früchte.  

Im Jugendstadium gefährdet, später robust und gesund

Den Speierling selbst zu vermehren, ist eine schwierige Aufgabe. Bis zu einem Vierteljahrhundert geht ins Land, bis der Baum überhaupt erst Früchte trägt. Aus den Samen Jungpflanzen zu ziehen gelingt nur selten. Baumschulen empfehlen, den Speierling am besten in Pflanzcontainern auszubringen. Ansonsten ist die Keimung nur möglich, wenn das Fruchtfleisch völlig entfernt ist, beispielsweise nachdem die Früchte von Vögeln verdaut wurden oder wenn die Früchte über den Winter verrotten.

Vorsicht: Junge Speierlingspflanzen sind beim Wild sehr begehrt, und deshalb sollten Neupflanzungen eine lange Zeit, empfohlen werden sechs bis acht Jahre, mit Drahthosen gesichert werden. Auch Wühlmäuse haben es auf die Bäumchen abgesehen. Gegenüber schneller wachsenden Baumarten hat der gemächlich sprießende Speierling einen Konkurrenznachteil. Allerdings, so ist in einschlägigen Pflanzenbüchern zu lesen, erweist sich der Speierling, wenn er die frühen Risiken erst einmal überstanden hat, als weitgehend robust gegen Krankheiten und Schädlinge. Lediglich der Schorfpilz, der Früchte, Jungpflanzen und Triebe befällt, oder der Rindenkrebs können dem Speierling zusetzen. Auf jeden Fall gilt es, den Obstbaum im Auge zu behalten.

Frühe und hohe Erträge mit Veredelungen

Der Speierling wird sicherlich nie zum Massenträger im Erwerbsobstbau werden, wohl auch kaum je zum Standardbestand der Privatgärten gehören. Aber er ist eine willkommene Bereicherung. Dieser Aspekt gilt auch für die Landschaft, die durch die ausladenden Speierlingsbäume erheblich an Struktur gewinnt. Der Speierling bevorzugt kalkhaltige, warme Böden ohne Staunässe. Beim Einpflanzen junger Pflanzen sollte auf Torf oder Dung verzichtet werden.

Ist der Speierling erst einmal angewachsen, zeigt er sich sehr wüchsig und widerstandsfähig. Damit er nicht zu hoch wird, können einige Äste gekürzt werden. Neu und empfehlenswert ist, dass es jetzt Veredelungen von großfrüchtigen Sorten auf Speierlings-Sämlinge gibt, die frühe und hohe Erträge bringen. Ein „Förderkreis Speierling“ setzt sich für die gezielte Förderung der Baumart ein und informiert auf seiner Website. Sie können sich aber auch einfach bei Ihrer Baumschule erkundigen.

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