Genreserven für die Pflanzenzüchtung dank Genbanken
"Die Qualität von Weizen hängt vom Proteingehalt, der Kornhärte und den Sedimentationswerten ab. Alle sind wichtig für die Backfähigkeit des Mehls, das aus den Weizenkörnern gewonnen wird", erklärt Professor Klaus Pillen, Wissenschaftler an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Pillen und seine Mitarbeiter haben die Qualitätsmerkmale bei einer neu gezüchteten Linie enorm verbessert. Dies war nicht einfach, denn normalerweise hängt ein höherer Proteingehalt im Korn negativ mit der Anzahl Körner in der Ähre zusammen. Je mehr Protein die Körner enthalten, desto weniger Körner produziert die Weizenpflanze.
Höherer Proteingehalt und bessere Nährstoffverwertung
Die Forscher kreuzten zwei moderne Weizensorten mit einer Wildweizenart. Dabei stieg der Proteingehalt der neuen Linie um etwa 1 Prozent. "Das mag nicht besonders viel klingen. Wenn man aber diesen Wert von einem Korn auf ein ganzes Feld oder die globale Agrarwirtschaft hochrechnet, ergibt sich daraus ein enormer Gewinn", erklärt Pillen. Auch bei der Nährstoffverwertung war die neue Weizenlinie den Elternpflanzen überlegen: Selbst bei einem geringen Stickstoffgehalt im Boden lieferten sie die gleiche Qualität. Mithilfe von DNA-Analysen konnten Pillen und seine Kollegen außerdem grob diejenigen Stellen im Genom der Pflanzen identifizieren, die für die verbesserten Eigenschaften verantwortlich sind. Sie fanden 16 verschiedene Orte im Genom, die den Proteingehalt, die Kornhärte und die Sedimentationswerte bestimmen. Jetzt sollen die Gene näher untersucht werden. Außerdem will die Arbeitsgruppe jetzt prüfen, ob die neuen Pflanzen auch höhere Erträge liefern können und resistenter gegenüber Krankheitserregern sind. Ohne die Zugriffsmöglichkeit auf alte Sorten und Wildpflanzen wäre es nicht gelungen, die neue Weizenlinie zu erzeugen. Das Ergebnis zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Genbanken sind, in denen Saat- und Pflanzgutmuster gelagert werden. Das Forschungsprojekt wurde im Rahmen des GABI-Projektes "AB-QTL" vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Quelle: pflanzenforschung.de