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Lebensmittel aus Ländern außerhalb Europas stehen den deutschen in der Qualität kaum nach. Foto: CropLife International
24.02.2011
Forschung & Technik

Lebensmittel aus Entwicklungsländern entsprechen europäischen Sicherheitsvorschriften

Fit für den europäischen Markt: Hersteller von Pflanzenschutzmitteln unterstützen Kleinbauern.

Lebensmittel-Kontrollprogramme bestätigen regelmäßig, dass Pflanzenschutzmittelrückstände in deutschen und europäischen Erzeugnissen in der Regel im Rahmen der erlaubten Höchstgehalte liegen. Ein Beleg dafür, dass Pflanzenschutz in Deutschland und Europa von sachkundigen Personen mit hoher professioneller Sorgfalt ausgeführt wird. Aber Produkte aus Entwicklungsländern ziehen nach. Bernhard Johnen von CropLife International erläutert, wie es immer mehr Erzeugern aus Entwicklungsländern gelingt, die europäischen Standards einzuhalten.

Die amtlichen Lebensmitteluntersuchungen in Deutschland ergaben für 2009, dass 98,5 Prozent der deutschen Erzeugnisse nur innerhalb der zulässigen Grenzwerte Rückstände von Pflanzenschutzmitteln aufwiesen. Bei nicht EU-Produkten galt das für 94,5 Prozent der Proben. Wie bewerten Sie die Zahlen?

Sie zeigen, dass Lebensmittel aus Ländern außerhalb Europas – dazu zählen auch Entwicklungsländer – den deutschen in der Qualität kaum nachstehen. Der Verbraucher kann sie unbesorgt genießen. Die vom Gesetzgeber in aufwändigen Bewertungsverfahren für jedes Produkt festgesetzten Höchstwerte sind mit hohen Sicherheitsfaktoren versehen. So ist auch bei einer geringfügigen Überschreitung eines Höchstgehalts keine Gesundheitsgefährdung zu erwarten. Hinzu kommt, dass die Kontrolleure gezielt die Chargen herausgreifen, bei denen sie schon öfter Überschreitungen gefunden haben. Das verfälscht das Bild ein wenig. 

Laut Medienberichten werden ab und zu Wirkstoffe gefunden, die bei uns nicht zugelassenen sind….

Das ist richtig. Die Ursachen dafür sind leicht nachvollziehbar. In Entwicklungsländern herrscht ein anderes Klima, es treten andere Schaderreger auf, und es werden andere Kulturen als in Deutschland angebaut. Deswegen müssen dort andere Mittel eingesetzt werden. Diese sind im Normalfall nicht in Deutschland zugelassen, weil sie unter den hiesigen Bedingungen nicht benötigt werden. Das heißt aber nicht, dass von ihnen eine Gefährdung ausgeht. Die EU gibt auch für diese Mittel Höchstgehalte vor, sofern ein entsprechender Antrag gestellt wurde.  

Worauf führen Sie die hohe Qualität der Importe aus Entwicklungsländern zurück?

Wenn die Erzeugnisse die europäischen Höchstgehalte nicht einhalten, werden sie zurückgewiesen. Deshalb achten die Handelsorganisationen sehr genau darauf. Bananen werden beispielsweise nach vorher vereinbarten Regeln produziert. Anbau-Verträge bestimmen unter anderem die Sorte, die Intensität der Düngung und den Pflanzenschutzeinsatz. Da kann im Normalfall nichts schief gehen. Zumal die großen Farmen zum Teil ausgewiesene Pflanzenschutzexperten beschäftigen und ihre technische Ausrüstung an das hohe europäische Niveau heranreicht. Bevor die Früchte nach Europa verschifft werden, kontrollieren die exportierenden Organisationen die Ware. Wenn sie in Deutschland ankommt, unterliegt sie den üblichen amtlichen Lebensmitteluntersuchungen. Darüber hinaus sind regelmäßig EU-Audit-Teams in den Ländern unterwegs, um den Anbau der Kulturen zu prüfen und gegebenenfalls Nachbesserungen zu veranlassen. 

Es gibt aber nicht nur Großbetriebe, sondern auch Kleinbauern. Wie sieht es da mit der Sachkunde und der Qualitätssicherung aus?

Es gibt viele Kleinbauern, die sich zu Kooperationen zusammenschließen, um gemeinsam Obst und Gemüse für den Export zu erzeugen. Auch diese Produkte müssen die gesetzlichen Vorgaben der EU erfüllen, sonst sind sie nicht verkehrsfähig. Die staatliche Beratung im Bereich des Pflanzenschutzes ist aber gerade in armen Ländern sehr lückenhaft. CropLife International hat daher zusammen mit nationalen Partnern ein Trainingsprogramm zum effizienten und verantwortlichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ins Leben gerufen. 1991 haben wir mit Pilotprojekten in Guatemala, Kenia und Thailand begonnen, heute gibt es sie in 70 Ländern. 

Was vermitteln Sie in den Trainings?

Die Bauern lernen, wie sie die Produkte richtig anwenden. Wie und wann sie die Schaderreger optimal bekämpfen, aber auch wie sie die Umwelt und die eigene Gesundheit schützen. Dabei setzen wir auf Demonstrationen vor Ort, auf Diskussionen, Poster und leicht verständliche Faltblätter. Wir vermitteln das Konzept des integrierten Pflanzenschutzes „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Mit den Fortbildungen erreichen wir rund 100 000 Teilnehmer im Jahr. Zehn Prozent davon sind Trainer oder Multiplikatoren, die ihr Wissen wiederum an viele andere Bauern weitergeben.

"Sachlich informieren statt Ängste schüren"