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Das Rothamsted Research Center. Copyright: Rothamsted Research Ltd
21.06.2012
Forschung & Technik

Langzeitstudie untermauert Nutzen von Pflanzenschutz

Rothamsted Research Center. Agrarforschung mit langer Tradition

Etwa 40 Kilometer nördlich von London, in der Nähe des Städtchens Harpenden in Region von St. Albans liegt das Rothamsted Research Center. Diese landwirtschaftliche Forschungsstation sucht ihresgleichen – ist sie doch diejenige mit der weltweit längsten Tradition. Fast 170 Jahre forscht man hier bereits in Sachen Landwirtschaft – immer auf der Suche nach neuen Techniken, mit deren Hilfe sich die landwirtschaftliche Produktivität und Qualität steigern lassen. Eine wahre Fundgrube für Langzeitstudien, die weit in die Zeit vor Industrialisierung und modernem Pflanzenschutz reichen.

Die Region um St. Albans in Hertfordshire ist eine uralte Kulturlandschaft. Schon die Kelten, gefolgt von den Römern, haben hier gesiedelt. Jahrhunderte bevor 1843 der Landbesitzer John Bennet Lawes Rothamsted gründete und den Chemiker Joseph Henry Gilbert als wissenschaftlichen Mitarbeiter verpflichtete, betrieben die Menschen dieser Region Landwirtschaft und bauten unter anderem Weizen an. Seit 1843 jedoch gibt es Aufzeichnungen über die Weizenernte – und Experimente.

Die erste experimentelle Aussaat von Winterweizen auf dem Broadbalk Feld der Rothamsted Farm erfolgte im Herbst des Jahres 1843 – geerntet wurde 1844. Seitdem hat man die Folge von Saat und Ernte ununterbrochen fortgesetzt – auf dem ganzen oder einem Teil des Broadbalk Feldes. Das primäre Ziel dieses Experiments bestand zunächst darin, die Bedeutung von Pflanzennährstoffen auf den Ernteertrag zu untersuchen. Dazu verglich man die Wirkung anorganischer Salze mit der von normalem Stalldünger. Unkräuter hatte man dabei noch nicht im Blick – sie wurden lediglich so effizient wie möglich entfernt, damit sie die Ergebnisse zu Ernteertrag und Bodenfruchtbarkeit nicht beeinflussten.

Bis zum ersten Weltkrieg jätete man das Feld per Hand. Während des Ersten Weltkriegs und danach fehlten jedoch die dafür notwendigen Arbeitskräfte, und die Unkräuter erwiesen sich in den frühen 20er Jahren als erhebliches Problem. Um es zu lösen, teilte man das Feld in fünf Bereiche ein. Jeweils einen Bereich pro Jahr nutzte man nicht für den Getreideanbau sondern pflügte ihn während der Brache intensiv, um so die Unkrautpopulation für die darauf folgenden vier Jahre des Weizenanbaus zurückzudrängen. Mindestens zweimal im Jahr, oft dreimal und teilweise sogar viermal, wurden die jeweils brach liegenden Feldabschnitte gepflügt. Zudem eggte oder harkte man die benachbarten Feldabschnitte zwei- bis viermal im Jahr. Der Erfolg lies nicht lange auf sich warten: Die Ernteerträge erholten sich. Pflanzenschutzmittel hat man erstmals 1953 getestet und nutzt sie seit 1964 auf allen Feldabschnitten.

Wie stark die Weizenernte durch unkontrolliert wachsende Unkräuter beeinflusst wird, zeigt sich beim Vergleich von Feldabschnitten, die in den Jahren zwischen 1985 und 2000 mit unterschiedlichen Pflanzenschutzmitteln behandelt wurden: Der Ernteverlust ohne Herbizide betrug 44 Prozent, bei Verzicht auf Fungizide und Insektizide elf Prozent.

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