Bei exotischen Früchten fallen uns meist eher Papaya, Kaki oder Litschi ein. An den Apfel denkt dabei kaum jemand. Doch auch dieser hat im Laufe seiner Entwicklung eine lange Reise hinter sich. Er stammt nämlich ursprünglich aus einem Gebirge in Kasachstan, wie Wissenschaftler anhand genomischer Analysen herausgefunden haben.
Von Kasachstan nach ganz Europa
Der Kulturapfel (Malus domestica Borkh.) stammt ursprünglich aus Asien. Auf der berühmten Seidenstraße kam er als Frucht oder als Samen zusammen mit Seide oder seltenen Gewürzen vom östlichen China bis ans Mittelmeer. Wissenschaftler haben mit genomischen Analysen die Herkunft des Apfels genauer untersucht. Dazu haben sie das Genom von über 110 verschiedenen Äpfeln sowie der Birne (re-)sequenziert und verglichen. Unter den 24 untersuchten Arten waren neben 35 Sorten unseres modernen Kulturapfels auch Wildapfelarten aus Nordamerika, Europa sowie Ost- und Zentralasien. Es gelang ihnen, die Abstammungsgeschichte des Apfels zu rekonstruieren.
Ein langer Weg von Asien nach Europa
Unsere heutigen Äpfel stammen vom Asiatischen Wildapfel (Malus sieversii) ab. Die domestizierten Äpfel haben ihren Ursprung in Kasachstan im westlichen Teil des Tian-Shan-Gebirges. Auch in Xinjiang im nord-westlichen China gibt es den Wildapfel Malus sieversii. Die Studie konnte jedoch belegen, dass der in China wachsende M. sieversii ein uralter, isolierter Ökotyp des Wildapfels ist, der bei der Domestikation überhaupt keine Rolle spielte. Auf dem Weg von Kasachstan gen Westen kreuzten sich die Wege des wilden Vorfahrens mit dem Europäischen Wildapfel Malus sylvestris. Die entlang der Seidenstraße sprießenden Apfelbäume wurden, da sie Fremdbefruchter sind, auch vom Pollen der einheimisch wachsenden Wildäpfel befruchtet. Zahlreiche Gen-Übertragungen vom Europäischen Wildapfel in den Genpool des Asiatischen Wildapfels (Introgressionen) sorgten letztlich dafür, dass aus der kasachischen Art die Äpfel wurden, die wir heute kennen. Auch im Erbgut unseres Kulturapfels hat das Spuren hinterlassen: Etwa 46 Prozent des Genoms von M. domestica stammt vom Vorfahren M. sieversii und 21 Prozent von M. sylvestris ab, wobei die restlichen 33 Prozent bisher nicht zugeordnet werden konnten. Die Wissenschaftler konnten außerdem interessante genetische Marker (SNPs) identifizieren, die unter anderem die Fruchtgröße oder die Widerstandsfähigkeit beeinflussen. Vor allem der im östlichen Tian-Shan-Gebirge wachsende, isolierte Wildapfel M. sieversii könnte ein verstecktes Juwel für Apfelzüchter sein, da er keinen Anteil an den beiden Domestizierungsrouten des Apfels hatte.
Quelle: pflanzenforschung.de
Weitere Beiträge
Hier finden Sie weitere interessante Inhalte.