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Genügend Nahrungsmittel für Afrika .... Foto: Istock
26.01.2012
Forschung & Technik

Grüne Gentechnik in Afrika: Aktuelle Lage und Perspektiven

Mit Anbau und Forschung gegen Hunger und Dürre

Viele afrikanische Länder sind immer wieder von Hunger bedroht. Die große Herausforderung heißt, genügend Nahrungsmittel zu produzieren. Pflanzenforscher setzen verstärkt auf gentechnische Verfahren, um widerstandsfähigere Pflanzen und höhere Erträge zu erzielen. Dabei haben sie die in Afrika etablierten Pflanzen und die regionalen Probleme im Blick. Derzeit werden in drei afrikanischen Ländern gentechnisch veränderte (gv) Nutzpflanzen kommerziell angebaut. In Kenia genehmigte die Regierung 2011 die Einfuhr von Hilfslieferungen aus gv-Mais zur Linderung des Hungers. Viele afrikanische Regierungen bemühen sich, den Umgang mit gv-Pflanzen zu regulieren.

Diskussionen um gv-Hilfslieferungen nach Kenia

Aufgrund der Hungersnot beschloss die kenianische Regierung im Juli 2011, gv-Mais aus Nord- und Südamerika einzuführen. Nach Angaben der Vereinten Nationen waren dort 2,9 Millionen Hungernde hilfsbedürftig. Die Lieferungen dürfen nicht zur Aussaat verwendet werden, sie müssen gekennzeichnet und von der nationalen Behörde für biologische Sicherheit zertifiziert sein. Die Grüne Gentechnik ist in Kenia nicht unumstritten – die Debatte beschränkt sich aber auf Fachleute und Eliten. Einige Mitglieder aus Parlament und Regierung kritisieren, die Not werde ausgenutzt, um gv-Mais durchzusetzen. Demgegenüber sehen Teile der Regierung, Wissenschaftler und Landwirte in der Gentechnik eine gute Chance, die Bevölkerung zukünftig sicher zu ernähren. 

Bisher profitieren drei afrikanische Länder von gv-Pflanzen

1998 hat Südafrika als erstes Land gv-Pflanzen zugelassen. Die Anbauflächen betrugen 2010 2,2 Millionen Hektar. Auf 78 Prozent der Maisflächen wurden gv-Sorten angebaut, hauptsächlich Weißmais, der überwiegend als Nahrungsmittel genutzt wird. Bei Sojabohnen beträgt der Anteil an gv-Sorten etwa 85 Prozent. Und fast der gesamte Baumwollanbau basiert auf gv-Sorten. In Burkina Faso wurde 2008 erstmals gv-Baumwolle auf 8 500 Hektar ausgebracht, 2010 betrug die Fläche schon 260 000 Hektar, das sind etwa 80 Prozent der Baumwollerzeugung. Die Schädlingsbekämpfung wurde verbessert und der Insektizideinsatz ging deutlich zurück. Der Export von Baumwolle ist die wichtigste Einnahmenquelle des armen Landes. Landwirte in Ägypten säten 2009 auf 1 000 Hektar lokal produziertes gv-Maissaatgut aus. 

Pflanzenforschung orientiert sich an regionalen Bedürfnissen

Gentechnische Verfahren werden eingesetzt, wenn sie Erfolg versprechen. In mehreren afrikanischen Ländern laufen Forschungsarbeiten zu Kulturpflanzen bestimmter Regionen. Mit gv-Pflanzen hofft man, Merkmale, die für die Ernährungssicherung wichtig sind, etwa Widerstandsfähigkeit gegen regional verbreitete Schädlinge oder Pflanzenkrankheiten, zu verbessern. Anpassung an Trockenheit sowie Anreicherung mit bestimmten Nährstoffen sind wichtige Themen. Regierungen und Stiftungen aus den Industrieländern unterstützen die Forschungsprojekte finanziell, private Saatgutfirmen stellen die Basistechnologie und regionale Organisationen übernehmen die Koordination. An den Forschungsarbeiten sind westliche und regionale Universitäten und Forschungseinrichtungen sowie internationale Agrarforschungszentren beteiligt. 

Verbesserte und sichere Nutzpflanzen als Ziel

In Südafrika werden einige neue gv-Mais- und Baumwollsorten im Freiland getestet, meist mit verschiedenen Schädlings- und Herbizidresistenzen sowie Trockentoleranz. Freilandtests gibt es zudem mit gv-Zuckerrohr, gv-Cassava und gv-Weintrauben. Mit einer neu entwickelten virusresistenten Chincherinchee, einer in Südafrika kultivierten spargelähnlichen Pflanzenart, begannen 2011 Versuche im Gewächshaus. In Kenia und Uganda haben 2011 Feldversuche mit dürreresistentem gv-Mais begonnen. Ziel ist es, die Maiserträge bei Trockenheit um 30 Prozent zu steigern. 2010 starteten in Uganda Feldversuche mit gv-Bananen, die gegen die Bakterien Xanthomonas resistent sind. Diese Erreger breiten sich seit zehn Jahren in Zentralafrika aus und kosten die Landwirte jährlich eine halbe Milliarde Dollar. In den nächsten Jahren werden auch neue Züchtungen von Kuhbohnen auf den Markt gelangen, die aufgrund ihres Eiweißgehalts und ihrer Widerstandsfähigkeit Mangelernährung entgegenwirken können. 

Erste Grundlagen für den Umgang mit gv-Pflanzen

Viele afrikanische Länder haben bereits nationale Rahmenwerke zur Nutzung von gv-Pflanzen ausgearbeitet, oft unterstützt vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen. Beim Aufbau von Behörden, die Freilandversuche mit gv-Pflanzen oder deren kommerziellen Anbau genehmigen können, gibt es aber noch Probleme. Die 19 Mitgliedstaaten des Gemeinsamen Marktes für das Östliche und Südliche Afrika (COMESA) haben 2009 beschlossen, eine einheitliche Sicherheitsbewertung von gv-Pflanzen vorzunehmen und so ihre Leistungsfähigkeit zu bündeln. Die Anbauentscheidung bleibt jedoch den einzelnen Staaten überlassen. Die meisten afrikanischen Länder haben darüber hinaus das Cartagena-Protokoll, das internationale Protokoll über biologische Sicherheit, unterschrieben. Dieses Abkommen regelt den grenzüberschreitenden Transport, die Handhabung und den Umgang mit gv-Organismen.

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