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Die prächtige Wildrose Rosa x alba L. 'Nivea' Quelle: Europa-Rosarium, Sangerhausen
18.02.2010
Forschung & Technik

Erste Genbank für eine Zierpflanze: Die Deutsche Genbank Rose

Das Europa-Rosarium Sangerhausen will mit der Deutschen Genbank Rose die genetische Vielfalt der Königin der Blumen bewahren

Das ist genetische Vielfalt: Zwischen 30 000 und 50 000 Rosensorten verschönern die Welt. Das Europa-Rosarium im sachsen-anhaltinischen Sangerhausen beherbergt die umfangreichste Rosensammlung der Welt. Die Rose ist die erste Zierpflanze, die in einer solchen nationalen Genbank erfasst und deren genetisches Material systematisch erhalten werden soll. Im vergangenen Sommer eröffnete der Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Dr. Robert Kloos, die Deutsche Genbank Rose im Europa-Rosarium Sangerhausen.

Während die Rosen im Winter „schlafen“ hat Gerhild Schulz, Sachbearbeiterin Koordinierungsstelle für das Genbanknetzwerk, alle Hände voll zu tun. Die Agrarwissenschaftlerin kümmert sich unter anderem um den Aufbau und die Weiterentwicklung der Genbank.

7 100 Sorten und 500 Wildrosen

„Wir wollen so viel genetische Ressourcen wie möglich erhalten, ansammeln und ein nationales Genbank-Netzwerk für die Rose aufbauen, in dem selbstverständlich auch eine Zusammenarbeit auf internationaler Basis angestrebt wird“, erklärt Schulz. 7 100 Sorten aus aller Welt wachsen derzeit im Rosarium. Hinzu kommen rund 500 Wildrosenarten in ihren innerartlich unterschiedlichen Erscheinungsformen. Insgesamt stehen etwa 80 000 Pflanzen auf rund 13 Hektar Fläche. Besonders seltene Rosen werden nach Möglichkeit an zwei unterschiedlichen Standorten im Gelände angebaut. Das geschieht „für den Notfall, falls die Pflanzen an einer Stelle Schaden nehmen“, wie Schulz im Rückblick auf die Frostschäden des vergangenen Winters berichtet. Je nach Rosensorte oder Wildart können die Pflanzen ohne Nachveredelung langfristig am Standort erhalten bleiben. „Alte Tee-Hybriden sind hingegen oft sehr empfindlich. Diese müssen wir öfter veredeln“, betont die Agrarwissenschaftlerin. In jedem Jahr steht daher eine Kontrolle des Pflanzenbestands an. Dabei entscheiden die Experten, welche Sorten sie in der kommenden Saison veredeln. Denn anders als etwa beim Getreide, wo man das Saatgut über Jahre gekühlt lagern kann, werden Rosen in der Regel über Edelreiser vermehrt und angepflanzt.

Genbank: Die Herausforderung der korrekten Bestimmung

Der Genbank geht es allerdings nicht allein darum, die Sorten im Anbau zu erhalten, sondern vielmehr, sie exakt zu erfassen. Bis ins kleinste Detail werden ihre Merkmale beschrieben, dokumentiert und in einer Datenbank gespeichert. Duft, Blütenfarbe, Knospenform oder Form und Farbe der Frucht, alles wird notiert. Besonders bei den Wildrosen sind oft Einzelmerkmale, wie die Formen der Stacheln oder die Bedrüsung von Blättern oder Früchten für eine korrekte Bestimmung und Unterscheidung ausschlaggebend. Genau das muss aus einer Datenbank hervorgehen. „Eine Datenbank befindet sich immer in der Entwicklung. Sie wird ständig den aktuellen Anforderungen angepasst“, erläutert Schulz. Seit dem vergangenen Jahr etwa steht ein System zur mobilen Erfassung zur Verfügung. Das erleichtert Schulz die Arbeit, denn sie kann die Daten nun direkt im Feld in den Computer eingeben.

Weltweites Netzwerk

Im Europa-Rosarium werden die Rosen seit über 100 Jahren systematisch angebaut. Rund um den Globus bestehen intensive Kontakte zu Rosenzüchtern, Rosengärten und Rosenliebhabern, mit denen ein reger Austausch besteht: Über seltene historische Rosen, Neuzüchtungen und Wildarten in ihren natürlichen Verbreitungsgebieten. Die Stadt Sangerhausen, als kommunaler Träger des Europa-Rosariums, hofft nun auf eine dauerhafte finanzielle Unterstützung bei der Konsolidierung der Deutschen Genbank Rose durch die Europäische Union, den Bund und das Land Sachsen-Anhalt. Das Europa-Rosarium ist ganzjährig für Besucher geöffnet, im Winter bei freiem Eintritt.