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Der Pilz Spaeropsis sapinea schädigt die jungen, im Wachstum befindlichen lang-und Kurztriebe der Kiefer. Foto: JKI
10.02.2011
Forschung & Technik

Eingewanderte Pilze bringen neue Krankheitsbilder mit

Diplodia-Triebsterben der Kiefer und Rußrindenkrankheit beim Ahorn breiten sich in heimischen Forsten aus

Nicht nur neue Schädlinge sondern auch bisher bei uns unbekannte Pflanzenkrankheiten schädigen den deutschen Wald. Dadurch kann sich die Zusammensetzung der Baumarten unserer Wälder verändern. Besonders zwei pilzliche Erreger haben sich unerwartet stark ausgebreitet: das Diplodia-Triebsterben der Kiefer und die Rußrindenkrankheit beim Ahorn. Die wärmeren Temperaturen der letzten Jahre haben den Erregern den Sprung aus südlicheren Gefilden über die Alpen erleichtert.

Prof. Dr. Alfred Wulf, der Leiter des Instituts für Pflanzenschutz in Gartenbau und Forst beim Julius Kühn-Institut (JKI) schildert die Situation: „Grundsätzlich müssen wir mit einer Zunahme solcher Phänomene rechnen. Allerdings heißt das nicht, dass es immer schlimmer wird, denn wir werden auch andere Krankheiten, die sich unter den veränderten Bedingungen nicht wohl fühlen, los. Man sieht es nur nicht sofort. Im Forst ist das ein langsamer Prozess“. 

Die neuen Krankheiten sind aber bereits da. Als Spätfolge der Trockenheit im Sommer 2003 ist die Rußrindenkrankkeit beim Ahorn erstmals in Deutschland aufgetreten. Das Diplodia-Triebsterben an der Kiefer hat sich in den vergangenen Jahren zu einer sehr ernsten Baumkrankheit entwickelt. 

Triebsterben aus dem mediterranen Raum bekannt

„Solche Pathogene an Nadelgehölzen bekommen plötzlich eine größere Bedeutung. Wir kannten sie bisher eher aus dem mediterranen Raum, südlich der Alpen. Bei uns trat das Diplodia-Triebsterben nur in bescheidenem Umfang auf. Dass es so massiv wird, haben wir nicht erwartet“, berichtet Wulf. Das Triebsterben wird von dem Wärme liebenden Pilz Sphaeropsis sapinea verursacht. Dieser schädigt vor allem die jungen, im Wachstum befindlichen Lang- und Kurztriebe an zwei- oder dreinadeligen Kiefern. Sie verfärben sich braun und sterben ab. Gleichzeitig können Kronenteile und im Extremfall sogar ganze Bäume zu Grunde gehen. Im abgestorbenen Rindengewebe entwickeln sich schwarze, rundliche Pilzfruchtkörper von etwa einem Millimeter Größe. Im Stammholz ruft der Pilz durch die Besiedlung mit dem dunklen Pilzmyzel die so genannte Holzbläue hervor.

„Der großflächige Einsatz von Fungiziden zur Pilzbekämpfung ist im Forst nicht üblich. Bei starkem Befall sollte man die Bäume ernten und bei der Aufforstung einen Baumartenwechsel in Erwägung ziehen. Doch es gibt gerade für die trockenen und leichten Standorte, etwa im Nordosten, nicht sonderlich viele Alternativen“, meint Wulf. 

Sporen schädigen auch den Menschen

Die Rußrindenkrankkeit beim Ahorn wird durch den Pilz Cryptostroma corticale verursacht. Der Pilz profitiert von höheren Temperaturen. Er trat erstmals 2005 in Deutschland auf. „Zuvor kannten wir die Rußrindenkrankheit aus Großbritannien, Frankreich oder Nordamerika“, sagt der Experte vom JKI. Ihren Namen verdankt die Krankheit dem vom Pilz gebildeten Sporenlager – einem schwarzen, großflächigen und russartigen Belag. Dieser ist selbst für den Menschen nicht ungefährlich, denn eingeatmete Sporen können die Lungenbläschen schädigen. Dies sei bei Waldarbeitern in Nordamerika beobachtet worden, bestätigt Wulf. Bäume, die durch Wassermangel und Hitze geschwächt sind, bieten dem Pilz ideale Bedingungen. Hier kann er sich in Ruhe und unbemerkt ausbreiten. Bis die Schädigung erkennbar wird, kann es laut Wulf mehrere Jahre dauern.

Veränderungen der Baumartenzusammensetzung

Derzeit diskutieren Experten, welche Auswirkungen die eingewanderten Krankheiten auf die Wälder haben und welche Veränderungen damit einhergehen. Schließlich machen beispielsweise Kiefernwälder knapp ein Viertel des deutschen Forstbestandes aus. Wälder haben bei uns drei Hauptaufgaben: „Eine ausgeglichene Kombination von Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion der Wälder wäre ideal“, erklärt der Pflanzenschutzexperte. Nun gilt es entsprechende Strategien zu entwickeln, um der Idealvorstellung möglichst nahe zu kommen. Dazu gehört auch, eventuell zusätzliche Baumarten zu etablieren.

Vermehrung über Sporen

Viele Baumpilze besiedeln zwar Nadeln und Rinde, sind aber nicht in der Lage Holz zu zersetzen. Auf der Suche nach Nährstoffen, die sie sich aus dem Pflanzengewebe erschließen, durchdringen die Baumpilze das Wirtsgewebe mit ihren Hyphen. Dabei entsteht ein regelrechtes Netz aus Pilzfäden, das nach und nach den gesamten Baum zerstört. Auch die von außen sichtbaren Fruchtkörper bestehen aus Pilzgeflecht. In ihrem Innern entwickeln sich die Sporen. Wenn sie reif sind, werden sie herausgeschleudert und vom Wind weitergetragen – bis zum nächsten Wirtsbaum.

Die Fähigkeit, Holz zu zersetzen, also Zellulose oder Lignin abzubauen, ist insbesondere einigen Vertretern aus der Gruppe der Ständerpilze vorbehalten. Solche so genannten Holzpilze bilden dann auch die größeren, spektakulären Fruchtkörper, die man im Wald häufig an absterbenden oder bereits umgefallenen Bäumen findet.