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In unseren Breitengraden fühlen sich nur weibliche Käfer des Dickmaulrüsslers wohl. Quelle: Pflanzenschutzamt Berlin
11.05.2006
Forschung & Technik

Dickmaulrüssler ärgern Hobby- und Erwerbsgärtner

Wenn es Nacht wird in ungezählten Gärten, setzt der Käfer des Dickmaulrüsslers zu seinem Buchtenfraß an den Blättern von Ziergehölzen an.

Der typische, nächtliche Buchtenfraß an den Blatträndern von Ziergehölzen in Gärten, verschiedenen Zierpflanzen und Gemüsearten in Gärtnereien und an Weinreben verrät die Anwesenheit des Gefurchten Dickmaulrüsslers. Während es sein kleiner schwarzer Käfer auf die oberirdischen Pflanzenteile, ob Blätter, Rinde oder auch Blütenblätter abgesehen hat, droht unterirdisch noch größere Gefahr von seiner Larve. Sie frisst an den Wurzeln und dem Wurzelhals, so dass die Pflanzen absterben.

Frauenpower in Käfergestalt

Die Gattung Dickmaulrüssler umfasst etwa 150 Arten, von denen 10 bis 15 Vertreter Kulturpflanzen schädigen. Die bekannteste und gefürchtetste Art ist der Gefurchte Dickmaulrüssler Otiorhrynchus sulcatus. Der etwa 10 bis 15 mm große, ovale, schwarze Käfer ist an seinem langgestreckten, rüsselförmigen Kopf leicht zu erkennen. Er ist in Amerika, Australien, im Fernen Osten, Neuseeland und in Europa zu Hause, wobei sich in unseren Breitengraden nur weibliche Käfer wohl fühlen. Sie lassen es weder am Appetit noch an der Fortpflanzung fehlen. Bei ihren Nahrungspflanzen sind sie nicht wählerisch und vermehren sich rasant per Jungfernzeugung. Ein einziges Insekt reicht deshalb aus, um eine Käferplage auszulösen.

Gefräßige Brut

Bis zu 1 000 Eier legen die Käfer von Juli bis Oktober an die Wurzeln ihrer Wirtspflanzen oder in das Bodensubstrat. Nach wenigen Wochen schlüpfen weiße, runzlige und fußlose bis 12 mm große, bauchwärts gekrümmte Larven mit einer braunen Kopfkapsel. Sie beginnen zunächst Wurzelhaare und dann zunehmend größere Wurzelteile abzufressen, bis die Wurzeln vollständig entrindet sind. Auch der Wurzelhals und die Stammbasis sind für sie nicht tabu. So geht es beispielsweise den Wurzeln von Primeln oder der Knolle des Alpenveilchens an „den Kragen“. Wenn die Pflanzen zu welken beginnen, ist es oft schon für eine Rettung zu spät, weil die Wurzeln zerstört sind.

Gut zu Fuß und perfekt getarnt

Die Larven überwintern im Wurzelbereich der Wirtspflanzen. Nach der Winterruhe folgt im Frühjahr eine kurze Fraßperiode bevor sich die Larven im April/Mai verpuppen. Nach drei Wochen schlüpfen die erwachsenen Käfer. Per pedes machen sie sich auf die Suche nach Blattgrün – fliegen können sie nicht. Sie sind dämmerungsaktiv und verstecken sich tagsüber am Fuß der Pflanzen oder im Boden. Werden sie überrascht, lassen sie sich sofort zu Boden fallen.

Vom Erdbeerfeld bis zur Orchidee

Das Wirtsspektrum des Winzlings ist riesig: Ursprünglich als Schädling im Weinbau bekannt geworden, befällt der Käfer Erdbeerfelder und Baumschulen. Zu seinen bevorzugten Wirtspflanzen zählen insbesondere Eibe, Lebensbaum, Liguster Kornelkirsche, Rhododendron, Efeu, Erika, Felsenmispel, Ahorn, Feuerdorn und Pfaffenhütchen. Versteckt im Bodensubstrat von Topfpflanzen wurde er in ungezählte Gärten eingeschleppt. In kältegeschützten Wintergärten und an Zimmerpflanzen fühlt er sich so wohl, dass die Winterruhe ausfällt. Dann kann das Krabbeltier auch für die Bewohner lästig werden.

Bekämpfungsmöglichkeiten

Z. Zt. ist kein Insektizid mehr zur Bekämpfung des Schädlings zugelassen. Es bleiben biologische Mittel, bestehend aus insektenparasitären Nematoden. Voraussetzung für die Wirkung der Nematoden auf die Larven im Boden ist, dass über einen längeren Zeitraum die richtigen Temperaturen und die richtige Feuchtigkeit herrschen. Nematoden sind winzige Fadenwürmer der Bodenfauna, die in die Larven und Puppen des Dickmaulrüsslers eindringen und sich von ihnen ernähren. Die Nützlinge können im Fachhandel bezogen und mit dem Gießwasser ausgebracht werden. Die besten Zeiten für eine Bekämpfung der Larven sind der September und das zeitige Frühjahr. Sie können auf den Boden gegossen oder gespritzt werden, sobald seine Temperaturen 12º C betragen.

Wenn es um den Käfer geht, kann man auch Bretter neben die befallenen Pflanzen auf den Boden legen. Käfer, die sich tagsüber darunter verstecken, können so gefunden werden. Auch in Tontöpfen mit feuchtem Papier oder Weintrieben verstecken sich die Käfer gerne. Man hängt die Töpfe in die Pflanzen.